Künstliche Intelligenz & Ethik – Diskussion im ITZ

Prof. Dr. Schallenberg zu Gast in Fulda

Valentina Siemens (Pressesprecherin Zeitsprung IT-Forum Fulda e.V.), Prof. Dr. Schallenberg und der Vorstand von Zeitsprung IT-Forum Fulda e.V.: Jörg Reuter, Bernhard Krönung, Boris Hofmann und Petra Koch v.l.

Kann ein Roboter genauso gut wie der Mensch sein? Und wenn ja, in welchen Bereichen kann uns Künstliche Intelligenz dienlich sein, uns Arbeitsschritte erleichtern? Diese und ähnliche Fragen sind in den vergangenen Jahren zu Genüge abgehandelt worden. Waren in der Vergangenheit das automatisierte und autonome Fahren ein Thema, beschäftigt man sich aktuell zunehmend mit der Frage nach dem Einsatz von KI in der Medizin und Pflege. Nicht zuletzt letztgenanntes beschäftigt unter der Heranziehung von unterschiedlichen Gesichtspunkten. Kann ein Roboter genauso gut wie der Mensch sein? Jein. Und welche Rolle spielt hier die Ethik? Diesen Fragestellungen ging am Donnerstagabend in Kooperation mit „Digitales.Hessen“ der Verein „Zeitsprung IT-Forum Fulda“ in seinem IT-Forum zum Thema „Künstliche Intelligenz & Ethik“ im ITZ in Fulda auf den Grund. Als Gastreferent konnte der geschätzte Theologe, Prof. Dr. Schallenberg von der Theologischen Fakultät Paderborn, gewonnen werden.

Um sich den oben genannten Fragen anzunähern, verwies Schallenberg unter Heranziehung diverser Philosophen und deren Auffassung von „KI“ und „Ethik“ zunächst auf die Etymologie von Ethik. Hergeleitet aus dem Griechischen, bezeichnet „ethos“ übersetzt Gewohnheit, Sitte, Charakter („für unser Verständnis Individuum“). Die Grundfragen der Ethik lauten: Was sollen wir tun? und wie sollen wir handeln? Während für Schallenberg Ethik eine „Form des Nachdenkens“ ist, bezeichnete bereits seit Aristoteles Ethik zwei Bedeutungen: 1. das Sittliche und 2. die Wissenschaft vom Sittlichen. Als Teilgebiet der Philosophie wird Ethik – da sie sich mit dem menschlichen Handeln befasst – auch als „praktische Philosophie“ bezeichnet (im Gegensatz zur „theoretischen Philosophie“, zu der die Logik oder die Erkenntnistheorie gehört. Der Mensch, so Schallenberg, ist sozusagen ein „Bürger zweier Welten“. Nach dem Theologen bezeichnet das Wort „Seele“ das Selbstverständnis, dieses der Mensch über sich und das Leben hat.

1637 befasste sich ein Philosoph erstmals mit Künstlicher Intelligenz. Seitdem wurde diese Begrifflichkeit strapaziert, diskutiert wie multilateral interpretiert. Eine konkrete Antwort auf die Frage, ob ein Roboter letztlich genauso gut sein kann, wie ein Mensch, gestaltet sich daher als nicht so einfach zu beantwortet. Sicher kann uns KI (Roboter, Roboterautomatik) in der Arbeitswelt bzw. in unterschiedlichen Bereichen nützlich und daher eine Hilfe sein. Teilweise ist sie es ja schon. Eine Frage, die sich aber insbesondere bei Berufen stellt, bei denen es zu einem direkten Kontakt (dies kann über flüchtige Berührungspunkte bis zu einem über einen längeren Zeitraum bestehendem Vertrauensverhältnis reichen) mit Menschen, wie dies beispielsweise Pflegeberufe darstellen, ist: Inwieweit bzw. bis zu welchem Punkt ist KI ethisch vertretbar? Die Auffassungen mögen hier unter der Heranziehung unterschiedlicher Gegeben- und Begebenheiten sehr differenziert auseinander gehen.

Kann ein Roboter genauso gut wie der Mensch sein? Doch immer nur so gut, wie dieser durch die Hand eines Menschen programmiert wurde – oder nicht? Ein Roboter kann dem Menschen in ausgewählten Arbeitsbereichen sicherlich nützlich, den Menschen in zwischenmenschlichen Beziehungen dienlich sein, Arbeitsschritte erleichtern, doch dies immer nur dahingehend, wie wir es zulassen. Überträgt man die Frage, ob ein Roboter genauso gut, wie der Mensch sein kann, in die Pflegeberufe, so kommt man bei dieser Frage nicht vorbei, ohne dabei auch auf die ethische Komponente zu stoßen. Hat ein Roboter eine Seele? Wie sieht es mit der menschlichen Zuwendung, den trostspenden Worten durch Menschen, der menschlichen Geborgenheit aus oder ist diese bei Pflegern vor dem Hintergrund der immer weniger werdenden Wertschätzung gegenüber Pflegeberufen heute überhaupt noch vorhanden? Hielten uns verdeckte Drehs in Altenpflegezentren nicht den Spiegel vor? Betrachtet man KI in der Pflege unter diesem Gesichtspunkt, so können Pflegeroboter diesbezüglich sicherlich eine sinnvolle Bereicherung darstellen.

1816 wird in E.T.A. Hoffmanns Erzählung „Der Sandmann“ die automatisierte Holzpuppe „Olimpia“ für den Protagonisten der schaurigen Erzählung eine reelle Person. Dass sich Nathanael in einen Automaten verliebt hat, verkennt er. So sagt er im Roman: „O du herrliche, himmlische Frau! – du Strahl aus dem verheißenen Jenseits der Liebe – du tiefes Gemüt, in dem sich mein ganzes Sein spiegelt, …“. Dieser unscheinbare Satz aus der kanonisierten Schullektüre kann bezugnehmend der oben genannten Fragestellung sinnbildlicher nicht sein. So werden Roboter und automatisierte Technik nur immer das auch abbilden bzw. leisten können, wie sie durch Menschenhand programmiert sind. Die Antwort also, ob ein Roboter genauso gut wie der Mensch sein kann, und inwiefern Ethik hier vertretbar ist, muss jedes Individuum für sich allein entscheiden. +++ jessica auth