Köche der Region begingen Laurentiustag auf dem Frauenberg

Pater Max Rademacher: Liebe geht durch den Magen

Köchinnen und Köche der Region sind gestern anlässlich des Patronatsfestes ihres Schutzpatrons auf dem Fuldaer Frauenberg zusammengekommen. Begonnen wurde der Patronatstag des hl. Laurentius mit einem gemeinsamen, Corona-konformen Gottesdienst in der dortigen Klosterkirche. Als Zelebrant fungierte Pater Max Rademacher. Das Bild, das dem Geistlichen gestern aus dem sakralen Raum geboten wurde, hieß er ein „schöner Anblick“ – wenngleich dieser aufgrund der derzeitigen Corona-Virus-Pandemie ein etwas ungewohntes Bild war, so war es nach seinen Worten auch ein Erscheinungsbild, das der Eucharistiefeier „Vereinigkeit“ verlieh. So gab die Tracht der Weißen Zunft dem Gottesdienst aufgrund des eingehaltenen Mindestabstandes dennoch eine „gewisse Festlichkeit“.

Verehrung der Heiligen liegt im Gebot der Nächstenliebe

Pater Max Rademacher begrüßte die Köchinnen und Köche zu Beginn des Gottesdienstes und ging auf die Bedeutung des hl. Laurentius als Schutzpatron all jener, die sich in ihrem Beruf mit dem Feuer befassen, ein. „Die Verehrung der Heiligen ist ein wesentlicher Bestandteil unseres christlichen Glaubens“, sagte er. „Der Grund, warum wir die Heiligen, wie den heiligen Laurentius, heute verehren, liegt im Gebot der Nächstenliebe. Wir Christen haben den Mut, ein liebendes Jahr auch über die Grenzen des Todes hinaus zu denen Menschen zu sprechen, die vor uns exemplarisch gelebt haben oder auch zu denen, die vor uns aus der Verwandtschaft in die Ewigkeit Gottes gegangen sind. Und so gedenken wir heute des heiligen Laurentius.“

Die Armen dieser Stadt sind der Reichtum unserer Kirche

Weiter verwies Pater Max Rademacher auf das Wesen des hl. Laurentius, der den Märtyrertod starb. „Ein Diakon der frühen Kirche, der die frühe Kirche ganz wesentlich mitgeprägt hat. Deutlich wird dies vor allem in seinem Dienst an den Armen. Im 3. Jahrhundert n. Christus unter Kaiser Valerian. Als Sixtus II. vom Kaiser zum Tode verurteilt wurde, hat er seinen Diakon, Laurentius, den Kirchenschatz zur Verwaltung verwahrt. Und als Sixtus enthauptet wurde, wurde auch Laurentius vom Kaiser geholt, und er sollte ihm alles Kirchengut zurückgeben oder wenn er bereit wäre, den Göttern zu opfern, dann könne er am Leben bleiben. Damals gab sich Laurentius drei Tage Zeit. Und in diesen drei Tagen verteilte er das Kirchengut unter die Armen der Stadt Rom. Und als er nach drei Tagen dann vor den Kaiser trat und der Kaiser das Kirchengut haben wollte, sagte er dem Kaiser: Die Armen dieser Stadt sind der Reichtum unserer Kirche, worauf er sehr wahrscheinlich enthauptet wurde. Was er vollbracht hat, bleibt bis heute.

Pater Max Rademacher verwies in der Andacht in der Klosterkirche auf die alte Volksweisheit „Liebe geht durch den Magen“, in dieser seiner Meinung „eine ganz tiefe Weisheit“ stecke. In näherer Betrachtung dieser Volksweisheit motivierte Pater Max Rademacher die anwesenden Köchinnen und Köche – unter ihnen auch viele junge Menschen, die sich gerade in der Ausbildung befinden – zu ihrer Berufung, die seines Erachtens nicht immer ganz einfach sei auszuüben und die jeweiligen Geschmäcker der Menschen zu treffen – und immer auch an Wochenenden bereit zu sein, am Herd zu stehen. Deutlich machte er das am Wort „Liebe“.

