Frankfurt/Main. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag beschlossen, den Einlagenzins auf minus 0,1 Prozent abzusenken. Damit müssen Geschäftsbanken erstmals Strafzinsen bezahlen, wenn sie kurzfristig nicht benötigtes Geld bei der EZB parken. Mit dem Schritt sollen Unternehmen insbesondere in Südeuropa wieder mehr Kredite bekommen.
Der Leitzins der Zentralbank wurde auf das Rekordtief von 0,15 Prozent gesenkt, wie die Währungshüter nach der Sitzung des EZB-Rats mitteilten. Den Zinssatz für die sogenannte Spitzenrefinanzierungsfazilität, zu dem sich Geschäftsbanken im Euroraum kurzfristig Geld bei der EZB beschaffen können, senkte die Zentralbank auf 0,4 Prozent. Die Währungshüter hatten den Leitzins zuletzt Anfang November des vergangenen Jahres auf 0,25 Prozent gesenkt.
EZB-Zinssenkung lässt DAX klettern und Euro fallen
Die Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), den Leitzins auf 0,15 Prozent und den Einlagenzins auf minus 0,1 Prozent zu senken, hat den DAX am Donnerstagmittag zunächst steigen und den Euro fallen lassen. Unmittelbar nach der Entscheidung der Währungshüter kletterte der deutsche Leitindex auf über 9.970 Punkte und näherte sich damit erneut der psychologisch wichtigen Marke von 10.000 Punkten. Gleichzeitig ließ die EZB-Entscheidung den Euro auf ein Viermonats-Tief absacken: Die Gemeinschaftswährung fiel von etwas über 1,36 US-Dollar auf 1,3560 US-Dollar. Wenig später zog der Euro gegenüber dem Dollar aber wieder an und notierte bei 1,3573. Die EZB hatte am Donnerstag auch den Zinssatz für die sogenannte Spitzenrefinanzierungsfazilität, zu dem sich Geschäftsbanken im Euroraum kurzfristig Geld bei der EZB beschaffen können, von 0,75 auf 0,4 Prozent gesenkt.
Goldpreis hat einen kräftigen Satz nach oben gemacht
Selbst der in US-Dollar notierte Preis je Feinunze legte gegen 14:45 Uhr MESZ rund ein Prozent auf bis zu 1.257 Zähler zu. Weil der Euro schon nach der Leitzinsentscheidung eine Stunde zuvor in den Sinkflug gegangen war, befeuerte das den Goldpreis in Euro noch weiter. EZB-Präsident Mario Draghi hatte zuvor angekündigt, angesichts des derzeitigen Inflationsausblicks die niedrigen EZB-Leitzinsen „für eine längere Zeit auf den aktuellen Niveaus“ zu halten. Außerdem werde es neue Geldspritzen geben, um die stockende Kreditvergabe in Südeuropa anzukurbeln. Dazu wolle die Zentralbank unter anderem verbriefte Kredite (ABS) aufkaufen. Zudem kündigte Draghi neue langfristige Notenbank-Kredite (LTRO) an, die zunächst ein Volumen von 400 Milliarden Euro haben sollen. Bundeskanzlerin Merkel wollte zu den EZB-Entscheidungen nichts sagen: „Die EZB entscheidet unabhängig, deshalb werde ich die Entscheidung nicht kommentieren“, so Merkel. +++ fuldainfo