Gedenken an die Opfer von Hanau

Rudolp: Die Toten mahnen uns

Zwei Jahre nach dem rassistischen Anschlag mit neun Toten in Hanau wird am Samstag in vielen Städten der Opfer gedacht. Auf dem Hanauer Hauptfriedhof werden – zu einer Gedenkstunde – Bundesinnenministerin Faeser (SPD), Ministerpräsident Bouffier (CDU) und der Hanauer Oberbürgermeister Kaminsky (SPD) erwartet. Unter den rund 100 geladenen Gästen sind auch die Hinterbliebenen und Vertreter der Religionsgemeinschaften.

„Zwei Jahre nach den brutalen Morden in Hanau mahnt uns dieser verabscheuungswürdige und rassistisch motivierte Anschlag noch immer zum Erinnern, zum Gedenken, vor allem aber auch zum Handeln. Die schlimmen Ereignisse vom 19. Februar 2020 sind auch heute noch tief in unser Gedächtnis eingebrannt. Sie und die Tat sind nicht vergessen. Die Forderungen der Opferfamilien nach Gewissheit über den genauen Tatablauf über Hintergründe und Folgen sind und bleiben mehr als verständlich. Wir können nur erahnen, wie groß ihre Trauer und ihre Verzweiflung sind. Die schwarz-grüne Landesregierung, die hessische Polizei und die Justizbehörden setzen und setzten von Beginn an alles daran, diese abscheuliche, widerwärtige Tat vollständig aufzuklären. Der Hessische Landtag hat eigens einen Untersuchungsausschuss eingesetzt, der mit der Sacharbeit begonnen und ganz zu Beginn zunächst die Angehörigen der Opfer angehört hat. Wir wissen, dass Geld kein Menschenleben zurückbringen kann. Trotzdem war es uns wichtig, das besondere Leid auch durch finanzielle Leistungen zu lindern. Mehr als 1,3 Millionen Euro an Härtefallleistungen wurden daher bisher ausgezahlt und ein Opferfonds geschaffen, der die Opfer und Angehörigen schwerer Gewalttaten von landesweiter Bedeutung und von Terroranschlägen mit Hilfsangeboten unterstützt. Überdies treten wir Rassismus, Rechtsextremismus und menschenverachtender Hetze in Hessen nicht erst seit Hanau, aber seitdem mit noch mehr Nachdruck und mit aller Entschlossenheit und Kraft entgegen. Hass und Hetze sind der Nährboden für Gewalt, die bei dem nach aktuellen Erkenntnissen des Untersuchungsausschusses psychisch schwer gestörtem Täter auf besonders fruchtbaren Boden gefallen sind. In diesem Wahn hat er selbst vor dem Mord an seiner eigenen Mutter, als zehntes Opfer dieses schlimmen Tages, nicht zurückgeschreckt, bevor er sich selber gerichtet hat. Hass und Hetze in jeglicher Form entschlossen entgegenzutreten sind wir daher als Gesellschaft den Opfern, ihren Familien, Freunden und uns als Gesamtgesellschaft selbst schuldig. In dieser Überzeugung haben wir im Januar 2020 die bundesweit erste staatliche Meldestelle ‚Hessen gegen Hetze‘ eingerichtet und setzen auch im Haushalt für das neue Jahr wichtige Akzente in diesem Bereich“, so die Vorsitzende der CDU-Fraktion im Hessischen Landtag, Ines Claus.

Der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Günter Rudolph erklärte: „Bis heute sind Trauer und Entsetzen, aber auch Zorn über das Geschehene präsent. Zu glauben, die Zeit heile die Wunden, die der rassistische Anschlag vom 19. Februar 2020 geschlagen hat, wäre ein Irrtum. Die Toten mahnen uns, wachsam zu sein und jede Form von rassistischer Menschenfeindlichkeit im Ansatz zu bekämpfen. Es ist unser aller Aufgabe, das Angedenken an die Toten zu wahren, ihren Familien und Freunden jede Unterstützung zu geben und deren Trauer zu teilen. Diejenigen, die in Staat und Politik Verantwortung tragen, haben auch die Verpflichtung, für Klarheit zu sorgen über das, was in jener Nacht in Hanau wirklich geschah. Denn Klarheit über das Geschehene ist die Voraussetzung für dessen Aufarbeitung. Die Terrorattacke von Hanau hat uns auf schmerzliche Weise deutlich gemacht, dass die wehrhafte Demokratie und der starke Rechtsstaat immer wieder aufs Neue ihre Fähigkeit beweisen müssen, unsere Werte von Freiheit und Weltoffenheit zu schützen – mit Aufklärung und Bildung, mit gelebter Menschlichkeit, aber auch mit dem Gesetz. Die demokratisch gesinnten Kräfte müssen zusammenstehen gegen rassistische Menschenfeindlichkeit, gegen die politische Radikalisierung und gegen alle spalterischen Tendenzen, damit wir als Gesellschaft wieder zusammenfinden.“

Ein 43-jähriger Deutscher hatte am 19. Februar 2020 in Hanau neun Menschen: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov aus rassistischen Motiven ermordet. Auch in Fulda wird heute der Oper des Anschlages um 15.00 Uhr am Bahnhofsvorplatz gedacht. +++

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