Kunst, die erlebt werden will

Sieben internationale Künstler stellen im Museum Modern Art aus

Es ist Kunst, die ins Auge sticht. Die erlebt werden will. Die den Betrachter fordert. Unter dem Titel „New Optics III“ ist am Sonntag die Ausstellung von sieben internationalen Künstlern aus dem Bereich der Konkreten Kunst im Museum Modern Art in Hünfeld eröffnet worden. Und die Gäste waren von den Werken der Künstler angetan. Bis zum 27. Januar ist die Ausstellung in Hünfeld zu sehen. „Im weitesten Sinne zählen alle Werke zur ,Op-Art‘“, erklärte Kurator Günter Liebau. „Op-Art“ oder auch optische Kunst ist eine Stilrichtung der 1960er Jahre. Mit abstrakten Formmustern und geometrischen Farbfiguren erzeugt sie beim Betrachter überraschende optische Effekte. „Die ,Op-Art‘ ist Teil der gegenstandsfreien Kunst. Dieser Ansatz hat sich weiterentwickelt“, machte Liebau bei der Vernissage deutlich.

Edgar Diehl aus Wiesbaden ist einer der Künstler, der in diesem Bereich tätig ist. Für ihn lag es nahe, auf diesem Gebiet nach außergewöhnlichen Positionen zu forschen und für eine spannende Ausstellung sechs weitere Künstler aus den USA, Australien, Italien und Deutschland zusammenzubringen. Im Museum Modern Art hat die Ausstellung „New Optics“ ihre dritte Station. Zu der internationalen Künstlerriege zählen neben Edgar Diehl John Aslanidis, Daniel Hill, Gilbert Hsiao, Roland Helmer, Antonio Marra und Rob de Oude.

Für seine Werke verwendet Diehl gefaltetes Alublech, auf das er Acryllack aufbringt. In Hünfeld stellt er bereits zum dritten Mal aus. „Hünfeld ist durch das Museum Modern Art weltweit bekannt“, betonte der Wiesbadener. Deshalb sei es ihm wichtig gewesen, die besten Künstler herauszusuchen. „Um so eine Kunst zu lieben, braucht man eine Einführung“, erläuterte er. Jedes Kunstwerk müsse von verschiedenen Standorten betrachtet werden: „Dadurch entsteht ein erstes Bild, ein zweites und ein drittes.“ Die Künstler spielten mit 2D- und 3D-Ansichten, die Farben der Bilder würden von der umgebenden Farbe beeinflusst und veränderten sich – je nach Blickwinkel. Für die Besucher hatte er einen Tipp: „Gehen Sie zu den Werken, schauen Sie sie an und bewegen Sie sich. Da entsteht was.“ Ein Laie meine möglichweiser, die Bilder bestünden nur aus Streifen – doch das scheinbar Einfache sei in Wirklichkeit das Interessanteste und Schwierigste. „Es steckt viel Arbeit in den Werken“, sagte Diehl.

Im Gasometer wartete auf die Besucher eine Ausstellung mit fünf beeindruckenden Schwarz-Weiß-Objekten des Wiesbadener Künstlers. In den Nebenräumen des Museums sind zudem Werke aus der Sammlung Jürgen Blum ausgestellt, erklärte Kurator Peter Liebau. Zu den drei Künstlern dieser Ausstellung gehören Karl-Heinz Adler aus dem Vogtland, Matti Kujasalo aus Helsinki und Ludwig Wilding aus der Pfalz. Außerdem sind in einem weiteren Raum Fotografien von Wigbertschülern ausgestellt.

Zu Beginn begrüßte Kulturstadträtin Martina Sauerbier die Gäste der „beeindruckenden Ausstellung“. Insbesondere lobte sie die Kuratoren Günter und Peter Liebau, die sich große Verdienste um das Museum Modern Art erworben hätten. Auch dankte sie dem Förderverein des Museums Modern Art mit seinem Vorsitzenden Martin Ebert für das Engagement. Bürgermeister Stefan Schwenk zeigte sich ebenfalls beeindruckt von der Ausstellung, die mit der Konkreten Kunst zurück zu Jürgen Blum, zu den Wurzeln des Museums führe. Musikalisch wurde die Vernissage von Rainer Rueppell mit Variationen auf der klassischen Gitarre umrahmt. +++ pm

Die Künstler der Ausstellung

  • Edgar Diehl (Wiesbaden) arbeitet an Werken, die die visuelle Wahrnehmung des Menschen zum Thema machen.
  • Antonio Marra (Neapel und Offenbach) hat ein erstaunlich kinetisches und koloristisches Konzept. Seine Bildtafeln zeigen immer drei unterschiedliche Ansichten.
  • Gilbert Hsiao (Pennsylvania) ist einer der bedeutendsten Mustermaler seiner Generation. Als Künstler ist er Autodidakt.
  • Daniel Hill (New York) ist Maler, Klangkünstler, Kurator und Autor, dessen Arbeiten die Beziehung zwischen bildender Kunst, Klang und Wissenschaft untersucht.
  • Die Gemälde von John Aslanidis (Melbourne) haben die Form von zahlreichen ineinander greifenden und exponentiell wachsenden konzentrischen Kreisen. Er schafft farbenstarke Bilder.
  • Roland Helmer (Fürstenfeldbruck) gehört in der konkret-konstruktiven Malerei zu den Künstlern, die im Rahmen eines Bildsystems arbeiten. Er zählt zu den Klassikern der Reduktiven Kunst.
  • Die Zeichnungen und Bilder von Rob de Oude (New York) bestehen aus sorgfältig gesetzten, wiederholten Linien, die geometrischen Formen und Muster zeigen.