Merz hört mit – Körpersprache oder: Mit breiter Brust auf Augenhöhe

Fulda/ Gießen. An diesem Tag des Endspiels bei der Fußballweltmeisterschaft, an dem die Nation focussiert ist auf den Gewinn des 4.Sterns, vulgo Titels, und an dem der Vater und vor allem die Mutti der Nation zum Zuckerhut eilen, um unserer Mannschaft – die übrigens noch keinen eigenen Namen hat, wie in Brasilien die Selecao oder in der Schweiz die „Nati“, der Ideenwettbewerb ist hiermit eröffnet – Rücken und Meniskus zu stärken, an diesem Tag also ist es angebracht, über die Beziehung von Fußball und Politik, von Körper und Geist, von Körper und Sprache, über Körpersprache zu sprechen.

Dabei ist zunächst einmal festzustellen, dass wir, also WIR, also die Nation in ihrer Gesamtheit, breit aufgestellt sind. Denn während sich aus Berlin Bundespräsident und Bundeskanzlerin aufmachen, da bleibt Argentiniens Präsidentin, obwohl das Spiel ja quasi nebenan stattfindet, zuhause: wg. Halsentzündung und Kindergeburtstag! Eine dümmere Ausrede hätte sich wohl kaum finden lassen, denn natürlich konnte man früher eine „politische Grippe“ haben oder „diplomatisch verschnupft“ sein, aber bei einem WM-Endspiel hätte es doch mindestens eine Adduktorenzerrung, ein Muskelfaserriss oder eine Reizung der Patellasehne sein müssen.

Fußballpolitisch betrachtet ist das fast schon eine Kapitulation, in jedem Fall bewegt sich Argentinien damit wohl kaum auf Augenhöhe und man darf getrost annehmen, dass unsere Spieler nun mit doppelt breiter Brust, nämlich der von Gauck und Merkel, im Maracana-Stadion auflaufen werden, während die Argentinier sozusagen ohne Mutterbrust auskommen müssen. Mit Spannung wird darauf gewartet, welche Choreo sich Präsident und Kanzlerin ausgedacht haben und ob sie bei der Hymne mitsingen. Manche professionellen Unkenrufer warnen aber vor dem Druck, der durch die Anwesenheit der höchsten Repräsentanten der Nation auf die Spieler ausgeübt werden könnte. In jedem Fall sind schon mal die Druckmessgeräte vom Prüfstand geholt worden. In jedem Fall ist aber vor dem Spiel gegen Argentinien genauso vor „Euphorismus“ zu warnen, wie es Monika Lierhaus bei der WM in Südafrika tat – nach dem Spiel gegen Argentinien! Nach dem Spiel ist eben immer irgendwie auch vor dem Spiel.

Neben dem Präsidenten und der Kanzlerin wird die Nation auch noch durch ein paar Bundestagsabgeordnete vertreten werden, so dass von den drei Gewalten Legislative, Exekutive und Judikative nur die letztere fehlt. Es wird aber gemunkelt, dass das Schiedsrichterteam dieses Mal von einer verdeckt operierenden Delegation des Bundesverfassungsgerichts gestellt wird, was schon allein deswegen praktisch wäre, weil dann im Fall des Falles sofort an Ort und Stelle höchstrichterlich entschieden werden könnte, wer mit Philipp Lahm unter die Dusche und wer Mesut Özils schmale an die eigene breite Brust drücken darf.

Solcherart breit aufgestellt darf man annehmen, dass das Team von Jogi Löw einen starken Aufschlag machen wird und dass der Ankündigungeritis nun konkrete Taten folgen werden. Löw war ja, anders als mancher Politiker, nicht der Ausschließeritis verfallen, sondern hält sich konsequent alle Laufwege offen und zwar ohne jede Ausnehmeritis und vor allem nach hinten. Dort wird Lahm sicher wieder die alte 1.Weltkriegs-Maxime „Macht mir den rechten Flügel stark!“ mit Leben erfüllen. Damit ist die Nation ja schon immer gut gefahren! Sollte hinten wieder Mertesacker spielen, ist eh schon alles klar: Mit dem ist kein Argentinier auf Augenhöhe! Bleibt die Frage, ob „der Spagat zu breit angelegt“ sein wird (H. Seehofer, Bayerischer Ministerpräsident,CSU, zitiert nach: Süddeutsche Zeitung, 27.Mai 2014. In jedem Fall aber gilt: „Das Mannschaftsspiel wird eine ganz wichtige Rolle spielen.“ (J.Singhammer, Bundestags-Vizepräsident, CSU, zitiert nach: ebd.). +++ fuldainfo | gerhard merz