Großes Interesse an Dokumentarfilm über Rhinas Juden

Auf großes Interesse stieß die Vorführung des Films „Jetzt, nach so viel Jahren“ in der ehemaligen Synagoge Heubachs. Sie war bis auf den letzten Platz besetzt. Deren Förderverein der Synagoge hatte zu der Veranstaltung eingeladen. Den inzwischen digitalisierten Dokumentarfilm hatten Pavel Schnabel und Harald Lüders im Jahr 1980 gedreht, um dem Verhältnis zwischen dem Haunetal-Dorf Rhina und seiner jüdischen Bevölkerung nachzugehen. Rhina war nicht zuletzt deshalb für die Filmemacher besonders interessant, weil dort der Anteil der jüdischen Dorfbevölkerung sehr groß war – bis 1923 hatten dort jahrzehntelang weniger Christen als Juden gelebt.

Doch das Gebäude, das einstmals Synagoge und Schule beherbergte, sucht man in Rhina vergeblich: Es wurde in der Pogromnacht von 1938 angezündet und später – auf Kosten der jüdischen Gemeinde! – abgebrochen. Der Antisemitismus und die Verfolgung in der Zeit des Nationalsozialismus waren überaus effektiv: 1939 meldeten die NSDAP-Größen Rhina als „judenfrei“. Die Spannung des Films liegt darin, dass er die Aussagen der Rhinaer von 1980 denen überlebender Juden, die die Autoren in den USA ausfindig machten, gegenüberstellten. Denn das offenbart – sicherlich keiner Rhinaer Spezialität, sondern ein typisches Verhaltensmuster – eine Mischung aus Verdrängen und Nichts-wissen-wollen. Die Täter waren immer „welche von außerhalb“ und Opfer hat man eigentlich nicht gesehen – trotz der eingeworfenen Scheiben, der Gewalt gegen Juden im Dorf, der brennenden Synagoge und der Verschleppung vieler Männer ins KZ Buchenwald. Kein Wunder, dass die ganz anders klingenden Erinnerungen der überlebenden Rhinaer Juden aus den USA bei einer Vorführung im Saal der örtlichen Gastwirtschaft nicht auf Begeisterung stießen.

Im Nachgespräch ging Kurt Bolender vom Heimatverein Rhina auf Nachfragen ein und half so, den Film noch besser zu verstehen. Bolender berichtete auch, dass auf Initiative des Heimatvereins kürzlich erstmals drei Stolpersteine für in der NS-Zeit ermordete Juden aus Rhina verlegt worden sind. Bolender bietet auch Führungen zur jüdischen Geschichte Rhinas an. Weitere Informationen online. +++