Mit Greenpeace gerät erneut eine Institution ins Zwielicht

Düsseldorf. So recht weiß man gar nicht, was einen fassungsloser machen soll: Der Umstand, dass Greenpeace 3,8 Millionen Euro Spendengelder mit Währungsspekulationen verliert, oder die nachgeschobene Erklärung, man könne aber ausschließen, dass der inzwischen gefeuerte Mitarbeiter sich habe persönlich bereichern wollen. Hallo? Geht’s noch? Wer Greenpeace Geld spendet, hat ein bestimmtes Bild von der kämpferischen Umweltschutzorganisation: Es sind mutige bärtige Männer, die sich in wackeligen Schlauchbooten gegen den Mord auf den Meeren stellen, die Robben-Babys retten und sich waghalsig von Schornsteinen abseilen.

Nun müssen wir akzeptieren: Auch der unschuldige Regenbogen lässt sich in die hässliche Zickzack-Linie eines Währungskurses umbiegen. Wem können wir eigentlich noch vertrauen? Dem ADAC nicht, diesem Pannendienst, der uns jahrelang beim Auto des Jahres belogen hat. Dem TÜV nicht, der einfach alles testet (und unsere Autos), aber es bei Brustimplantaten nicht so genau nimmt. Der Stiftung Warentest nicht, die sich ihre eigenen Wahrheiten über Schokolade quadratisch, praktisch, gut zurechtgebastelt hat – und vor einem halben Jahr noch Greenpeace als verlässlichen Spendenempfänger empfahl. Von den Kirchen fangen wir hier am besten gar nicht erst an.

Meinungsforscher und Politikwissenschaftler konstatieren seit Jahren, dass das Misstrauen der Deutschen in Institutionen zunimmt. Bisher nahm Greenpeace noch einen Spitzenwert des Vertrauens ein, vergleichbar nur dem Roten Kreuz und der Caritas. In den 80er Jahren traute den Non-Profit-Organisationen noch jeder zweite Deutsche. Das tun nach aktuellen Umfragen keine 13 Prozent mehr. Man könnte das als Vertrauenskrise beschreiben, die den ausgeprägten deutschen Hang zum Misstrauen weiter verstärkt. Ein amerikanischer Reiseführer warnte schon vor Jahren: „Wenn man einen Deutschen zu freundlich anspricht, glaubt er schnell, dass man ihn reinlegen will.“ Vielleicht ist das aber ja gar kein schlechter Zug. Man muss schließlich nichts glauben, was man prüfen kann. Vertrauen ist gut. Kontrolle meist jedoch wirklich besser. +++ fuldainfo | Ulli Tückmantel  – WZ