Jubiläum der Lietz-Schule Schloss Bieberstein

Viel Lob, begeisterte Gäste

: Die Redner des Festakts: (v. li.) Bürgermeister Markus Röder, Landrat Bernd Woide, Wilhelm Schaffitzel, Heike Elz, Dr. Michael Kleinen, Michael Brand und Roland Vollmer.

Mit guten Ideen, perfekter Organisation und großem Einsatz der gesamten Schulgemeinde beging die Hermann-Lietz-Schule Schloss Bieberstein ihr 120- jähriges Bestehen. Einem internen Festakt mit geladenen Gästen am Freitag folgte am Samstag der Tag der offenen Tür. Allein zu diesem Anlass kamen weit über 1.000 Gäste in die hessische Rhön, plus Hunderte zum Auftritt der Mambo Kingx, dem abendlichen Abschluss der Feierlichkeiten.

Auf der Suche nach einem in der Natur gelegenen Standort für eine Schule nach seinen Vorstellungen erwarb der Reformpädagoge Hermann Lietz im Frühjahr 1904 die Liegenschaft Schloss Bieberstein. 120 Jahre ist das also her – ein guter Grund zum Feiern. Auftakt des Jubiläumswochenendes war ein Festakt mit über 150 geladenen Gästen: Verantwortungsträger der Lietz-Schulen, viele weit angereiste Ehemalige sowie zahlreiche Ehrengäste aus Politik und Gesellschaft. Der Tenor der Festredner in der festlich geschmückten Turnhalle lässt sich so zusammenfassen: Großartige pädagogische Arbeit. Weiter so. Gut, dass es euch gibt. Als Gastgeber unterstrich Schulleiter Dr. Michael Kleinen die Quintessenz der Lietz- Pädagogik: „Finde heraus, was ein Schüler braucht und versuche es ihm zu geben“. Das klingt einfach, ist jedoch anspruchsvoll und erfordert von allen Beteiligten Einsatz, wie der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Deutsche Landerziehungsheime Hermann-Lietz- Schule, Wilhelm Schaffitzel, betonte: „Lassen Sie uns gemeinsam mutig nach vorn blicken. Die Voraussetzungen sind gut. Denn unsere Aufgabe hat gesellschaftliche Relevanz. Gleichwohl werden wir – insbesondere im Hinblick auf das historische Gebäude – noch große Herausforderungen zu bewältigen haben.“ Dass Schulträger und Pädagogen dabei die Schülerschaft hinter sich haben, zeigte der Auftritt zweier Abiturienten des Jahrgangs 2024.

Bundesweit einen guten Ruf

Die Bedeutung der Schule für die Region und weit darüber hinaus machten auch die politischen Redner deutlich: Als Bürgermeister der Gemeinde Hofbieber betonte Markus Röder die enge Verbundenheit der Kommune zur Landmarke Bieberstein. Der Rathauschef zeigte sich dankbar dafür, dass sich die Stiftung gut um die historische Liegenschaft kümmert. Der Bundestagsabgeordnete Michael Brand hob hervor, dass Haltung, Leistung und Zuversicht die Tugenden des Aufbruchs seien. Das galt schon zur Gründungszeit der Schule und sei auch weiterhin von großer gesellschaftlicher Bedeutung. Bieberstein habe diesbezüglich einen „bundesweiten Ruf“. All jenen, die in den 120 Jahren an der Schule Verantwortung getragen haben, gebühre Dank, sagte Landrat Bernd Woide. Junge Menschen auszubilden und zu erziehen, sei eine herausfordernde Aufgabe. „Dabei muss Schule dynamisch sein!“ Dank an die Stipendiengeber war das große Anliegen von Burkard Werner, Leiter des Lietz Internatsdorfes Haubinda (Thüringen). So könne die Schule jungen Menschen aus Familien mit begrenzten Ressourcen Stipendien geben. Als Sprecherin der Elternschaft lobte Sabine Wimhöfer-Menjé die funktionierende „Erziehungspartnerschaft“ an den Lietz-Schulen. Roland Vollmer, Vizepräsident der IHK Fulda betonte die Innovations- bereitschaft der Schule und hob den Leistungskurs Wirtschaftswissenschaften auf Schloss Bieberstein hervor, der auf ein Studium der Volks- und Betriebswirtschaft vorbereitet. Heike Elz, die den Verband „Die Internate Vereinigung“ vertrat, würdigte die Lietz- Schulen als „starke Säulen“. Die „Lietzer Beständigkeit“ sei im Verband hochgeschätzt.

Dass der Besuch der Hermann-Lietz-Schule Schloss Bieberstein die Absolventen lebenslang prägt, wurde durch die Worte von Georg Schweizer erkennbar, dem Vorsitzenden des rührigen Vereins der Ehemaligen. Die nämlich bleiben ihrer alten Schule in der Regel verbunden. „Lietzer ist man offenbar fürs Leben“, brachte es Moderator Dr. Mathias Schmidt auf den Punkt, der locker durch den Abend führte. Dass der keinem der Gäste tatsächlich lang erschien, lag auch an den zahlreichen musikalischen Einlagen – allesamt vorgetragen von Biebersteiner Schülerinnen und Schülern. Als Lissy Grünig, am Piano begleitet von Musiklehrerin Jaqueline Frühinsfeld, dann zum Schluss den ABBA-Song „Slipping through my Fingers“ sang, gab es Standing Ovations. „Kein Schloss in den Wolken“ – Ansturm am Tag der offenen Tür Jeder in der Region kennt Schloss Bieberstein, jedoch selten auch von innen. So ließen es sich am Samstag weit über 1.000 Besucherinnen und Besucher nicht nehmen, das Schloss und seine Nebengebäude einmal persönlich in Augenschein zu nehmen. Es gab Führungen sowie viele weitere Einblicke und Programmpunkte. Und natürlich musste niemand Hunger oder Durst erleiden.

„Das Schloss war gerammelt voll. Denn die Neugier der Besucher auf unsere Lebensweise auf dem Schloss war groß“, resümierte Schulleiter Dr. Kleinen. „Viele waren überrascht, dass es bei uns viel schlichter ist, als sie es erwartet haben.“ Auf den Festakt am Vortrag angesprochen, sagte Kleinen, man habe sich über das Lob von allen Seiten sehr gefreut. „Die vielstimmige Anerkennung unserer Arbeit hier auf dem Bieberstein bestätigt uns in unserem Kurs.“ Svenja Wissler, die als Community-Managerin Verantwortung für die Organisation trug, zeigte sich am Schluss erleichtert, dass alles so gut geklappt hat. „Dies ist uns gelungen, weil sich die gesamte Schulgemeinde eingebracht hat. Das Jubiläumswochenende war ein Gemeinschaftswerk, ganz in der Hands-on-Tradition dieser Schule.“ Eine besondere Herausforderung war dabei der Shuttle-Service vom Fuß des Berges hinauf aufs Schloss und später zurück – mit eigenen Kleinbussen und eigenen Fahrern. „Wir Lietzer sind eben nicht abgehoben, sondern durch und durch pragmatisch“, schmunzelte der Schulleiter und wandte sich dann einem Gast zu, der auf Schloss Bieberstein vor 61 Jahren Abitur gemacht hat. +++ pm

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