In der Region Fulda soll künftig die Kompetenz für die Additive Fertigung, gemeinhin auch als 3D-Druck bezeichnet, gebündelt werden. Gut 50 interessierte Unternehmer und Führungskräfte folgten der Einladung des Engineering-High-Tech-Clusters Fulda und gaben in den Räumen des Unternehmens EDAG den Startschuss für ein regionales Kompetenznetzwerk „Additive Fertigung“. Die Engineering-Spezialisten beschäftigen sich in Petersberg bereits seit mehr als 20 Jahren mit dem 3D-Druck.
„Wir haben die einmalige Chance, uns in dieser Region zu vernetzen. Lassen sie uns das gemeinsam angehen und uns einzigartige Wettbewerbsvorteile in unseren Märkten verschaffen“, sagte Dr. Martin Hillebrecht, Abteilungsleiter Innovation bei EDAG nach fast vier Stunden abwechslungsreichem Programm mit Besichtigung des EDAG-Showrooms, vier Fachvorträgen und reichlich Raum zum Networken. Für die Ingenieure sei die Additive Fertigung ein Quantensprung, auf den sie in ihrem Maschinenbaustudium nicht vorbereitet würden. „Um die Ecke zu bohren, war früher konstruktiv nicht möglich, hier müssen wir jetzt ganz neu denken“. Christian Vey, Manager des Engineering-High-Tech-Clusters freute sich über das große Interesse der Gäste. „Einige Unternehmen in der Region arbeiten bereits mit 3D-Druckern, diese sind aber bei weitem nicht ausgelastet.“ Ein Ziel des Kompetenznetzwerks könne hier die Schaffung einer Plattform zum Austausch von Kapazitäten in der Additiven Fertigung sein.
Nach der Begrüßung durch Christoph Burkard, Geschäftsführer der Region Fulda GmbH, stellte Daniel Schröder von der EOS GmbH, einem Hersteller für 3D-Drucker, aktuelle Technologien des industriellen 3D-Drucks vor. Im Laserschmelz- und Lasersinterverfahren des 3D-Drucks mit Metallpulver lasse sich eine Festigkeit wie beim Schmieden erreichen und das bei komplexen Bauteilen, die sogar in der Luftfahrtindustrie eingesetzt werden. „Gedruckt“ werden Metallbauteile bis zu einer Höhe von einem Meter, was pro Stück freilich bis zu zwei Wochen dauern könne. Gleich mehrere Dutzend 3D-Drucker für Metall und Kunststoff hat das Biedenkopfer Unternehmen FKM-Sintertechnik in seinen Hallen im Einsatz. Niko Schmidt gab einen Einblick in das Innenleben der Firma, die seit 25 Jahren im 3D-Druck aktiv ist. „Wir sind keine Druckerei, sondern ein Additives Fertigungsunternehmen“.
Spannend war die Frage, inwieweit der 3D-Druck auch für die industrielle Serienfertigung zu gebrauchen ist. Sebastian Flügel und Dr. Frank Breitenbach von EDAG zeigten anhand von Beispielen, dass der 3D-Druck im Prinzip reif für die Serienfertigung sei. Die traditionellen Maschinenbauverfahren einfach durch die additive Fertigung zu ersetzen, also ein Bauteil nicht mehr zu fräsen, sondern zu drucken, funktioniere nicht. „Das ist zu kurz gedacht“. Vielmehr müssten die Bauteile neu entwickelt und mit Mehrwerten ausgestattet werden. Dazu gehört in jedem Fall eine erhöhte Komplexität etwa durch die Integration von filigranen Belüftungselementen oder gar von Leiterplatinen, die in einem Vorgang gedruckt werden können. Dass bei der additiven Fertigung der „Teufel im Detail“ steckt, zeigte abschließend Frank Schubert, Gruppenleiter Additive Fertigung an der TU Chemnitz. Denn es reiche nicht aus, ein Bauteil funktionell und gewichtssparend zu konstruieren. Für den 3D-Druck müssten auch weitere Parameter wie etwa die Positionierung und Anordnung auf der Druckplatte berücksichtigt werden.
Die Idee zur Gründung eines regionalen Kompetenznetzwerks für 3D-Druck entstand im Engineering-High-Tech-Cluster Fulda e.V., dass seit 11 Jahren die Interessen der heimischen Technologieunternehmen bündelt. Der Verein hatte seine Mitglieder aufgerufen, gemeinsamen Projekt- und Kooperationsideen zu entwickeln, die dann im Rahmen eines Pitchdays der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Daraus erwachsen sind bereits im September zwei Fachgruppen zu den Themen „Agile Unternehmensstrukturen“ und „Digitale Schnittstellen“. Der Startschuss für das Kompetenznetzwerk 3D-Druck ist quasi der dritte Streich. +++