IG-BCE-Chef sieht Energiewende auf der Kippe

Für vorrangigen Ausbau der Infrastruktur plädiert

Michael Vassiliadis, Vorsitzender der IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) und Mitglied der Kohlekommission, sieht die Energiewende auf der Kippe. „Wir müssen aufpassen, dass eine zu sehr auf selbst gesetzte Klimaziele fokussierte Debatte nicht irgendwann radikalen Gegenpositionen Aufwind gibt, die niemand haben will. Donald Trump lässt grüßen“, sagte Vassiliadis dem „Tagesspiegel“. „Meine größte Sorge ist, dass die ganze Energiewende Mitte des nächsten Jahrzehnts stecken bleibt, weil zu teuer und zu ineffizient, und dann ein großer Rollback gefordert wird.“

Grundsätzlich habe die Bundesrepublik als „reiches und verantwortlich handelndes Land allen Grund und auch die Möglichkeiten, beim Klimaschutz voranzugehen. Aber uns selbst als edles Vorbild aufzuspielen, dem am Ende in der Praxis aber niemand folgt, wäre töricht“, sagte der Gewerkschafter. „Es stimmt einfach nicht, dass wir in Deutschland mit einem Anteil von etwas mehr als zwei Prozent an den weltweiten CO2-Emissionen das Zwei-Grad-Ziel von Paris nennenswert beeinflussen werden.“ Zur Zukunft der Lausitz, die vom Ausstieg aus der Braunkohle am stärksten betroffen ist, regte Vassiliadis „eine Wertschöpfungskette um den Chemiecluster der BASF in Schwarzheide“ an. Die BASF wird dort ihre Batteriechemie ansiedeln. Nun sei die Frage, ob man dort die Wertschöpfungskette erweitern kann. Möglicherweise um eine Batteriezellenfertigung, wie sie Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier mit rund einer Milliarde Euro fördern will.

Der IG-BCE-Vorsitzende plädierte ferner für einen vorrangigen Ausbau der Infrastruktur – „ein ICE, der die Lausitz mit Dresden verbindet“ – sowie für die Ansiedlung von Bundeseinrichtungen. „Das kann man festlegen in einem Gesetz: Wegen des politisch begründeten Ausstiegs aus der Kohle werden wir in den nächsten zehn Jahren Bundesinstitute verbindlich in der Lausitz ansiedeln. Das ist viel einfacher, als Investoren aus der ganzen Welt anzulocken, und für mich auch ein Messpunkt dafür, wie ernst die Politik das Thema nimmt“, sagte Vassiliadis der Zeitung.

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