Eichenzell begrüßte über 200 Gäste auf Neujahrsempfang – Rhein als Ehrengast

CDU-Landesvorsitzender, Ministerpräsident Boris Rhein

Rund 200 Gäste aus Wirtschaft und Verwaltung, Kommunal und Landespolitik, Bildung, Kultur, Kirche und Gesellschaft waren am Donnerstagabend anlässlich des Jahresempfangs der Gemeinde Eichenzell im Kultursaal des Eichenzeller Schlösschens zusammengekommen. Als Hauptredner fungierte der Landesvorsitzende der hessischen CDU, Ministerpräsident Boris Rhein.

„‘Fünf große Feinde des Friedens wohnen in uns: nämlich Habgier, Ehrgeiz, Neid, Wut und Stolz. Wenn diese Feinde vertrieben werden könnten, würden wir zweifellos ewigen Frieden genießen‘“ – mit diesem Zitat des italienischen Dichters Francesco Petrarca (1304-1374) begrüßte Bürgermeister Johannes Rothmund (CDU) die Gäste und wünschte ihnen ein frohes neues Jahr 2023. Besonders begrüßt wurden neben dem CDU-Landesvorsitzenden, Ministerpräsidenten der Landrat des Landkreises Fulda, Bernd Woide (CDU) sowie der Erste Kreisbeigeordnete des Landkreises, Frederik Schmitt (CDU), die heimischen Abgeordneten im Hessischen Landtag, Sabine Waschke MdL (SPD) und Sebastian Müller MdL (CDU) und mit ihnen die Vertreter der gemeindlichen Gremien und Feuerwehren.

Eichenzell rechnet auch in 2023 mit ungebrochenem Zuzug Geflüchteter aus der Ukraine 

Johannes Rothmund, Bürgermeister der Gemeinde Eichenzell

Bürgermeister Rothmund erinnerte in seiner Rede an die beiden zurückliegenden Jahre der Corona-Pandemie, die man weitestgehend überwunden habe. Vieles sei der Pandemie zum Opfer gefallen wie gemeinschaftliche Aktivitäten in Vereinen oder das Unterrichten in Schulen, umso mehr freue es ihn, dass der Geselligkeit nun wieder Raum gegeben werden kann. Die Entbehrungen der vergangenen zwei Jahre hätten gezeigt, wie wertvoll diese kleinen, alltäglichen Dinge sind, die uns Menschen so viel geben. Er hoffe, dass dieses Bewusstsein noch lange anhalte und insbesondere die Arbeit, die im Ehrenamt geleistet werde, weiterhin in der Gesellschaft Beachtung finden möge. Viele Veranstaltungsformate, so Rothmund, seien ohne die tatkräftige Unterstützung der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer nicht möglich. „Freuen würde es mich, wenn der ein oder andere in 2023 die Freude an seinem Hobby oder seiner Freizeitaktivität in ehrenamtlicher Form weitergeben möchte; nur wenn sich Bürgerinnen und Bürger einbringen, bleibt unsere Gemeinschaft lebendig“, so Bürgermeister Rothmund.

Weiter ging Bürgermeister Rothmund in seiner Neujahrsrede auf den seit 24. Februar 2022 bestehenden russischen Angriffskrieg in der Ukraine ein. Über eine Million Kriegsgeflüchtete leben derzeit in Deutschland – „auch in der Gemeinde Eichenzell haben wir Schutzsuchende aufgenommen und in Wohnraum untergebracht“; allerdings sei der Bedarf ungebrochen und man bemühe sich als Gemeinde weiteren Wohnraum anzumieten. Bislang sei es mit großem Engagement gelungen, auf die Belegung von Bürger- beziehungsweise Sporthäuser zu verzichten. Wie Rothmund gestern Abend prognostizierte, rechne er damit, dass auch in 2023 der Zustrom von Schutzsuchenden unvermindert anhalten werden. Die Frage danach, wie es gelingen könne, diese Menschen menschenwürdig unterzubringen, beschäftige die Gemeinde – zumal es fast keine verfügbaren Kapazitäten in regulärem Wohnraum mehr gebe.