Dem anderen begegnen im richtigen Verhältnis von Nähe und Distanz

Der erste Buchstabe ist ein „L“. Das „L“ könne zum Beispiel für das Wort „lange“ stehen wie etwa „lange warten können“. „Die Menschen haben heute das Warten verlernt, es muss immer alles gleich schon sein“, sagte er. In dem Wort „warten“ stecke aber auch etwas ganz Wichtiges, nämlich die Wartung. „Wenn etwas gewartet wird, dann wird etwas besonders gepflegt. Es kommt ihm eine besondere Pflege, Aufmerksamkeit zu. Manche leiden aber auch darunter, wenn etwas zu lange dauert.“ Der zweite Buchstabe ist ein „I“, wie beispielsweise Ideen haben. Liebe macht erfinderisch. „Es ist ein Unterschied, ob man eine Konservendose öffnet und deren Inhalt erwärmt oder ein Essen mit viel Liebe zubereitet wird. Und auch in der Bibel spielt das gemeinsame Essen, die Mahlgemeinschaft eine wichtige Rolle.“ Der dritte Buchstabe ist ein „E“, wie es beispielsweise für Ehrfurcht stehen könne. „Goethe sagt: Es gibt eines, was kein Kind mit auf die Welt bringt und doch ist es das eine, wovon alles abhängt, damit ein Mensch in vollem Sinne Mensch bleibt“, so der Zelebrant. „Dem anderen begegnen im richtigen Verhältnis von Nähe und Distanz, das ist es, was eine Beziehung ausmacht und was eine Beziehung bereichert. Das richtige Verhältnis von Nähe und Distanz. Zu viel vom einen oder vom anderen – so wissen wir heute – zerstört eine Beziehung der Ehrfrurcht.“

„Der vorletzte Buchstabe ist ein ‚B‘. B wie Begegnung. Alles wirkliche Leben ist Begegnung, und wirkliche Mahlgemeinschaft ist Begegnung, auch wenn das heute im Alltag, in den Familien, immer seltener wird. Jeder kommt zu einer anderen Zeit, isst etwas und geht dann wieder. Mahlgemeinschaft ist etwas Wichtiges. Und der Herr hat uns die Mahlgemeinschaft (Abendmahl) zum Zeichen der Erinnerung an ihn vermacht. Denkt an mich, wenn Ihr Abendmahl feiert, wenn Ihr Eucharistie feiert. Begegnung! Viele Begegnungen finden statt, aber der Mensch nimmt sich zum Abendmahl keine Zeit. Liebe ist Begegnung.“

Eine wichtige Erfahrung ist die Erinnerung in eine oberflächliche Zeit

Der letzte Buchstabe ist ein „E“. „E wie Erinnerung. Jean Paul sagt: Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem der Mensch nie vertrieben worden ist. All das verbirgt sich hinter dem Wort Liebe. Das, was durch den Magen geht, wo wir Menschen begegnen, wo Menschen – wenn sie uns eingeladen haben, weil sie uns etwas von ihrer Freude zeigen möchten, wenn sie vielleicht nur ein einfaches, schlicht zubereitetes, aber wohlschmeckendes Mahl zubereitet haben und uns damit zu verstehen geben. Du bist mir wichtig, Du bist mir wertvoll!“ Weiter sagte Pater Max Rademacher: „Wir leben aus den Erinnerungen, die uns ans Herz gegangen sind. Das ist auch der Grund, warum älter werdende Menschen immer von der Vergangenheit, von den Ereignissen, die ihnen nahe gegangen sind, erzählen, von denen sie leben, die ihnen Kraft geben. Dies sind vor allem menschliche Erinnerungen. Eine wichtige Erfahrung ist die Erinnerung in eine oberflächliche Zeit, in der wir leben.“

Ehrennadel für 50- und 60-jährige Mitgliedschaft

Im Rahmen des Gottesdienstes ehrte der Verein der Köche Fulda langjährige Mitglieder. „Der Verein der Köche Fulda ist stolz darauf, Mitglieder unter sich zu wissen, die im Verband der Köche Deutschlands schon jahrzehntelang vertreten sind.“ So erhielten der jahrelange Pächter der Fuldaer Brauereigaststätte „Felsenkeller“ sowie zuletzt Pächter des Berggasthofes „Zur Ebersburg“, Reinhold Günther, und der langjährige Koch des Klinikums Fulda, Mentor sowie aktuell Ehrenprüfungsvorsitzender, Peter Wacht, für 50 Jahre Mitgliedschaft im Verband der Köche Deutschlands vom Verein der Köche Fulda die Ehrennadel verliehen. Hugo Vogel – inzwischen aus dem Prüfungsausschuss nicht mehr wegzudenken – erhielt die Ehrennadel für 60 Jahre Verbandsmitgliedschaft. Dankesworte von Seiten des Vereins der Köche Fulda gebührten gestern der antonius-Familie für die Organisation des Gottesdienstes mit anschließender Feierlichkeit im Klostercafé, allen voran Frau Kirsten Frankenbach, sowie Pater Max Rademacher. Zum Schluss der Andacht ging Pater Max Rademacher noch einmal auf die derzeitige Ausbildungssituation des Berufsstandes ein, deren Aussichten nicht unbedingt rosig seien. Er könne nur hoffen, dass sich das wieder ändert und sich junge Menschen wieder bewusst für eine Ausbildung in diesem schönen Beruf, der so vieles, essenzielles miteinander vereint, entscheiden. Er schloss mit den besten Wünschen für die Köchinnen und Köche anlässlich ihres Ehrentages, verbunden mit den besten Wünschen für Beruf und gesundheitliches wohlergehen. +++ jessica auth