„Feder für die Pressefreiheit“ des DJV Hessen für Shangguan Yunkai

Chinesischer Investigativjournalist in dubiosem Prozess zu 15 Jahren Haft verurteilt

Ingo Zamperoni . Foto: privat

Shangguan Yunkai ist als Reporter seit Jahrzehnten bekannt für seine investigativen Recherchen über anhaltende Korruption in chinesischen Behörden und Kadern. Sein Mut kostete ihn nun die Freiheit. Auch deshalb widmet ihm der DJV-Landesverband Hessen in diesem Jahr die „Feder für die Pressefreiheit“. Schirmherr Ingo Zamperoni wird die Auszeichnung dem 57-jährigen Journalisten allerdings am 3. Mai, dem Tag der Pressefreiheit, kaum persönlich überreichen können.

Denn der bekannte Journalist und Blogger wurde Anfang des Jahres im zentralchinesischen Ezhou zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Laut dem Urteil – berichtet Reporter ohne Grenzen (RSF) – habe Shangguan Yunkai „gefälschte Medikamente verkauft“, „einen Streit angefangen und Ärger provoziert“. Letzteren Tatvorwurf benutze die chinesische Justiz regelmäßig dazu, Journalistinnen und Journalisten mundtot zu machen.

„Offenbar will die Volksrepublik China ihren Platz 179 von 180 auf der Weltrangliste der Pressefreiheit robust verteidigen“, bemerkt Knud Zilian, erster Vorsitzender des DJV Hessen, der sich „vom Mut des diesjährigen Preisträgers zutiefst beeindruckt“ zeigt. Die „Feder“ wird alljährlich zum Tag der Pressefreiheit versandt, begleitet von einem persönlichen Brief an den Preisträger, handgeschrieben von Tagesthemen-Moderator Ingo Zamperoni.

Shangguans Artikel, Blogeinträge und Posts sollen korrupte Beamte wiederholt in Erklärungsnot gebracht oder gar ihre Jobs gekostet haben. Über Messengerdienste hatte der Investigativjournalist immer wieder dazu aufgerufen, Hinweise und belastendes Material gegen korrupte Beamte im Staatsapparat zu teilen. Shangguans Weibo Blog hatte zuletzt rund 24.000 Follower. Er wurde nun wohl ein prominentes Opfer der vor einem Jahr weiter verschärften Gesetzgebung.

Die Idee zur „Feder für die Pressefreiheit“ war in einem Gespräch zwischen DJV-Schatzmeisterin Dr. Gabriela Blumschein und Ingo Zamperoni entstanden. Seit der ersten Verleihung im Jahr 2018 steht die Auszeichnung unter der Patenschaft des Tagesthemen-Moderators. Über Mittelsleute wird nun versucht, das Schreibgerät dem inhaftierten Kollegen zukommen zu lassen und damit auch die Botschaft zu senden, dass sein Schicksal international registriert und verfolgt wird.

Voriges Jahr war die Feder an die iranische Journalistin Niloofar Hamedi gegangen. Die heute 31-Jährige, die für ihre Berichterstattung zum Fall Jina Mahsa Amini international bekannt wurde, saß 15 Monate im berüchtigten Teheraner Evin-Gefängnis ein. Einen Tag nach ihrer Freilassung wurde sie wegen eines „Kopftuch-Verstoßes“ erneut angeklagt. +++

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