Beklemmend war die Performance von Ukrainischen Kindern bei der gemeinsamen Mahnwache aller Fraktionen der Hünfelder Stadtverordnetenversammlung auf dem Anger. Sie kauerten bei Sirenenalarm auf dem Pflaster, zeigten damit ihre Angst vor dem russischen Bombenterror. Kateryna Yakymenko und Stefanie Krys sagen von ihrer Sehnsucht nach ihrer Heimat und dem Frieden.
Aufgerufen hatten zu dieser Mahnwache alle in der Stadtverordnetenversammlung vertretenen Fraktionen von CDU, CWE, SPD, FDP und Bündnis 90, die Grünen. Für sie ergriff Stadtverordnetenvorsteher Berthold Quell das Wort mit der Forderung: „Putin, beende diesen Krieg, höre auf das Völkerrecht zu brechen und Europa zu spalten.“ Für die Stadtverordneten, deren Einladung über 200 Hünfelder gefolgt waren, sagte Quell, dass die Menschen in der Ukraine nicht alleine gelassen würden. Ukraine gehöre zu Europa. Mit deutlichen Worten trat Quell auch Gruppierungen an den Rändern des politischen Spektrums links und rechts entgegen, die diesen Krieg verharmlosten, rechtfertigten oder gar unterstützten. Er plädierte für Einigkeit in Europa als Wertegemeinschaft in einem gefestigten Staatenbund. Zerfalle Europa, stehe jedes Land alleine da und sei der Gier des Despoten Putin im Kreml schutzlos ausgeliefert.
Bürgermeister Benjamin Tschesnok dankte allen, die gekommen waren, weil sie dieses unermessliche Leid nicht kalt lasse: „Mit dieser Mahnwache rufen wir zum Frieden auf. Zu einem gerechten Frieden, den die Völker nicht finden werden, so lange ein politischer Führer im Kreml Erfolg damit hat, seine Großmachtphantasien auszuleben.“ Auch er wandte sich gegen Kräfte, denen offensichtlich ein autoritärer Stadt nach dem Vorbild des Kremls lieber sei, als eine offene, eine menschliche, friedliche und demokratische Gesellschaft. Der Krieg mahne, auch nach innen in die Gesellschaft zu schauen. Deshalb stünden die Teilnehmer der Mahnwache auch für ihre Freiheit auf dem Anger. Tschesnok weiter: „Wir belassen es nicht bei Worten der Solidarität. Wir Hünfelder leisten auch ganz konkrete Hilfe gemeinsam mit unserer polnischen Partnerstadt Proskau. So haben wir Proskau dabei unterstützt, Ukrainische Kriegsflüchtlinge zu beherbergen. Wir haben Proskaus Partnerstadt in der Ukraine, Wyhoda südlich von Lemberg, ein gebrauchtes Feuerwehrfahrzeug übergeben, damit sie ihre Bürger und die Tausende von Binnenflüchtlingen in der Stadt besser schützen können. Mit unserem Partnerschaftsverein haben wir die Chance genutzt, über die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit schweres technische Gerät zu organisieren, damit die Gemeinde in der Ukraine ihre vom Bombenterror der russischen Angreifer bedrohte Infrastruktur Instand halten kann. Das ist ganz konkrete zivile Hilfe, mit der wir einen kleinen Beitrag dazu leisten, den betroffenen Menschen beizustehen.“
Auch Deutschland müsse wachsam und wehrhaft sein – und der Ukraine weiter beistehen. „Und wir müssen auch im Inneren unseres Landes den gesellschaftlichen Zusammenhalt wahren und jenen entgegentreten, die sehr zur Freude Putins unsere Gesellschaft destabilisieren und Europa auseinanderbringen wollen,“ sagte Tschesnok. Die Performance der Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine war organisiert worden vom Verein „People for People“, der sich mit Hilfstransporten und anderen Aktionen für die vom Krieg betroffenen Menschen in diesem Land engagiert. Zum Abschluss sprachen Pfarrer Jürgen Gossler von der evangelischen Kirchengemeinde Hünfeld und Pater Superior Norbert Wilczek OMI vom Hünfelder Bonifatius Kloster ein Friedengebet. „Da hilft nur noch beten, meine mancher“, sagte Pfarrer Gossler, beten helfe aber nur dann, wenn wir täten, was dem Frieden diene. Auch Pater Wilczek betete deshalb darum, den Menschen Gottes Kraft zum Frieden zu geben. Auch in Fulda, Marburg, Limburg, Kassel oder Darmstadt fanden Kundgebungen statt. +++ pm/hk