Heiligen-Ausstellung im Vonderau Museum

Fulda im Licht der Heiligen

J.A.Herrlein, Martyrium des Bonifatius1778, Altarblatt aus kath. Pfarrkirche Sannerz.

Fulda. In Fulda lässt sich wie an kaum einem anderen Ort in Deutschland eine ausgeprägte Heiligenverehrung beobachten, die sich nachhaltig auf die Kirchen- und Kulturgeschichte von Stadt und Region ausgewirkt hat. Aspekte dieser Geschichte präsentiert nun das Vonderau Museum Fulda in der Ausstellung ‚… und am Anfang steht ein Mord. Fulda – Ort von Heiligen‘.

Martyrium des Bonifatius, Deckfarben auf Pergament Die Ausstellung wurde im Hinblick auf die Tagung ‚Fulda im Licht der Heiligen. Tradition – Verehrung – Volksfrömmigkeit‘ der Gesellschaft für mittel-rheinische Kirchengeschichte in Zusammenarbeit mit der Bistumsgruppe Fulda konzipiert. Für die Ausstellung haben die Beteiligten eine Reihe von aussagekräftigen Exponaten aus Archiven, Bibliotheken, Museen, Kirchen und Privatbeständen ausgewählt, die zum Teil erstmals öffentlich präsentiert werden. Die Ausstellung ist in sechs Themenfelder gegliedert. Das Thema Heilige beschäftigt sich mit den Voraussetzungen für die Verehrung als Heiliger oder Heilige. Diese sind zum einen das Martyrium, zum anderen ein herausragendes Bekennertum, aber auch die Formalia einer Erhebung in den Heiligenstand.

Der nächste Themenabschnitt Heilige erkennen widmet sich den Voraussetzungen für einen Kult der als Fürsprecher vor Gott in Anspruch genommenen Heiligen. Schon früh wurden deshalb Schilderungen heroischer Märtyrertode und Lebensbeschreibungen verfasst, die mit der Erfindung des Buchdrucks noch bessere Verbreitungsmöglichkeiten fanden. Für den Betrachter bildlicher Darstellungen der Heiligen in der mittelalter-lichen Buchmalerei, in Gemälden und Skulpturen der Neuzeit aber wurden die Attribute der Heiligen zum wichtigsten Erkennungszeichen. Die Lebens-beschreibungen der Fuldaer Heiligen Bonifatius, Sturmius, Lioba, Hrabanus Maurus u.a. werden in der Ausstellung ebenso präsentiert wie deren Attribute.

J.A.Herrlein, Martyrium des Bonifatius1778, Altarblatt aus kath. Pfarrkirche SannerzIm nächsten Abschnitt Heilige verehren wird die Bedeutung der Heiligen als Grundlage des Heiligenkults herausgestellt, die durch Ablässe und fromme Stiftungen, zahlreiche Bruderschaften und Wallfahrten zusätzlich gefördert wurde. Im Kreis der Heiligen nahmen schon bald die sogenannten „Volksheiligen“ eine ganz gewichtige Rolle ein. Das Thema Heilige anfassen stellt die Reliquienverehrung als besondere Form des Heiligenkults heraus. Als Reliquien gelten nicht nur die körperlichen Überreste, sondern auch Kleidungsstücke und Marterwerkzeuge. In der Ausstellung werden Reliquiare, d.h. Kästchen und Behälter für einzelne Körperteile wie Kopf, Arm, Fuß oder Zunge präsentiert sowie Büsten, Statuen, Kreuze und Monstranzen.

In dem Abschnitt Heilige instrumentalisieren – Heilige propagieren wird die Rolle der hl. Märtyrer Simplicius, Faustinus und Beatrix als Kloster- und Stadtheilige behandelt. Eine Stufe niedriger als die Instrumentalisierung ist die Propagierung „neuer“ Heiliger anzusehen, die vor allem von den Jesuiten betrieben wurde. Besondere Beachtung verdienen dabei die um 1731 entstandenen Deckengemälde des Hofmalers Emanuel Wohlhaupter mit Szenen aus dem Leben des hl. Franz Xaver im ehemaligen Oratorium des Päpstlichen Seminars, der heutigen Kapelle des Vonderau Museums. Im letzten Themenabschnitt Heilige vermarkten geht es um die Jubiläumsfeiern der großen „Lokalheiligen“ Bonifatius, Sturmius und Lioba. Auch die „Begleitprodukte“ dieser in der Regel mit Wallfahrten verbundenen Veranstaltungen, die Vermarktung und teilweise „Verkitschung“ der Heiligen werden thematisiert.

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