Ein Jahr Krieg in der Ukraine – Caritas Fulda sieht nur Opfer

Vor einem Jahr, am 24. Februar, begann der bis heute andauernde Krieg in der Ukraine mit dem Eindringen russischer Soldaten auf ukrainisches Staatsterritorium. Dieser militärische Konflikt beeinflusste die Hilfstätigkeit der Caritas im Bistum Fulda in verschiedener Hinsicht nachhaltig: Zum einen betreuen die Caritasverbände im osthessischen Bistum seitdem zahlreiche Flüchtlinge aus der Ukraine, die in Nordhessen und Kassel, in der Rhön und weiteren Regionen eine vorläufige neue Heimat gefunden haben. Zum anderen hat der Fuldaer Caritas-Schwesterverband im westukrainischen Iwano-Frankiwsk seit dem Kriegsbeginn zigtausende Binnenflüchtlinge versorgt: Die Menschen, die oft Hals über Kopf aus ihren Heimatorten aufbrechen mussten und ohne jedes Hab und Gut in der westukrainischen Stadt eintrafen, wurden von der Caritas Iwano-Frankiwsk „aufgefangen“, untergebracht, mit dem Notwendigsten versorgt und psychologisch begleitet. Inzwischen sind weitere Dienste wie Kinderbetreuung und Hilfsangebote für die betroffenen Menschen beim Aufbau einer neuen Lebensgrundlage hinzugekommen.

„Wir hatten kürzlich anlässlich eines Delegationsbesuches der Caritas Iwano-Frankiwsk bei uns in Fulda Gelegenheit, uns ausführlich auszutauschen“, berichtet Diözesan-Caritasdirektor Dr. Markus Juch. „Dabei ist sehr klar geworden, dass sich die Caritas Iwano-Frankiwsk mit ihrem Team seit einem Jahr im Ausnahmezustand befindet, und jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter dort Übermenschliches leistet. So viele Menschen dort sind Opfer dieses barbarischen Krieges; viele haben Tote, Verletzte oder Verschwundene zu beklagen, Unzählige sind auf Grund ihrer Erlebnisse traumatisiert. Alle brauchen Hilfe. Darüber hinaus müssen täglich Menschen mit den elementarsten Dingen versorgt werden, um ihren Alltag zu bestehen. Wir helfen von Fulda aus so gut es geht – mit Spenden und mit Lieferung von Hilfsgütern. Es ist ganz wichtig für unsere Caritas-Partner in der Ukraine, dass sie verlässlich wissen: Wir helfen weiter!“

Natürlich, so Caritasdirektor Juch, hoffe man auf einen Ausweg und eine friedliche Beilegung des Konfliktes – und dies so bald wie möglich. „Wir wissen jedoch, dass es im Augenblick leider nicht nach einer raschen Friedenslösung aussieht. Die ukrainischen Menschen, die hier bei uns wie in Iwano-Frankiwsk von der Caritas betreut werden, sind allesamt unschuldige Opfer dieses Krieges. Ihnen zu helfen, muss eine Selbstverständlichkeit bleiben. Deshalb wird unsere Caritas sich weiter in der Flüchtlingshilfe engagieren und die Partner in Iwano-Frankiwsk unterstützen. Für diese Arbeit bitten wir auch weiterhin um Spenden: Das Geld kommt nur solchen Zwecken zu Gute, die den Kriegsopfern direkte Hilfe bringt und letztendlich – so hoffen wir – zu einer späteren friedlichen Lösung beitragen werden. Herzlichen Dank für jede Spende!“

Statement von Fuldas Bischof Dr. Michael Gerber

Zum Jahrestag des Kriegsausbruchs in der Ukraine haben die christlichen Kirchen und Netzwerke in Deutschland zu gemeinsamen Gebeten und zum Gedenken an die Ofer aufgerufen. Fuldas Bischof Dr. Michael Gerber schließt sich diesem Aufruf an und nimmt als Vertreter der katholischen Kirche am Freitag (24. Februar) ab 19.30 Uhr an einem bundesweiten ökumenischen Online-Gebet teil. Bischof Gerber dazu: „Das Gebet von Christen unterschiedlicher Konfessionen zeitgleich an vielen Orten hat eine klare Botschaft: Wir stehen auch im zweiten Jahr des Krieges zusammen im Einsatz für diejenigen, die aufgrund der russischen Aggression und deren Folgen existenziell bedrängt und verletzt sind. Wir glauben: Gott gibt uns dafür den langen Atem, damit nicht Tyrannei, sondern die Achtung vor der Freiheit und der gottgegebenen Würde eines jeden Menschen das letzte Wort haben.“

Baerbock sieht Deutschland nicht als Kriegspartei

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sieht Deutschland nicht als Kriegspartei im Ukraine-Krieg. „Wir sind nicht im Krieg mit Russland“, stellte Baerbock in den ARD-Tagesthemen klar. „Wir müssen uns vergegenwärtigen, dass der russische Krieg ein Angriff auf unsere europäische Friedensordnung ist.“ Das habe sie auch im Europarat deutlich machen wollen. Nach ihrem dortigen Auftritt Ende Januar hatte es Kritik an der Grünen-Politikerin gegeben wegen der Äußerung: „Wir kämpfen einen Krieg gegen Russland und nicht gegeneinander.“ Mit Blick auf diesen Satz sagte sie: „Natürlich ist man nicht an jedem Tag gleich glücklich über sich selber.“ In der Ukraine sei das Ziel, „dass die Menschen dort wieder in Freiheit leben können, so wie wir das auch tun“. Es gehe dabei um die Integrität der gesamten Ukraine, sagte die Außenministerin am Rande der UN-Vollversammlung. „Am Ende stehen Verhandlungen, und diese wird die Ukraine führen. Wir werden nicht üb er den Kopf der Ukraine entscheiden.“ Baerbock äußert sich auch dazu, dass nicht alle Staaten den russischen Krieg eindeutig ablehnen. Hier spielten vor allem Abhängigkeiten eine Rolle. „Einige haben Sorge, wenn sie den russischen Angriffskrieg sehr deutlich verurteilen, dass das ihre eigene Sicherheit gefährden könnte, andere Länder sind finanziell abhängig.“ Auch Deutschland habe Zeit gebraucht, um aus der eignen Abhängigkeit von Russland herauszukommen, so Baerbock. „Andere Länder haben diese Ressourcen nicht.“

Zweckgebundene Ukraine-Spenden sind möglich unter dem Stichwort „Ukraine-Krieg Nothilfe“ auf das Spendenkonto des Caritasverbandes für die Diözese Fulda bei der Sparkasse Fulda, IBAN DE64 5305 0180 0000 0002 20. Auch Online-Spenden ist möglich: Auf www.caritas-fulda.de besteht dazu ein Direktlink; das Spendenziel lautet „Ukraine-Krieg Nothilfe“. +++