Landtagswahl: Hering MdL und Müller MdL luden zum Gastrogipfel

Direktkandidaten der CDU widmeten sich komplexem Thema

Rund 60 Gäste sind am Montag auf Einladung des Fuldaer Kreisverbandes der Mittelstands- und Wirtschaftsunion anlässlich einer Wahlkampfveranstaltung der beiden heimischen Direktkandidaten der CDU, Thomas Hering MdL (Wahlkreis 14; Fulda I) und Sebastian Müller MdL (Wahlkreis 15; Fulda II), im Landgasthof Hessenmühle in Großenlüder-Kleinlüder zusammengekommen. Unter der Themenüberschrift „Gastro-Gipfel“ widmeten sich auf dem Podium neben den Landtagsabgeordneten Thomas Hering und Sebastian Müller der Hotelier und Gastronom sowie langjähriger Vorsitzender und Hauptinitiator der Regionalmarke „Rhöner Charme“ Dieter Kehl, der Vorsitzende der Rhöner Charme-Initiative, Gastronom Andreas Rau, außerdem der Hotelier und Gastronom sowie Beisitzer im Hotel- und Gastronomieverband DEHOGA Hessen e.V. Kreisverband Fulda Bernd Farnung, der Bürgermeister der Gemeinde Neuhof und Beisitzer im Regionalforum Fulda Südwest e.V., Heiko Stolz (CDU), der Thematik. Eigens zur Veranstaltung aus Kassel angereist war Regierungspräsident Mark Weinmeister. Moderiert wurde die Veranstaltung vom Landtagsabgeordneten a.D. sowie Bürgermeister der Stadt Tann (Rhön) a.D. Markus Meysner.

„Wir stehen an der Seite der Gastronomen“, begrüßte Landtagsabgeordneter und Direktkandidat, für die Hessische Landtagswahl am 8. Oktober, Thomas Hering die Gäste. „Wir wollen, dass es den Gastronomen gut geht – zum einen für ihre Betriebe zum anderen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.“ Der Abgeordnete wisse um das Durchhaltevermögen, dieses die Gastronomen und Hoteliers während der Corona-Pandemie an den Tag legen mussten. Auch wenn die Pandemie inzwischen überwunden sei, bedeute das nicht, dass es der Berufsbranche gut gehe. Die Pandemie habe ihre Spuren hinterlassen. Einige Betriebe haben es nicht durch diese geschafft. Viele Fachkräfte haben der Branche den Rücken zugedreht, sich beruflich umorientiert. Als wäre die Problematik des Fachkräftebedarfs und der Fachkräftesicherung, die Gastronomen unterschiedlich wahrnehmen, noch nicht genug, stellte der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die damit einhergehende Inflation und Energieknappheit die Branche erneut vor Herausforderungen. Ihre dringlichste Forderung an die Politik in diesem Zusammenhang: Der ermäßigte Mehrwertsteuersatz auf Speisen von 7 %. Mit diesen Herausforderungen „Hand in Hand“ gehen weitere Themen wie Wertschöpfung, Regionalität, Tierwohl, ein Verständnis für hochwertige Lebensmittel, der Nachhaltigkeitsgedanke sowie ein Verständnis für Lebensmittel im Allgemeinen – bestenfalls ab der Kita und Grundschule.

Schien das Gastgewerbe nach Abflachen der Pandemie wieder an Fahrt aufzunehmen und sich Stück für Stück zu erholen, scheint die Toleranzgrenze in Puncto Außengastronomie geschwunden zu sein. So gibt es Vereinzelte, die es beispielsweise bei der Außengastronomie mit dem Immissionsschutzgesetz sehr genau zu nehmen. Sehr zum Leidwesen der Gastronomen. Regierungspräsident Mark Weinmeister bekundete, dass es ihm während der Corona-Pandemie als auch aktuell wichtig war und ist, mit den Gastronomen in Kontakt zu bleiben. „Viele haben während Corona aufgegeben, jetzt stehen wir mit dem Fachkräftebedarf vor der nächsten, großen Herausforderung“, so der Regierungspräsident. In Gesprächen höre er viel, dass viele Gastronomen eigentlich gerne weitermachen würden, aber ihnen fehlten die Leute. Bezugnehmend der Außengastronomie in den Sommermonaten sagte Weinmeister: „Die meisten beschweren sich darüber, dass es ihnen zu laut ist“; eine gesellschaftliche Entwicklung, die er im Grunde bedauert.

