Landrat Görig: Standort Vogelsberg befindet sich in einer „Aufholjagd“

Lauterbach. „Es geht voran. Der Vogelsbergkreis befindet sich in einer Aufholjagd in den wesentlichen wirtschaftspolitischen Bereichen.“ Mit diesen Worten freut sich Landrat Manfred Görig (SPD) über die positive Bewertung des hessischen Wirtschaftsministeriums, das in einem gerade veröffentlichten „Daten-Steckbrief Vogelsbergkreis“ deutliche Verbesserungen und darüber hinaus sogar auch die Umkehrung negativer Prozesse deutlich macht. So sei der Wanderungssaldo nun fast bei null.

Das Papier stammt aus dem Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung. Dessen Referat für Regionalentwicklung ist stark in das Demografie-Projekt MORO eingebunden. Der Vogelsberg ist einer von drei hessischen Modellregionen. Die Erkenntnisse aus dem MORO- Prozess bilden sich nun auch ab in der statistischen Bewertung der Entwicklung von Bruttoinlandsprodukt, Erwerbstätigkeit, Wanderungssaldo und Arbeitslosigkeit. Überall hat der Vogelsbergkreis sich deutlich verbessert. Bei der Arbeitslosigkeit hat der Kreis sogar eine der niedrigsten Quoten in ganz Hessen. Nur Fulda und Hochtaunus stehen ein wenig besser da, freut sich Landrat Görig.

Standortfaktor: Hoch attraktive Firmen und Berufe

Der Bevölkerungsrückgang ist „natürlich das größte Problem“, kommentiert Landrat Görig. Aber dieser Prozess sei dabei, sich abzuschwächen, was für die Attraktivität der Region spreche. Denn es gehe nicht nur um die niedrige Geburtenrate. Der Wegzug gerade junger Leute in den Ballungsraum sei zwar manchmal nachvollziehbar, oft aber gar nicht nötig. Die Vogelsberger Wirtschaft in Handwerk, Handel und Gewerbe biete einen Strauß von 150 hoch attraktiven Ausbildungsberufen einschließlich vieler Dualer Studiengänge. Dies sei noch nicht richtig bekannt und müsse deutlich stärker herausgestellt werden. In diesem Zusammenhang lobt er einen gerade unterzeichneten Kooperationsvertrag zwischen dem Humboldt-Gymnasium in Lauterbach und der Technischen Hochschule Mittelhessen in Gießen.

Wanderungssaldo jetzt fast bei null

Betrachte man nicht nur die Bevölkerungsentwicklung, sondern die Wanderungssalden – also das Verhältnis von Wegzügen zu Zuzügen – so ergebe sich: Der Wegzug ist praktisch gestoppt. Zitat aus dem Ministeriumspapier: „Der negative Wanderungssaldo hat sich erkennbar verringert. 2013 war die Wanderungsbilanz sogar weitgehend ausgeglichen.“ Beim Bruttoinlandsprodukt (BIP – das ist die Summe aller Waren und Dienstleistungen, die produziert werden) „hat sich die Wirtschaft im Vogelsberg genauso entwickelt wie in Hessen“, beschreibt das Ministerium die Entwicklung. Betrachte man die Kurven der Statistiker, erklärt Görig, so könne man das gut und gerne „mächtig aufgeholt“ nennen, weil die Kurve nunmehr fast mit der hessischen gleichauf sei. Die Entwicklung sei im Vogelsbergkreis „überdurchschnittlich“ verlaufen und der „Entwicklungsvorsprung des Landes“ habe aufgeholt werden können. Noch deutlicher fällt die Umkehrung der Entwicklung beim „BIP je Erwerbstätigten“ auf. Die Arbeitsproduktivität habe sich erheblich verbessert, erläutert Landrat Görig. Zitat aus dem Papier: „Die wirtschaftliche Entwicklung im Vogelsberg war erkennbar überdurchschnittlich, so dass ein Aufholprozess stattgefunden und der Abstand zum Land sich verringert hat.“

Arbeitslosigkeit am geringsten in Fulda, Hochtaunus und Vogelsberg

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten hat deutlich zugenommen, während die Zahl der geringfügig Beschäftigten noch deutlicher abgenommen hat – minus 5,9 Prozent im Vogelsberg (Zahlen beziehen sich auf 2013). Land Hessen: minus ein Prozent. Hier spiegele sich auch die „erstklassige Arbeit unserer Kommunalen Vermittlungsagentur“ wieder, so Görig. Auch der sogenannte „Tertiäre Sektor“ – die Dienstleistungen – spielt im Vogelsberg eine immer größere Rolle. Die Zuwachsrate in diesem Wachstumssektor beträgt im Vogelsberg 4,3 Prozent. Hessenweit wuchs der Dienstleistungsbereich um 2,5 Prozent. Auch hier sei die „Aufholjagd“ erkennbar, sagt Manfred Görig. Drastisch zeigt sich die Wirtschaftsdynamik der Vogelsberger Unternehmen beim Rückgang der Arbeitslosen. Der Höchststand war 2005. Seitdem ist die Arbeitslosigkeit im Vogelsberg sage und schreibe um fast 58 Prozent zurückgegangen. Noch deutlicher wird der Trend, wenn man die Jahre 2011 bis 2014 anschaut: Während in Hessen die Arbeitslosigkeit um 0,8 Prozent und in Mittelhessen um 5,6 Prozent zurückgeht, geht die Arbeitslosigkeit im Vogelsberg um 17,1 Prozent zurück. Die Arbeitslosenquote „sie lag regelmäßig unter dem Landes- und Bundesdurchschnitt“ hat sich von 2005 bis 2013 mehr als halbiert. 4,3 Prozent war die Quote 2013 (zum Vergleich: Hessen 5,8 Prozent). „Darin steckt auch die Herausforderung, regional die Fachkräftesicherung voran zu treiben“, kommentiert Landrat Görig abschließend. „Der Vogelsbergkreis ist ein sehr attraktiver Standort. Und das wird sich noch weiter verbessern – und auch herumsprechen.“ +++ fuldainfo