Gemeinde meistert Pandemie ohne große Einbußen

Bezugnehmend auf die zurückliegenden Herausforderungen vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie sagte Bürgermeister Rothmund, dass es die Gemeinde positiv stimmen solle, die zwei Jahre Pandemie zumindest wirtschaftlich ohne große Einbußen gemeistert zu haben. In diesem Zusammenhang dankte er den Gewerbetreibenden, den Unternehmern und Dienstleistern der Gemeinde, denen es mit dem Einsatz und der Anpassungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter – aber auch mit unternehmerischem Mut und Kreativität gelungen war, auf Erfolgsspur zu bleiben. Ein großer Erfolg für die Gemeinde sei die Ansiedlung des neuen Backhauses des heimischen Bäckereibetriebes „Pappert“, für dieses im November des vergangenen Jahres der Spatenstich gefeiert worden war. Weiter erwähnte Bürgermeister Rothmund die neue Rettungswache des DRK in Lütter, die langsam Formen annehme und bald einen wichtigen Beitrag zur Akutversorgung der Bürgerinnen und Bürger leisten werde. Bei der ärztlichen Versorgung im ländlichen Raum bleibend ging Rothmund auch auf die Übernahme des bestehenden Arztsitzes im Ortsteil Löschenrod ein, der um einen weiteren Sitz erweitert werden konnte und im Kernort selbst sei die Ansiedlung einer neuen Ärztin gelungen. Dennoch gelte es, so Rothmund, an diesem wichtigen Thema dranzubleiben.

Weiter ging Rothmund auf das Starkregenfrühalarmsystem ein, dieses mit dem Landkreis Fulda und der finanziellen Unterstützung des Landes Hessen im vergangenen Jahr fertiggestellt werden konnte. Viele weitere Projekte und bürgerfreundliche Anwendungen werden im Projekt „Smart City“ in den nächsten Jahren folgen. Nachdem im Neubaugebiet im Ortsteil Lütter bereits fleißig gebaut werde, stünden in 2023 die Gebiete im Ortsteil Büchenberg und gegebenenfalls auch in Eichenzell zur Vermarktung an. Auch bei der Erschließung und Planung des Gewerbegebietes im Ortsteil Döllbach wolle man einen Schritt weiterkommen. Zum Ende seiner Rede bedankte sich Bürgermeister Rothmund bei seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, „die Tag für Tag ihren Einsatz oftmals weit über das Erwartbare hinaus bringen und stets die Interessen unserer Gemeinde im Blick haben.“

Ministerpräsident Boris Rhein lobt Gemeinde Eichenzell für Weitblick beim Ausbau der digitalen Infrastruktur 

CDU-Landesvorsitzender, Ministerpräsident Boris Rhein

Hessens Ministerpräsident Boris Rhein hat auf dem Jahresempfang auf die große Bedeutung einer ausgebauten digitalen Infrastruktur in den Kommunen hingewiesen und Eichenzell als „vorbildliches Beispiel“ genannt. „Leistungsfähige Netze, eine stabile Internetverbindung und schneller Datenaustausch sind außerordentlich wichtige Faktoren für wettbewerbsfähige Wirtschaftsstandorte und für lebenswerte Städte und Regionen“, sagte Rhein am Donnerstagabend in Eichenzell. Die Gemeinde habe frühzeitig den hohen Stellenwert einer modernen Infrastruktur erkannt und schon vor zwölf Jahren eine eigene Breitbandgesellschaft gegründet, die mittlerweile das schnellste kommunale Breitbandnetz Europas betreibe.

Generell sei der ländliche Raum ein Schwerpunkt der hessischen Wirtschaftspolitik, betonte der Ministerpräsident. Mit ihrem Aktionsplan „Starkes Land – gutes Leben“ investiere die Landesregierung rund 1,2 Milliarden Euro speziell in die Entwicklung der ländlichen Räume. „Eines unserer obersten Ziele ist es, Hessen fit für die Zukunft zu machen“, sagte Rhein. „Deshalb arbeiten wir stetig daran, die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft so zu gestalten, dass unsere Unternehmen von den großen Zukunftstrends profitieren: Wir treiben den Ausbau der Erneuerbaren Energien voran, investieren in Bildung und Forschung, bauen nicht nur die digitale, sondern auch die physische Infrastruktur schnellstmöglich aus und setzen uns auf internationaler sowie nationaler Ebene für einen anreizwirksamen Ordnungsrahmen ein.“

