Özdemir: Bürger sollen weniger und langsamer Auto fahren

Umweltministerin räumt Zwänge bei Energie-Handelsbeziehungen ein

Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) hat die Bürger aufgefordert, freiwillig Tempo 130 auf Autobahnen einzuhalten. „Ich nehme zur Kenntnis, dass es derzeit in der Koalition keine Mehrheit für Tempo 130 gibt. Aber zum Glück hat jeder hat die Freiheit, langsamer auf Autobahnen zu fahren“, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Angesichts der hohen Energiepreise und der starken Abhängigkeit von Russland kann ich nur dazu raten. Wir könnten sofort auf einen Schlag relevant Energie einsparen.“ Niemand sei gezwungen, „mit 200 Sachen über die Autobahn zu ballern“. Özdemir rief auch dazu auf, das Auto seltener zu benutzen. „Wir sollten, wo möglich, das Auto gerne mal stehen lassen – und lieber mit Rad, Bus und Bahn unterwegs sein“, sagte er.

Umweltministerin räumt Zwänge bei Energie-Handelsbeziehungen ein

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hat Verständnis für die Kritik an Energieimporten aus autokratischen Regimen wie Russland, aber auch aus Katar oder den Vereinigten Arabischen Emiraten gezeigt. „Natürlich kann ich das verstehen, und das entspricht ja auch ganz unserer Linie in der Bundesregierung“, sagte sie der „Rheinischen Post“. „Nur zur Wahrheit gehört auch, dass wir uns in einer globalen Wirtschaft nicht immer und zu jedem Zeitpunkt aussuchen können, mit wem wir Handel treiben“, so Lemke. „Das ist für uns eine sehr schmerzliche Situation, das gebe ich gerne zu.“ Sie sei, auch das gehöre zur Wahrheit dazu, „nicht zuletzt das Resultat jahrelanger politischer Versäumnisse“, so die Grünen-Politikerin. Der russische Krieg in der Ukraine zeige erneut, wie wichtig es sei, sich von den fossilen Energien zu befreien. „Viel zu lange hat die Bundesregierung auf fossile Energien gesetzt und den Ausbau der erneuerbaren Energien gebremst. So entstand eine starke Abhängigkeit von Russland. Wir müssen uns energiepolitisch unabhängig machen – und das heißt, so schnell wie möglich komplett auf erneuerbare Energien umstellen und die Energieeffizienz verbessern. Das geht, und das schaffen wir, wenn wir alle an einem Strang ziehen“, hob Lemke hervor. Zugleich verwies sie auf die Notwendigkeit von gesellschaftlichen Mehrheiten für eine ambitionierte Klimapolitik. „Fridays for Future hat die Klimaschutzdebatte enorm vorangebracht, denn die Bewegung hat weltweit die Klimafrage und die Dringlichkeit zu handeln an die Küchentische, in die Betriebe und in viele andere Teile der Gesellschaft gebracht. Ambitionierte Klimapolitik braucht den Rückhalt der Bevölkerung und gesellschaftliche Mehrheiten“, so die Umweltministerin weiter. +++