„Uns nimmt die Politik oft nicht ernst genug!“ Dieses Statement des 16-jährigen Aaron Richter von der Grünen Jugend veranlasste den Kreisverband von Bündnis 90/DIE GRÜNEN, extra für junge Menschen am 25. Mai eine Veranstaltung zur Europawahl zu machen. Denn erstmals dürfen bei dieser Wahl auch 16-jährige wählen.
Hauptrednerin im Dipperzer Bürgerhaus war Corinna Balkow, die seit 2021 Bezirksverordnete in Berlin-Charlottenburg und aktuell Kandidatin für das Europäische Parlament ist. Sie findet: „Die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen müssen viel stärker beachtet werden.“ Die Fragen der Gäste beantwortete Corinna Balkow mit vielen anschaulichen Beispielen aus der Praxis.
Die Herabsetzung des Wahlalters auf 16 Jahre wurde lebhaft diskutiert und überwiegend befürwortet – auch von den älteren Besuchern, die gekommen waren. „Meine Kinder interessieren sich nur für Dinge, bei denen sie auch mitmachen können“, erzählte eine Mutter. Und Auszubildende, die Steuern zahlen, sollten doch mitentscheiden können, wofür die Gelder ausgegeben werden. Die besorgte Frage, ob Erstwähler ausreichend informiert seien, bestätigte Corinna Balkow, die im Wahlkampf viele Schulveranstaltungen macht. Es sei aber wichtig, solche Veranstaltungen an allen Schulformen abzuhalten. Hier gäbe es noch Nachholbedarf.
Ein weiterer Schwerpunkt der Veranstaltung war Digitalisierung. Schon in ihrer Magister-Arbeit befasste Corinna Balkow sich mit Robotik, als wissenschaftliche Mitarbeiterin setzte sie sich früh mit der Ethik künstlicher Intelligenz auseinander. Auch im Europaparlament spiele Digitalisierung eine immer größere Rolle. Europa müsse endlich eigene Leitlinien zur Überwachung algorithmischer Systeme beschließen, gerade im Kampf gegen Fake-News oder gegen Beleidigungen in den sozialen Medien.
Zum Schluss wollte Vorstandssprecherin Marie-Louise Puls von Corinna Balkow noch wissen, was sie antreibe: „Warum engagierst Du Dich so intensiv im Wahlkampf, obwohl Du auf einem aussichtslosen Listenplatz kandidierst?“ Die Antwort – Begeisterung für Europa und die Möglichkeiten, die die EU gerade jungen Menschen biete. Das habe sie schon in ihrer Schulzeit fasziniert und auch dazu motiviert, Fremdsprachen zu lernen. Die Vorzüge der Europäischen Union habe sie später durch verschiedene berufliche Auslandsaufenthalte kennen- und schätzengelernt.
Die Rückmeldung der Gäste auf die Veranstaltung war eindeutig: Das war intensiv, interessant und inspirierend. +++ pm/jh