Klartext mit Radtke – Quo Vadis Deutschland

Im Staate stimmt was nicht

Deutschland. Das war einmal das Land der Dichter und Denker. Aber auch der Philosophen, Komponisten, Wissenschaftler und Forscher. Albert Einstein, Friedrich Schiller, Heinrich von Kleist, Wilhelm von Humboldt, Georg Friedrich Händel, Wolfgang von Goethe, Heinrich Heine, Immanuel Kant und Ludwig van Beethoven – um nur einige der herausragenden Persönlichkeiten zu benennen. Doch was ist aus Deutschland geworden? Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts kamen der 1. und 2. Weltkrieg. Nach 1945 sah es düster aus in unserem Land. Die Zerstörung mancher Städte ist heute noch kaum vorstellbar.

Klaus H. Radtke, Landesbeauftragter Politik Hessen Bundesverband mittelständische Wirtschaft e.V. (BVMW)

Düren (99 Prozent), Wesel (97 Prozent) und Paderborn (96 Prozent). Gemessen am relativen Anteil völlig zerstörten und unbenutzbar stark beschädigten Wohnraums waren die übrigen meistverwüsteten Städte eher klein – auf Platz vier etwa folgte Bocholt (89 Prozent), dann Hanau, Moers, Gießen und Siegen. Die erste Metropole war Köln auf Platz zwölf mit 70 Prozent Zerstörung. Und Dresden folgte, mit „nur“ 60 Prozent, sogar erst auf Platz 16. Ab 1945 folgte der Wiederaufbau. Vornehmlich Trümmerfrauen aber auch Männer bauten ein Land aus den Ruinen neu auf. In Anbetracht der Schwere der Zerstörung eine unglaubliche Anstrengung und Leistung. Später folgte das deutsche Wirtschaftswunder. Es ging nahezu kontinuierlich bergauf. Fleiß, Disziplin, ein starker Mittelstand, eine gute Ausbildung, insbesondere das duale Ausbildungssystem, starker Export, hohe Sicherheit und beste Infrastruktur, Zuverlässigkeit und Präzision dienten als Wachstums-Beschleuniger. Deutschland eroberte sich innerhalb relativ kurzer Zeit eine führende Rolle, stieg zu einer der bedeutendsten Wirtschaftsnationen der Welt auf. Was ist davon noch übrig?

Einige Krisen hat Deutschland bereits hinter sich. Die beiden Ölkrisen (Anfang und Ende der 1970er Jahre), die Asienkrise (1997), die Dotcom-Blase (2000), die Finanz- und Wirtschaftskrise (ab 2007). Auch die Herausforderungen der Wiedervereinigung, die Euro Krise, sowie die Flüchtlingskrise wurden allesamt gemeistert. Spätestens seit dem missglückten Bau des Flughafens Berlin-Brandenburg hätten jedoch die Alarmglocken schrillen müssen. 2006 war der Baubeginn, am 31. Oktober 2020 wurde der Flughafen seiner Bestimmung übergeben. Nach 14 langen Jahren! Und einer Budgetüberschreitung in Höhe von (ursprünglich geschätzte Kosten 1,112 Milliarden Mark, entspricht 825 Mrd. Euro gegenüber tatsächlichen 5,9 Mrd. Euro). 5 Mrd. Euro oder einer Kostensteigerung um über 700 %! Da stimmt doch etwas nicht, im Staate Deutschland.

Heute, wo wir mit multiplen Krisen konfrontiert sind, werden die Versäumnisse und Fehlentwicklungen der letzten 20 Jahre evident. Wenn sich ein Land im Aufschwung befindet und prosperiert, erkennt man dies kaum. Denn Geld ist im Überfluss vorhanden, um nahezu jedes Problem zu lösen oftmals jedoch nur zu kaschieren. Jetzt aber, nach Corona (allein die Tests kosten 1 Mrd. Euro pro Monat) und inmitten der aktuellen Energiekrise, der Stagflation, der Euroschwäche (Importe verteuern sich, die Inflation wird weiter angeheizt, der Staat profitiert durch höhere Einnahmen), der nach wie vor teilweisen unkontrollierten Einwanderung werden die Versäumnisse der Vergangenheit schonungslos offen gelegt. Die Autobahnen sind marode, das Straßennetz heruntergekommen. Die Digitalisierung verschlafen. Die Bundeswehr kann ihrem Auftrag nicht ansatzweise gerecht werden. Die Bahn ist nicht mehr in der Lage, Personen angemessen zu transportieren, versinkt in Planlosigkeit. Koffer- und Abfertigungschaos auf den Flughäfen. 2,4 Millionen Arbeitslose und trotzdem extremer Fachkräftemangel. All das macht deutlich, wo Deutschland heute steht. Das Problem: Der Spielraum für das Übertünchen ist kaum noch vorhanden. Hinzu kommen eklatante Lieferkettenabrisse und die Zinserhöhungen, die die privaten Haushalte und auch die mittelständische Wirtschaft erheblich belasten. Wenig Verständnis kann daher für Wohltaten jeglicher Art herrschen, die aktuell nicht den Bürgern des eigenen Landes zugute kommen – wie Jede Menge Entwicklungshilfe für teilweise fragwürdige Projekte und Länder.

Wer in dieser Situation als Optimist durch die Welt geht, ist zu beneiden. Allerdings ist Optimismus oft der Mangel an Informationen und Fakten. Es wird unangenehm, da wir mit mehreren Krisen gleichzeitig konfrontiert sind und uns auf eine solche Situation nicht entsprechend vorbereitet haben. Es könnte somit äußerst anstrengend werden. Leidragende sind die Bürger, die am wenigsten dafür können. Die diversen Herausforderungen können nur bewältigt werden, wenn alle Kräfte dieses Landes, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sinnvoll gebündelt, maßgebliche und einschneidende Entscheidungen getroffen werden und sich die Verantwortlichen nun endlich auf das wirklich Wesentliche konzentrieren. Mit Ideologie, überzogener Bürokratie, ewigen Genehmigungsverfahren, der Umbenennung von Straßennamen, der Gender Umerziehung und ähnlich trivialen Themen, denen wir in der Vergangenheit so viel Zeit und Aufmerksamkeit schenken konnten, wird es jedenfalls nicht gelingen den stotternden Motor wieder flott zu machen. Allein die Diskussionen um einen Song namens „Layla“ ist derart krude, dass ein Leser auf der SWR3 Seite kommentiert: „Herzlich Willkommen im Irrenhaus Deutschland. Alles nur noch lächerlich statt sich um den drohenden 3. Weltkrieg oder die drohende Klimakrise und den Weltuntergang zu kümmern. Armes Deutschland.“ +++ Autor: Klaus H. Radtke, Landesbeauftragter Politik Hessen Bundesverband mittelständische Wirtschaft e.V. (BVMW)