Linker Ministerpräsident kritisiert Klimaschutzpläne seiner Partei

Legasthenikern zu offenem Umgang mit der Lernschwäche geraten

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke)

Der thüringische Ministerpräsident, Bodo Ramelow (Linke), hat die Klimaschutzpläne seiner Partei kritisiert. Es gebe ein afrikanisches Sprichwort: „Das Gras wächst nicht schneller, nur weil man am Halm zieht“, sagte Ramelow der „Bild am Sonntag“ mit Blick auf den vom Bundesvorstand beschlossenen Kohleausstieg im Jahr 2030. Der Ausstieg aus der Kohle werfe das Problem auf, dass der bei der Kohlegewinnung entstehende Gips durch Naturgips ersetzt werden müsse. Das mache rund sieben Tonnen jährlich aus.

Thüringen sei das größte Gipsabbaugebiet Deutschlands. „Ich habe keine Lust, dass für einen schnelleren Kohleausstieg der gesamte Harz abgebaggert wird. Man kann viel beschließen und fordern. Aber wenn man nicht sagt, wie es am Ende gehen soll, dann bietet man keine Lösungen“, so Ramelow. Kritisch steht er auch zu der Forderung der Linkspartei für einen kostenlosen Nahverkehr: „Meine Bundespartei kann und soll als Opposition auch Radikales fordern. Ich mu ss hier mit der kommunalen Realität umgehen. Beim kostenlosen Nahverkehr bin ich sofort dabei, wenn mir jemand sagt, wie das bezahlt werden soll. Wenn ich es bezahlen muss, ist das nicht finanzierbar.“ In der Verkehrspolitik müsse er als Ministerpräsident die Realitäten seines Bundeslandes berücksichtigen: „In einer Metropole wie Berlin macht eine Debatte um autofreie Städte sicher Sinn. Hier in Thüringen muss man aber erklären, wie die Menschen von Schleiz nach Erfurt kommen.“

Legasthenikern zu offenem Umgang mit der Lernschwäche geraten

Bodo Ramelow (Linke) empfiehlt Legasthenikern einen offenen Umgang mit ihrer Lernschwäche. „Ich rate allen mit einer Lernbehinderung, sich diese einzugestehen“, sagte Ramelow der „BamS“ weiter. „Eltern von Legasthenikern empfehle ich, sich professionelle Hilfe zu besorgen. Ohne die wird es schwierig, Fortschritte zu machen. Und dann muss man dazu stehen. Deshalb rede ich auch offen darüber. Ich will, dass die Leute sehen: Man kann Legastheniker sein und Ministerpräsident werden.“ Ramelow ist selbst Legastheniker, was aber erst spät erkannt wurde. Er verließ die Schule zunächst mit einem Hauptschulabschluss und machte anschließend eine Lehre. Erst als er mit 19 Jahren einen zweiten Anlauf auf der Berufsaufbauschule wagte, bemerkte eine Lehrerin das Problem. Sie schickte ihn zum Schulpsychologen, der die Legasthenie diagnostizierte. Ramelow konnte erst die Mittlere Reife, dann die Fachhochschulreife nachholen. 1990 kam der gebürtige Niedersachse Ramelow nach Thüringen, um dort die Gewerkschaft HBV aufzubauen. Über sein Leben als Westdeutscher in Ostdeutschland sagte er: „Ich bin jetzt seit 30 Jahren im Osten, habe viel über ihn gelernt. Aber es gibt einen wichtigen Unterschied: Ich habe nie unter dem Druck der DDR gelebt.“ Zu Beginn seiner Zeit in Thüringen sei er gelegentlich noch als „Wessi“ beschimpft worden. Heute passiere das nur noch auf Facebook: „Da steht dann Hau ab nach Niedersachsen oder Im Westen nichts geworden, hier Ministerpräsident. Das sind Menschen, deren Lebenssinn im Pöbeln zu bestehen scheint.“ Auf die Frage, wo er einmal beerdigt werden möchte, antwortete Ramelow: „Hier in Thüringen. Das ist seit 30 Jahren meine Heimat.“ +++

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