Auch den Klimaschutz habe die Landesregierung ins Zentrum ihrer Politik gerückt und dafür ein Klimagesetz in den Landtag eingebracht, um Hessen zu einem klimaneutralen Industrieland im Interesse aller zu machen, äußerte Rhein. Außer dem Klimaschutz seien aber auch die Anpassung an die schon jetzt spürbaren Klimafolgen und damit die Stärkung des Katastrophenschutzes äußerst wichtig. „Ich freue mich deshalb besonders, dass der Landkreis Fulda da ein leuchtendes Vorbild ist. Er baut derzeit ein Starkregen-Frühwarnsystem auf, das die Gewässer im Landkreis digital, automatisiert und in Echtzeit beobachtet. Bei Gefahr durch Starkregen und Überflutungen alarmiert es Behörden, Rettungskräfte und Bürger per Web und App. Das gibt es in dieser Form sonst nirgends in Deutschland“, sagte der Regierungschef und fügte hinzu, dass Hessen das Projekt aus dem Programm „Starke Heimat Hessen“ der Landesregierung mit 830.000 Euro fördere.

Auf den Ausbau regenerativer Energiequellen Bezug genommen, sagte Rhein: „Wir werden nicht daran vorbeikommen – auch das ist mittlerweile klar –, dass wir darüber nachdenken müssen, Braun-, Stein- und Kohlekraftwerke vorübergehend länger laufen zu lassen. Das Gleiche gilt natürlich auch für die drei Kernkraftwerke. Ich bin dem Bundeskanzler dankbar, dass er die klare Entscheidung in dieser Frage getroffen hat, ich bin aber sicher, dass die Befristungen, die derzeit noch vorhanden sind, nicht ausreichen werden, auch darüber wird in den nächsten Tagen und Wochen noch sehr intensiv zu diskutieren sein.“

Rhein: Wir können nicht nur auf Altbewährtes setzen – am Ende ist Innovation der Schlüssel

Rhein weiter: „Wir können nicht nur auf Altbewährtes setzen. Am Ende ist Innovation der Schlüssel. Innovation ist in Deutschland immer der Schlüssel gewesen. Und deswegen müssen wir auch über neue Methoden reden, wie beispielsweise über Kernfusion. Wenn wir nicht in die Kernfusion einsteigen, dann werden es andere tun.“ Nach Rhein wäre die Kernfusion beispielsweise eines der Themen, bei dem es zu erproben wäre, Deutschland in dieser Sache wieder führend am Weltmarkt werden zu lassen. Doch hierzu bedarf es seiner Meinung nach vor allem „mehr Technologieoffenheit“ und „mehr Fortschrittsglauben“. „Anders werden wir Deutschlands Energieversorgung nicht sichern können. Daher ist jetzt auch nicht die Zeit, um aus Dingen auszusteigen als vielmehr in Dinge „einzusteigen“. Die große Herausforderung, die sich hier stellt, werde sein, Ökonomie und Ökologie miteinander sozialverträglich zu machen.

Ministerpräsident Rhein ging außerdem auf die Folgen der Energiekrise ein und nannte die Gas- und Strompreisbremse ein „richtiges Signal“ an die Bürgerinnen und Bürger. Nach monatelangem Druck der Länder gebe es nun auch Geld für die Heizung mit Öl, Pellets oder Flüssiggas. „Diese Entscheidung kommt auch vielen Menschen in Hessen zugute, die auf dem Land leben und nicht mit Gas oder Fernwärme heizen. Mit unserem eigenen milliardenschweren Hilfspaket ,Hessen steht zusammen‘ unterstützen wir außerdem konkret Menschen, Vereine, Initiativen, Einrichtungen und Unternehmen, die von den Hilfen des Bundes nicht ausreichend profitieren, etwa auch die Sportvereine. Das Wichtige an diesem Programm ist, dass es auf einem breiten gesellschaftlichen und parteiübergreifenden Konsens beruht und es zeigt: Der Staat und seine Institutionen sind handlungsfähig in krisenhaften Zeiten.

