Florian Hölzer aus dem Amt des Kalbacher Bürgermeisters verabschiedet

Feierlich, würdig und auch sehr emotional

Florian Hölzer

Sicherlich hätte sich Florian Hölzer im Vorfeld eine andere Form des Abschieds gewünscht. Und sicherlich hätte der 41-Jährige angesichts seiner Leistung auch eine größere Feier zum Ende seiner Amtszeit als Kalbacher Bürgermeister verdient gehabt. Doch die Corona-Pandemie machte auch diesem Ansinnen einen Strich durch die Rechnung. Und dennoch war die Verabschiedung Hölzers im Mittelkalbacher Bürgerhaus feierlich, würdig und auch sehr emotional. Zahlreichen Laudatoren und auch der Hauptperson hörte man bei ihren Reden an, dass ihnen ein Kloß im Hals steckte. Und auch das ein oder andere Tränchen wurde verdrückt. Sechs Jahre lang war Hölzer Chef der Gemeindeverwaltung. Aus gesundheitlichen Gründen hört er auf. Ab November leitet er die Ordnungs- und Sozialverwaltung der Gemeinde Gründau im Main-Kinzig-Kreis.

Kurzfristig war die Teilnehmerzahl an der letzten Gemeindevertretersitzung unter der Ägide Hölzers auf 80 Personen reduziert worden. Erlaubt wären 105 gewesen, doch keiner der Verantwortlichen wollte verständlicherweise ein größeres Risiko als nötig eingehen. So gab es auch nach Abschluss der Veranstaltung kein geselliges Beisammensein. Regie an diesem Abend führte Markus Hackenberg, Erster Beigeordneter der Gemeinde und lange Zeit Hölzers Stellvertreter. Ihm oblag es, den Reigen der Reden zu eröffnen. „Du wolltest ein Bürgermeister zum Anfassen sein, das hast du geschafft“, sagte Hackenberg in Richtung seines Weggefährten: „Du hast einen guten Job gemacht, innovative Projekte angestoßen und ein faires und konstruktives Miteinander gepflegt.“ Hackenberg machte auch deutlich, dass Hölzer alle Ortsteile gleichbehandelt habe. Für jeden Ort nannte der Erste Beigeordnete drei Projekte, die unter der Amtszeit Hölzers verwirklicht worden waren. Mehrere zehn Millionen Euro seien investiert worden, 2448 Einzelaufträge habe der Bauhof erhalten, 160 Sitzungen des Gemeindevorstands und 40 Gemeindevertretersitzungen hatten stattgefunden. Beachtliche Zahlen, die Hackenberg präsentierte und Hölzers Tätigkeit untermauerten. Als Abschiedsgeschenk gab es einen gut gefüllten Präsentkorb und einen flotten Spruch Hackenbergs: „Die Größe des Schwartenmagens steht tatsächlich in Relation zu deiner Leistung“, gab er Hölzer mit auf den Weg.

Als dienstältester Gemeindevertreter sprach SPD-Fraktionschef Gerhard Müller: „Du behältst deinen Platz in der Gemeinde, ein Großteil der Bevölkerung hätte sich gewünscht, dass du weitermachst.“ Müller erinnerte auch an einige Auseinandersetzungen: „Dir wurde die Arbeit nicht immer leicht gemacht. Auch mir wirst du sehr fehlen.“ Auch Oberkalbachs Ortsvorsteher Torsten Ickler, der für alle Dorfchefs sprach, lobte die Arbeit Hölzers: „Viele Kandidaten versprechen vor ihrer Wahl, dass sie sich um die Menschen kümmern. Er hat dieses Versprechen gehalten“, sagt Ickler zu den Anwesenden. Er lobte Hölzer für seine „Sportivität“: „Manch einem Knüppel, den man dir zwischen die Beine werfen wollte, bist du elegant ausgewichen.“

Zahlreiche Bürgermeister waren zur Verabschiedung gekommen, gleich vier traten ans Mikrofon. Heiko Stolz (Neuhof) sprach als Nachbar und Vorsitzender der Bürgermeisterkreisversammlung: „Du warst geschätzt bei den Bürgermeistern wegen deiner pragmatischen Ansätze und deiner lockeren Sprüche. Wie einst als Fußballer hast du oft den direkten Weg gesucht.“ Stolz zeigte sich auch dankbar für das unkomplizierte Miteinander unter den Bürgermeistern der Südgemeinden. Ähnlich äußerte sich Christian Henkel (Flieden), der auch als Vorsitzender des Regionalforums Fulda-Südwest sprach: „Ich schätze deine offene und ehrliche Art. Wenn man einen Tipp brauchte, hat man diesen zügig bekommen.“ Aus Bad Soden-Salmünster war Stadtoberhaupt Dominik Brasch gekommen, der die freundschaftliche Verbundenheit betonte und den verkleinerten Rahmen der Verabschiedung bedauerte: „Das wird deiner Leistung leider nicht gerecht.“ Brasch bezeichnete den Rückzug Hölzers als mutigen Schritt. Auch Hölzers neuer Chef, Gründaus Bürgermeister Gerald Helfrich, war zur Verabschiedung gekommen. „Ich bin wirklich beeindruckt, was Florian Hölzer in Kalbach auf die Beine gestellt hat. Da bekomme ich eine Top-Führungskraft in meine Verwaltung.“ Grußworte gab es auch von Diana Leibold. Die Personalratsvorsitzende der Gemeindeverwaltung betonte: „Sie haben das Amt mit viel Herzblut ausgefüllt und die Messlatte ganz schön hoch gelegt.“

Außerdem sprach Johannes Heger vom Hessischen Städte- und Gemeindebund. Er freue sich, dass Hölzer künftig mehr Zeit für Familie, Gesundheit und Freizeit habe. An diese Punkte knüpfte der scheidende Bürgermeister bei seinen Abschiedsworten an: „Ich danke meiner Frau Judith sowie meinen Söhnen Luis und Leo. Sie haben oft auf mich verzichten müssen. In Zukunft möchte ich ihnen etwas zurückgeben“, sagte Hölzer sichtlich bewegt. Sein Dank galt auch seinen Mitarbeitenden bei der Gemeinde sowie allen Weggefährten, die ihn bei seiner Arbeit begleitet haben. Stellvertretend für alle nannte er Hauptamtsleiter Harald Schmidt. Manchmal habe es politische Auseinandersetzungen gegeben, die ihn nicht hätten schlafen lassen, erinnerte sich Hölzer: „Bei drei oder vier Personen warte ich auch noch auf eine Entschuldigung.“ Generell seien die sechs Jahre an der Spitze Kalbachs eine Zeit gewesen, „die ich nie vergessen werde. Es war mir eine Ehre.“ Mit den Worten „weine nicht, weil es vorbei ist, sondern lache, weil es schön war“ endete Hölzers Abschiedsrede, die spontan vor Beginn und während der Zeremonie entstanden war. Und ganz zum Schluss gab es nicht nur lange Ovationen für den scheidenden Bürgermeister, sondern noch eine ganze Menge Videos von Leuten, die Hölzers Amtszeit begleitet haben. Sie sorgten für ein humoriges Ende eines außergewöhnlichen Abends. +++ pm

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