Neuinfektionszahlen ziehen wieder an – Erstmals über 1.000 Tote

Bundestagspräsident warnt vor Impfnationalismus

Erstmals seit Beginn der Pandemie hat das Robert-Koch-Institut (RKI) am frühen Mittwochmorgen eine vierstellige Anzahl an neuen Corona-Toten gemeldet. 1.129 neue Fälle von Menschen, die mit oder an dem Virus starben, wurden binnen 24 Stunden bekannt, wie aus Daten des Instituts hervorgeht. Vermutlich sind darin aber auch nachgemeldete Fälle enthalten, da viele Ämter über die Weihnachtstage keine Daten weitergegeben hatten. Auch die Zahl der Corona-Neuinfektionen zieht wieder an. Konkret meldete das RKI 22.459 neue Fälle und damit nur noch neun Prozent weniger als vor genau einer Woche. In den letzten Tagen hatte das Minus im Vergleich zur Vorwoche stets 30 bis über 50 Prozent betragen – offensichtlich ebenfalls durch die Feiertage bedingt. Auf den Intensivstationen wurden unterdessen am frühen Mittwochmorgen 5.643 Covid-19-Patienten intensiv behandelt, 61 mehr als 24 Stunden zuvor.

Bundestagspräsident warnt vor Impfnationalismus

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) hat Vorwürfe zurückgewiesen, die Bundesregierung habe für Deutschland nicht genug Corona-Impfstoffdosen gesichert. „Ich kann die Kritik zwar nachvollziehen, aber ich halte sie dennoch für falsch“, sagte Schäuble der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Man könne Ungeduld nicht zum Maß aller Dinge machen und den Menschen in ärmeren Weltregionen den Impfstoff wegschnappen. Angesichts der Impfstoffknappheit hatte unter anderen Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) moniert, die Bundesregierung habe die Dringlichkeit der Impfstoffbestellung anfangs offenkundig unterschätzt. „Es war richtig, dass Gesundheitsminister Jens Spahn den europäischen Weg gewählt hat und wir in Europa gemeinsam vorgehen“, sagte Schäuble dazu. In der Krise wachse die EU zusammen. Das sei „enorm ermutigend“, so der Bundestagspräsident und CDU-Politiker. „Die Krise überwinden wir nur mit Solidarität, in Europa und auch darüber hinaus“, mahnte Schäuble mit Blick auf Warnungen, es bleibe nicht genug Impfstoff für ärmere Regionen. So geht die Caritas davon aus, dass in 70 ärmeren Ländern kommendes Jahr nur zehn Prozent der Bevölkerung geimpft werden können, weil sich die entwickelten Länder den Großteil der Kapazitäten bereits gesichert hätten.

Laborärzte-Chef warnt vor Abzocke bei Corona-Schnelltests

Der Chef des Berufsverbandes Deutscher Laborärzte (BDL), Andreas Bobrowski, warnt vor Wucherpreisen bei Corona-Antigen-Schnelltests. „Es ist umso schlimmer für unseren Berufsstand, wenn Ärzte das machen“, sagte Bobrowski der „Welt“. Der Marktwert der Tests beträgt rund fünf Euro, einige private Anbieter und auch Mediziner stellen aber bis zu hundert Euro in Rechnung. „Wer sich in einer Notsituation auf Kosten der Patienten bereichert, gehört angezeigt. Die Ärztekammern müssten hier eingreifen“, so Bobrowski. Er warnt zudem vor einer „Antigentest-Schwemme“. Deutschland drohe, den Überblick über das Pandemiegeschehen zu verlieren. Denn im Gegensatz zum PCR-Verfahren, das im Labor stattfindet, werden die Ergebnisse von Antigentests nicht an die Gesundheitsämter gemeldet. Weiterhin kritisierte Bobrowski, die deutschen Labore seien zu abhängig von Zulieferern in Fernost. Er wünsche sich nationale Reserven für Labormaterialien. Die Labore hätten während der Pandemie personell massiv aufgestockt, was jedoch auch daran lag, dass sie „ins digitale Mittelalter zurückmussten“. Weil viele Gesundheitsämter weiterhin analog arbeiten, seien die Labore gezwungen, die Zahlen der Neuinfektionen per Faxgerät zu melden. +++