Epidemiologe Scholz gegen verkürzte Quarantäne

Union dringt auf verkürzte Quarantäne und regt Verzicht an

In der Debatte um eine verkürzte Quarantäne in Deutschland warnt der Epidemiologe Markus Scholz vor Lockerungen. „Die Quarantäne ist ein entscheidendes Mittel im Kampf gegen die Pandemie“, sagte der Wissenschaftler von der Universität Leipzig dem Nachrichtenportal Watson. „Dieses sollte neben der Maskenpflicht in Innenräumen zuletzt und nur bei niedrigen Inzidenzen wegfallen.“ In Deutschland sollen am 2. April alle Corona-Regeln wegfallen und der sogenannte „Basisschutz“ greifen.

Der Epidemiologe hält dies für verfrüht: „Ich sehe die aktuelle weitgehende Rücknahme aller Maßnahmen sehr kritisch. Wir können zur Normalität zurückkehren, wenn die Inzidenzen deutlich niedriger sind.“ Im Vergleich zu Ländern wie Polen und Spanien, wo jüngst Quarantäne-, Masken- und Testpflicht weitgehend weggefallen sind, müssten die Infektionszahlen hierzulande noch gebremst werden, „da kritische Infrastrukturen nur eingeschränkt funktionieren, die Krankenhäuser überlast  et sind und die Gesundheitsversorgung eingeschränkt ist“. Für Deutschland sei ein „Freedom Day“ daher noch keine Option: „In beiden Ländern ist die Inzidenz deutlich niedriger als in Deutschland, so dass aktuell keine Überlastung der Gesundheitssysteme zu befürchten ist. Weitere Lockerungen sind dort also vertretbar“, so Scholz.

Union dringt auf verkürzte Quarantäne und regt Verzicht an

Der gesundheitspolitische Sprecher der Union im Bundestag, Tino Sorge (CDU), unterstützt Pläne, die Corona-Quarantäne zu verkürzen und einen kompletten Verzicht zu prüfen. „Die Verkürzung auf fünf Tage ist sinnvoll“, sagte er der „Welt“. „Immerhin resultieren die Engpässe etwa in Kliniken und Praxen zur Zeit vor allem aus der Quarantäne zahlreicher Mitarbeiter – nicht etwa aus einer hohen Zahl schwerer Fälle.“ Einige Quarantäne-Regelungen stammten aus einer Zeit, als damals wenig bekannte und zugleich deutlich gefährlichere Virusvarianten vorherrschten. „Gerade Omikron gibt uns jetzt neue Spielräume. Wir sollten sie nutzen. Das Risiko ist vertretbar“, sagte der CDU-Politiker. Bei der Quarantäne sei es richtig, stärker auf die Eigenverantwortung und Vernunft der Menschen zu setzen. Die Debatte über einen kompletten Verzicht für eine bestimmte Gruppen will Sorge ebenfalls beginnen. „Ein kompletter Verzicht auf die Quarantäne für symptomlos Infizierte muss mit Vorsicht diskutiert werden. Wann jemand symptomfrei ist, lässt sich im Alltag nicht trennscharf definieren“, so Sorge. Schon das Niesen in der Heuschnupfen-Saison oder eine Erkältung würden Fragen aufwerfen. „Zudem muss das erhöhte Risiko in sensiblen Bereichen wie dem Gesundheitswesen beachtet werden.“ +++