Italiens Notenbankchef gegen dauerhaften Einsatz von Minuszinsen

Der italienische Notenbankchef Ignazio Visco hat sich gegen den langfristigen Einsatz von Minuszinsen ausgesprochen. Sie hätten zwar bisher ganz gut gewirkt, aber einen dauerhaften Einsatz könne er „nicht empfehlen“, sagte er dem „Handelsblatt“. Aus seiner Sicht haben sie kaum zu einer lebhafteren Kreditnachfrage geführt. Er fügte hinzu: „Ich bevorzuge Anleihekäufe vor Minuszinsen. Negative Zinsen bewirken wenig und haben möglicherweise schädliche Nebenwirkungen auf das Finanzsystem. Die Wirkung von Anleihekäufen ist stärker und breiter gestreut.“ Damit setzt er sich in Gegensatz zu Bundesbank-Präsident Jens Weidmann, der aus ordnungspolitischer Sicht vor allem Anleihekäufe sehr kritisch sieht. Visco begrüßte den Vorstoß von Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD), das Projekt einer gemeinsamen europäischen Einlagenversicherung (EDIS) voranzutreiben. Er lehnt es aber ab, im Gegenzug Staatsanleihen mit Risikogewichten zu versehen. Visco sagte: „In Italien haben die Banken bei Spannungen in den Finanzmärkten stabilisierend gewirkt.“ Diese Funktion sei mit einer Risikogewichtung der Anleihen gefährdet. Er sagte: „Was wir brauchen, ist ein sicheres Wertpapier, das von einer einzigen Organisation ausgegeben wird, die automatisch Einnahmen von den Euro-Staaten erhält. Das könnte die Basis für den Aufbau einer gemeinsamen fiskalischen Kapazität in der Eurozone sein.“ +++

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