Lehrerverband nennt Hauptschul-Abschaffung „fatalen Fehler“

Eine massive Fehleinschätzung

Schule, Medien, Bildung

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Hans-Peter Meidinger, hält die Zusammenlegung von Hauptschulen mit anderen Schulformen zu Sekundarschulen für einen Fehler. „Mit der Abschaffung der Hauptschule hoffte die Politik auch den Hauptschüler abzuschaffen“, sagte Meidinger der „Bild“. „Das war natürlich eine massive Fehleinschätzung und ein fataler Fehler.“ Man habe die Probleme der Hauptschulen auf die Gesamt-, Regel- und Mittelschulen verlagert. Das seien allerdings Schulen, wo die Bedürfnisse der ehemaligen Hauptschüler vielfach kaum berücksichtigt würden, so Meidinger.

Eine Gesamtschule definiere sich heute oft danach, wie viele Abiturienten sie produziere, nicht danach, wie vielen sie mit erstem allgemeinbildendem Abschluss (früher Hauptschulabschluss) Ausbildungsplätze verschaffe. „Die frühere Stärke der Hauptschule, die Berufsorientierung, vermissen wir im heutigen Schulsystem schmerzlich.“ Die bildungspolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion Ria Schröder schätzt die Diskussion als fehlgeleitet ein. „Viel wichtiger als die Diskussion über die Existenz der Hauptschule ist die Qualität und Durchlässigkeit des Schulsystems.“ Der Unionsfraktions-Bildungssprecher Thomas Jarzombek sagte dazu: „Hauptschulen sind fester Bestandteil des dreigliedrigen Schulsystems und leisten einen guten Beitrag.“

Die Grünen sprechen sich dagegen gegen eine frühe Aufteilung der Schülerschaft in verschiedene Schulformen. „Grundsätzlich halte ich es im Sinne der Inklusion und guter Bildungschancen für alle Kinder für richtig, längeres gemeinsames Lernen zu fördern“, so die bildungspolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Nina Stahr. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa für die „Bild“ (Freitagausgabe) sagten 57 Prozent der Befragten, sie betrachten eine Abschaffung der Hauptschule als (eher) falsch. 28 Prozent empfinden dies als (eher) richtig. Für die Erhebung wurden im Zeitraum von 28. April bis 2. Mai 1.003 Personen befragt. +++