Vor dem Hintergrund der Schließung von zwei Großgastronomen in der Kommune Neuhof, sagte Bürgermeister Heiko Stolz, dass es Lösungsansätze brauche, um hier auch hinsichtlich des Fachkräftenachwuchses gegenzusteuern. In diesem Zusammenhang stellte er die Frage in den Raum, welchen Beitrag Kommunen leisten können? In diesem Zusammenhang brachte Bernd Farnung zur Sprache, dass er mitbekäme, dass viele größere Städte damit beginnen würden, Privatvermietungen einzudämmen, was Familienbetrieben helfen könnte. Auch verwies er auf Förderprogramme gezielt für den Ländlichen Raum, die weniger Hotels beträfen. Schon seit Jahren Gedanken darüber, wie es im Ländlichen Raum (Corona habe die Situation noch einmal verschärft) weitergehen könne, macht sich der Vorsitzende der Rhöner Wirtevereinigung Andreas Rau, der auf der Maulkuppe in Poppenhausen (Wasserkuppe) seinen Familienbetrieb „Das Fuldaer Haus“ führt. Die temporäre Schließung während der Pandemie, so Rau, hätte zu einer Veränderung der Öffnungszeiten geführt, diese wiederum dazu geführt hätte, dass viele Betriebe im Ländlichen Raum mittags immer häufiger geschlossen hätten und aufgrund von Personalmangel erst gegen frühen Abend öffnen. „Die Leidtragenden sind nicht nur die Touristen, die Wanderinnen und Wanderer, die gerne mittags einmal wo einkehren würden, sondern auch die Kommunen mit touristischen Zielen. Andreas Rau sieht diese Entwicklung mit Sorge, weil der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für diese Kommunen ist. „Das macht der Gast eins, zwei Jahre mit, dann sucht er sich eine andere Region zum Wandern“, ist sich der Vorsitzende der Rhöner Charme-Initiative sicher. Ihm liege viel daran, dass der Ländliche Raum, gerade auch in der Gastronomie gestärkt würde.

Diese Entwicklung bereitet auch Hotelier Dieter Kehl Kopfschmerzen. Er fragt sich, wie man als Gastronom bei diesen Ausgangsbedingungen dem Tourismus überhaupt noch Rechnung tragen wolle. Kehl: Nehmen wir nur einmal das Beispiel der Vier-Tage-Woche. Eine Vier-Tage-Woche bedeutet für mich, für meinen Betrieb und für viele anderen Betriebe, erst einmal, dass ich fünf bis sechs Personen mehr einstellen muss, um überhaupt die Qualität und auch die Öffnungszeiten zu gewährleisten. Das ist mit Mehrkosten verbunden, also mehr Aufwand für den Selbstständigen, für den Unternehmer. All diese Dinge sind doch gar nicht leistbar.“ Nach dem Hauptinitiator des „Rhöner Charme“, diesem Kehl 25 Jahre als Vorsitzender vorstand und vor einigen Jahren den Vorsitz an eine jüngere Generation übergab, müsse man sich auch nicht wundern, dass der Beruf im Gastgewerbe an Qualität verloren habe und es immer weniger junge Menschen gibt, die in dieser Berufssparte arbeiten wollen. „Dies sind alles Entwicklungen, die in diese Entwicklung hineinspielen. Nach Kehl müsse man, wenn man Fachkräfte gewinnen wolle, wieder zu einem „Leistungsprinzip“ zurückkehren und den Menschen auch die schönen Seiten, die das Gastgewerbe zu bieten hat, aufzeigt. Sein Nachfolger der Rhöner Charme-Initiative, Andreas Rau, kann sich derzeit über Fachkräfte nicht beschweren, wie er gestern optimistisch mitteilte. „Ich glaube, diese Berufe im Gastgewerbe erleben derzeit eine Renaissance. So schlimm, wie es noch vor wenigen Jahren war, ist es nicht mehr.“ Einen Bildungsauftrag nach Rau hätte hier neben Schulen auch die Politik.

Hierzu warf Landtagsabgeordneter Sebastian Müller ein: „Wenn wir von Gastronomie in unserer Region sprechen, dann sprechen wir in erster Linie von Familienbetrieben, diese die Gastronomie in der Region im Wesentlichen tragen. Mir ist wichtig, zu erfahren, was wir auf Landesebene dafür tun können, um das Leben der Gastronomen im Alltag ein Stück weit erträglicher zu gestalten?“ In den Fokus der gestrigen Veranstaltung rückten auch die Themen Wertschöpfung, Regionalität und Biolebensmittel und damit auch die Frage, wie viel der Gast bereit ist, für ein Gericht auf der Speisekarte tatsächlich zu zahlen. „Niemand ist bereit, für ein Schnitzel über 20 Euro zu zahlen“, so ein Gastronom. Für ein einige Euro preiswerteres Gericht, das sich vorwiegend aus vorgefertigten Produkten und Fertigsoßen zusammensetzt, ist es für jemanden, der mit Leib und Seele Koch ist, schwierig und eigentlich nicht zu vereinbaren, war man sich gestern einig.

