Kommunen und Bürgerinitiativen – SuedLink fehlt abgestimmtes Konzept

Fulda/Petersberg. Gestern gaben die Bürgermeister der Gemeinden Petersberg, Künzell und Eichenzell ihre Sichtweise zur Situation der geplanten SuedLink-Trasse, diese zusammen mit den Bürgerinitiativen ausgearbeitet wurden, im Petersberger Rathaus bekannt. Wie Karl-Josef Schwiddessen (CDU), Bürgermeister der Gemeinde Petersberg, erläuterte, trafen sich die Kommunen und die Bürgerinitiativen, um gemeinsam gegen die Trasse in ihrer geplanten Form Stellung zu beziehen. „Wir sind weiterhin der Auffassung, dass die Notwendigkeit der Trasse noch nicht eindeutig belegt wurde und ein abgestimmtes Konzept, nach wie vor fehlt“, so der Petersberger Bürgermeister.

Auch bedarf es nach Schwiddessen, zu aller erst einmal, einer ausgiebigen Referenz der Thematik und die Vergegenwärtigung der geographischen Lage der Stromtrasse. Der Bedarf der Trasse sei außerdem noch nicht eindeutig belegt worden, dieses erst einmal erfolgen müsse, so Schwiddessen weiter. Durch die geplanten 500kv Gleichstromtrassen sowie das Vorhaben einer 380kv Wechselstromtrasse von Mecklar nach Grafenrheinfeld, wären die Menschen vor allem durch Freileitungen nicht abzuschätzenden gesundheitlichen Risiken ausgesetzt. Die Menschen in Petersberg, Künzell und Eichenzell sind durch die Trassenplanung von TenneT außerordentlich betroffen. Eine Vielzahl an Wohnhäusern liegt direkt im geplanten 1000 Meter Korridor, abgesehen von der großen Zahl an Menschen, welche direkt am Korridor leben. Selbst Kindergärten und Schulen wurden bei der Korridorfindung missachtet, obwohl diese eigentlich für TenneT in der höchsten Schutzklasse sind. Der momentan geplante Korridor des SuedLinks führt in einer Breite von 1000 Metern meist parallel zur Bundesautobahn A7 durch die Gemeinden. Bereits im Jahr 2012 wies das von der Bundesnetzagentur beauftragte Oecos Institut auf wissenschaftliche Studien hin, welche darlegen, dass insbesondere eine erhöhte Lungendeposition von eingeatmeten Schadstoffen durch geladene Aerosole aus Hochspannungsleitungen verstärkt wird. „Gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Autoabgase, die Atemwegs- sowie Herz- Kreislauf- Erkrankungen hervorrufen, seien gut belegt.“ „Auch kindliche Leukämie wird in epidemiologischen Studien sowohl mit Schadstoffen aus Autoverkehr als auch mit der Exposition elektrischer Felder in Verbindung gebracht.“

Auch die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC), eine Experteneinrichtung der Weltgesundheitsorganisation, stufte aufgrund einiger Studien niederfrequente Magnetfelder im Jahr 2002 als möglicherweise krebserregend ein. Die Hinweise auf ein verstärktes Leukämierisiko bei Kindern kamen durch eine epidemiologische Studie mit Magnetfeldbelastungen von 0,3- 0,4 Mikrotesla. Im europäischen Kontext betrachtet hinkt Deutschland der Vorsorgeverpflichtung gegenüber seiner Bevölkerung weit hinterher. Der Schutz der Bevölkerung vor gesundheitsschädigenden Einflüssen von HGÜ-Trassen sollte von allgemeinem Interesse sein. Im Gegensatz zu Wechselstromtrassen (100pT) ist der Grenzwert bei Gleichstromleitungen mit 500pT viel zu hoch angesetzt. Hier wird in unverantwortlicher Weise die Gesundheit und Lebensqualität von tausenden Menschen aufs Spiel gesetzt. Die planende und später betreibende Firma TenneT hat die von uns dargestellten gesundheitlichen Gefahren missachtet. Ihre Priorität liegt auf der sogenannten Bündelung, d.h., Zusammenführung von vorhandenen Hochspannungsleitungen, der A7 und des SuedLinks, welche jedoch in unserem Korridorbereich, wie beschrieben, zu einer gesundheitlichen Gefahr wird. Auch die Kanzlei De Witt stellt diese Fokussierung auf die Bündelung bei der Korridorfindung als fehlerhaft dar. Zum Schutz der Menschen darf und muss die Hochspannungstrasse nicht durch stark besiedelte Gebiete führen, da sie ausschließlich die Punkte im Norden und Süden von Deutschland verbinden soll und dazwischen keine weiteren Abnehmer hat. Nicht der Profit -kurze Streckenführung- ist das schlagende Argument, sondern die Gesundheit der Menschen. Wir verweisen auf das Minimierungsgebot. Nach § 50 BImSchG ist bei der Grobkorridor-Findung der Firma Tennet ein grober Planungsfehler unterlaufen, da dicht besiedelte Gebiete gekreuzt und somit eine Vielzahl an Menschen nachhaltig in Gefahr gebracht werden.

Standard der Technik bei Gleichstromübertragung sei im Übrigen nicht etwa die Freileitung, sondern die Erdverkabelung, diese ist nicht nur erprobt, sondern ist daneben auch die risikoärmere Variante. In diesem Kontext erwähnten die Bürgermeister der Gemeinden Petersberg, Eichenzell und Künzell auch, dass die derzeitige Rechtslage gemäß Bundesbedarfsplangesetz (BBPIG) für den Bereich eine Erdverkabelung nicht zulässt. Der Grund hierfür sei, dass eine Trasse mit einer bestehenden Hoch- und Höchstspannungsleitung ergänzt werden soll. Dies führe jedoch zu einer nicht tragbaren Doppelung der gesundheitlichen Gefahren. „Wir werden im Abwägungsprozess der Bundesnetzagentur nachweisen, dass die Gemeinden Petersberg, Künzell und Eichenzell überbündelt werden. Zusätzlich werden wir weiter Raumwiderstände bei den zuständigen Stellen einreichen“, so die Bürgermeister bei der Pressekonferenz. +++ fuldainfo