Ifo-Chef sieht ähnlichen Einbruch der Wirtschaft wie 2009

Der Ökonom fordert Interventionen des Staats

Der Chef des Münchener Ifo-Instituts, Clemens Fuest, warnt vor schwerwiegenden ökonomischen Folgen der Coronavirus-Pandemie und fordert massive Hilfsprogramme des Staats. „Mit der Corona-Krise gerät Deutschland in eine komplexe Wirtschaftskrise, deren Dimensionen derzeit viele noch unterschätzen“, schreibt Fuest in einem Gastbeitrag für das „Handelsblatt“. Die deutsche Wirtschaft sei einem simultanen Angebots- und Nachfrageschock ausgesetzt.

Darüber hinaus bestehe die Gefahr, „dass die Kreditversorgung der Wirtschaft gestört wird und die Staatsschuldenkrise im Euro-Raum zurückkehrt“, so Fuest. „Die Konjunktur wird während der akuten Zeit der Epidemiebekämpfung abstürzen. Noch zu Beginn des Jahres erwartete die Bundesregierung für 2020 ein Wachstum von 1,1 Prozent. Wenn die Wirtschaftsaktivität nur für zwei Monate auf 65 Prozent des Normalniveaus zurückgeht und danach wieder wächst wie erwartet, würde die Wirtschaftsleistung für das Gesamtjahr um fün f Prozent schrumpfen. Das wäre ein Einbruch wie im Finanzkrisenjahr 2009“, so Fuest.

Der Ökonom fordert Interventionen des Staats, lehnt allerdings „herkömmliche Konjunkturprogramme“ ab. „So lange die Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie ein Einfrieren der Wirtschaft erfordern, gilt es, die schädlichen Nebenwirkungen zu bekämpfen. Großzügigere Regeln für Kurzarbeitergeld sind bereits beschlossen. Zusätzliche Hilfen für Menschen, die ihr Einkommen verlieren, sind dringend. Liquiditätshilfen und staatliche Garantien können eine Insolvenzwelle abwenden“, schreibt Fuest. Gleichzeitig müsse verhindert werden, „dass die Versorgung der Wirtschaft mit Krediten einbricht“. Banken müssten mit Kreditausfällen rechnen. „Wenn sie dadurch Eigenkapital verlieren, könnten die Kapitalregulierungen erzwingen, auch andere Kredite zu kündigen. Das würde die Krise verschärfen. Die Bankenaufsicht sollte die Spielräume der Banken deshalb vorübergehend erweitern“, forderte Fuest. +++

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