Nach Vize-Landrat warb auch Fuldas Stadtoberhaupt für heimische Tageszeitung

Das kann doch nicht Ihr Ernst sein, Herr Dr. Wingenfeld!

Um diese Anzeigen geht es ...

Fulda. Nachdem schon Vize-Landrat Frederik Schmitt als Werbeikone in der heimischen Zeitung erschien, warb nun auch Fuldas Stadtoberhaupt für die heimische Tageszeitung. „Das kann doch nicht Ihr Ernst sein, Herr Dr. Wingenfeld!“, kommentiert die Stadtfraktion Die Linke.Offene Liste/ Menschen für Fulda, den Werbeauftritt des Fuldaer Oberbürgermeisters in der FZ für die FZ. Betitelt ist die am Freitag, den 29. Juli 2016, auf der Lokalseite erschienene Anzeige * mit „HAND in HAND zum ERFOLG!“.

Freundlich lächelnd und passend im FZ-Blau beschlipst, erklärt Dr. Heiko Wingenfeld, als Oberbürgermeister der Stadt Fulda, in dieser Anzeige: „Die Fuldaer Zeitung ist ein ‚Unverzichtbarer Teil der Region‘, weil sie seit ihrer Gründung, vor mehr als 140 Jahren, als feste Institution in der Stadt und der Region, das Zeitgeschehen aus authentisch Fuldaer Perspektive heraus widerspiegelt und für ihre Leser aufbereitet. Nur wer Zeitung liest, ist ein wirklich umfassend informierter Bürger!“ Zudem wird die Zeitung, als „Unverzichtbarer Teil der Region seit 1874“, bezeichnet.

„Ein Werbeauftritt für die Zeitung, gehört ganz sicher nicht zu den Aufgaben eines Stadtoberhaupts. Als Teil des Magistrats, vertritt der Oberbürgermeister die Stadt und gibt Erklärungen der Stadt in seinem Namen ab (vgl. § 71 Abs. 1 HGO). Werbeauftritte für kommerzielle Unternehmen, sind daher nicht möglich. Zudem bevorzugt er damit in unzulässiger Weise, ein osthessisches Veröffentlichungsorgan. Die FZ und die anderen zur Parzellergruppe gehörenden Medien, sind schließlich nicht die einzigen Online- und Printmedien in unserer Region“, verdeutlicht Fraktionsvorsitzende Karin Masche. Man könne diesen politisch skandalösen Werbeauftritt als peinlichen Fehler abtun, wenn die Bevorzugung der Zeitung, nicht schon Methode habe.

Masche spielt darauf an, dass dieses Printmedium, nicht nur das einzige offizielle Veröffentlichungsorgan der Amtlichen Bekanntmachungen sei und Parzeller – für die jeden Dienstag in der FZ erscheinen Stadtseiten, jährlich pauschal 98.000 Euro zzgl. Mehrwertsteuer (Stand Frühjahr 2012) für von der Magistratspressestelle verfasste Artikel und Bekanntmachungen erhalte – obwohl die Stadt Fulda, mit dem Printmedium ‚Fulda Informiert‘, das an alle Haushalte in der Stadt verteilt werde (übrigens durch die Mediengruppe Parzeller), und der Internetpräsenz, zwei eigene Veröffentlichungsorgane unterhalte, heißt es in der Mitteilung.

Als „zynisch“ kritisiert Masches Fraktionskollegin Ute Riebold, die Aussage des Fuldaer Oberbürgermeisters, dass die FZ seit „mehr als 140 Jahren … das Zeitgeschehen aus authentisch Fuldaer Perspektive heraus widerspiegelt“. „Damit ist peinlicherweise, auch deren unrühmliches Wirken während der 12-jährigen Nazidiktatur umfasst, das im Zeitraum von 1945 bis 1951 ein Erscheinungsverbot nach sich zog.“ +++ fuldainfo