Bezugnehmend der Situation dem unzureichenden Vorhandensein von Fieber- und Hustensäften für Kinder in Apotheken sagte der CDU-Landesvorsitzende, Hessens Ministerpräsident: „Ich hätte nicht für möglich gehalten, dass wir einmal in eine solche Situation geraten könnten, in denen es Eltern nicht möglich ist, in Apotheken Fiebersäfte für ihre Kinder zu bekommen; vor diesem Hintergrund ich angeboten habe, dass sich Bund und Länder und die Pharmaindustrie zu einem Kindergesundheitsgipfel treffen. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir diesen Medikamentenmangel gemeinsam mit klugen Maßnahmen in den Griff bekommen können.“

Joachim Bohl: Mittelständische Unternehmen sind für Gemeinde ein Stabilitätsfaktor

Joachim Bohl, Vorsitzender der Gemeindevertretung

„Ein voll besetzter Kultursaal, anregende Unterhaltungen und lächelnde Gemüter – schöner hätte man sich einen Neujahrsempfang nach zweijähriger Corona-Pause nicht vorstellen können“, zog Joachim Bohl, Vorsitzender der Eichenzeller Gemeindevertretung am Donnerstagabend nach seinen beiden Vorrednern ein Zwischenfazit des gestrigen Abends mit diesem er an genau der Stelle, an dieser Edwin Balzter viele Jahre als Vorsitzender der Gemeindevertretung an die Geladenen Neujahrswünsche adressierte, die besten Wünsche für das Jahr 2023 an die Gäste adressierte. Joachim Bohl dankte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung (alle unter der Leitung von Sabrina Gärtner) sowie Anja Schwarz als Verantwortliche für den Kultursaal für die gute Organisation des Neujahrsempfangs.

Joachim Bohl: „Die wirtschaftlichen Folgen des Krieges in der Ukraine sind für uns alle spürbar. Wie weit sich der Krieg und die damit einhergehenden Krisen sich auf unsere Gemeinde noch auswirken werden, lässt sich heute noch nicht vorhersagen. Die Coronakrise hat die Wirtschaft in Eichenzell offenbar ganz gut wegstecken können. Es zeigt sich wieder einmal, dass die breit aufgestellten, mittelständischen Unternehmen für unsere Gemeinde ein Stabilitätsfaktor sind und Krisen offenbar gut meistern können. Es zeigt sich, dass Sie, liebe Unternehmerinnen und Unternehmer, für Ihr Unternehmen und für Ihre Mitarbeitenden einen guten Job machen.“

Bohl weiter: „An diesem Abend ist mitunter auch das Ehrenamt präsent, die Vertreter der Hilfsdienste – das Deutsche Rote Kreuz, der Malteser Hilfsdienst, die Gemeindebrandinspektoren, die Wehrführer unserer Freiwilligen Feuerwehren – all sie sind heute Abend unsere Gäste. Gerade die Hilfsdienste haben in der Corona-Zeit Unglaubliches im Ehrenamt geleistet und dafür gebührt Ihnen allen unser Dank und unsere Anerkennung.“ Lobende Worte spendete der Vorsitzende der Gemeindevertretung auch dem breitgefächerten Vereinswesen in der Gemeinde. Das vielfältige Angebot sei insbesondere im vergangenen Jahr sehr gut angenommen worden. Nach ihm ein Indiz dafür, wie sehr den Menschen das gemeinsame Feiern, das Treffen und das Gespräch vermisst haben.

„Wenn ich meinen Blick durch den Saal schweifen lasse, so blicke ich auch in viele Gesichter von Unternehmern, die sich persönlich im Ehrenamt engagieren. Darüber hinaus unterstützen Sie mit Ihren Unternehmungen die Vereine in Eichenzell – und dies in vielerlei Hinsicht. Dieses Engagement ist unersetzbar und es ist gut investiertes Geld. Solange es Menschen gibt, die sich im Ehrenamt engagieren und dort Gemeinschaft pflegen und sich und andere gegenseitig unterstützen, solange können wir als Gesellschaft positiv in die Zukunft schauen“, sagte Joachim Bohl abschließend.

Musikalisch umrahmt wurde der Neujahrsempfang von Milena Faulstich (Gesang) und Simon Caba (Flügel). +++ jessica auth

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