Vor diesem Hintergrund sei es wichtig, auch darin war man sich gestern in Kleinlüder einig, bei den Menschen wieder ein „Bewusstsein“ zu erzeugen, für gute Lebensmittel aus der Region und Fleischspezialitäten vom Metzger aus dem nahen Umfeld. „Wenn die Menschen aufgezeigt bekommen, wo das Schnitzel, was sie auf dem Teller haben, herkommt und vor allem, welche Unternehmensphilosophie der Gastronom fährt, dann nimmt vielleicht auch wieder die Akzeptanz zu, für ein gutes Gericht, ein paar Euro mehr zu bezahlen, wenn man weiß, wo mein Fleisch herkommt oder die Maispoularde nicht in einem Massenaufzuchtsbetrieb womöglich noch unter Antibiotikavergabe gehalten wurde. Bernd Farnung: „Wir Gastronomen haben ja auch so ein bisschen die Aufgabe, den Gast über die Gerichte, die wir auf der Karte haben, aufzuklären; und hier meine ich auch die Unterschiede der Zubereitung.“

Gastgeber Alexander Koch (Landgasthof Hessenmühle) sprach sich für eine höhere Sensibilisierung bezugnehmend regionaler Wertschöpfungsketten und Lebensmittelverwertung schon in der Ausbildung aus. Hier könne auch vonseiten des Berufsbildungszentrums (BBZ) Mitte noch mehr getan werden. Auch dass Kinder schon in der Schule erfahren sollten, welches gesunde Lebensmittel sind und wo sie vor allem herkommen. Vor dem Hintergrund des in Hessen im Schuljahr 2022/2023 gestarteten Pilotprojekts „Digitale Welt“ sagte Landtagsabgeordneter Thomas Hering, dass man womöglich auch ein Schulfach einführen könnte, welches die Inhalte Regionalität und Wertschöpfung vermittelt. Wichtig, schon Kindern zu vermitteln, wann eine bestimmte Saison beginnt und welches Obst und/oder Gemüse charakteristisch für diese ist, beschäftigte ein Gast und Familienvater auf der Veranstaltung. Dass Kindergartenkinder im Februar Erdbeeren in ihre Frühstücksbox gepackt bekämen, halte er als Vater für nicht verantwortlich und einen pädagogischen Tiefschlag. Bezugnehmend in heutzutage fast allen Discountern etablierter sogenannter „Backwerke“ müsse man auch an die Menschen denken, die wenig Geld haben. „Ich glaube aber, dass wir bezugnehmend dessen schon ein Bewusstsein innerhalb der Gesellschaft haben und wir insgesamt schon auf einem sehr guten Weg sind“, so ein Zuhörer. „So ganz ohne Fachkräftezuwanderung wird es nicht gehen“, sagte der MIT-Kreisvorsitzende in Fulda, Jürgen Diener, der damit bezugnehmend seines eigenen mittelständischen Betriebes gute Erfahrungen gemacht habe.

Bezugnehmend der Mehrwertsteuersenkung auf Speisen sagte Direktkandidat Sebastian Müller: „Die Mehrwertsteuersenkung ist eingeführt worden mit der politischen Begründung, dass die Energiekosten enorm gestiegen sind. Die Energiekosten haben sich bisher nicht merklich verringert, weswegen wir uns dafür ausgesprochen haben, dass die Mehrwertsteuer auf dem bisherigen Niveau bleibt. Wir wollen auch die Arbeitsbereitschaft fordern, weswegen wir auch Anreize für die Menschen brauchen. Deswegen hat der CDU-Generalsekretär auf Bundesebene, Carsten Linnemann, gesagt: ‚Wir brauchen eine andere steuerliche Behandlung von Überstunden.‘ Überstunden sind in Deutschland nicht attraktiv. Und mit Überstunden meine ich nicht, dass ich heute mal eine Stunde länger arbeite und morgen dafür eine Stunde früher nach Hause gehe. Das ist keine Überstunde. Eine Überstunde ist, wenn ich in der Woche eine oder mehrere Stunden zusätzlich arbeite und die nicht ausgleiche. Und deswegen brauchen wir einen steuerlichen Anreiz von Überstunden. Und das kann in diesem Zusammenhang nur über eine verminderte Steuer passieren. Denn eines ist klar: Alle Maßnahmen, die wir jetzt ergreifen bezugnehmend Fachkräftemangel, die brauchen eine Zeit, bis die wirken. Deswegen dürfen wir den Menschen keinen Sand in die Augen streuen: Wir werden unseren Wohlstand nur halten können, wenn sich jeder ein Stück mehr anstrengt und etwas dafür tut, um auch der Arbeit in den Betrieben gerecht zu werden.“

Nach gut anderthalb-stündiger reger Teilnahme und lebhafter Diskussion unter dem Dach der Hessenmühle in Kleinlüder erklärte Moderator Markus Meysner den offiziellen Veranstaltungsteil des Gastro-Gipfels als beendet. Nach der Wahrnehmung zu urteilen, war diese Wahlkampfveranstaltung sehr sinnstiftend, die viele Zuhörerinnen und Zuhörer auch noch im Nachgang rege beschäftigte. +++ jessica auth