Druck auf Lauterbach wegen Klinikatlas nimmt zu

Auf bestehende Unsicherheiten müsse hingewiesen werden

Der Druck auf Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wegen des von ihm initiierten Bundes-Klinikatlas nimmt zu. In einem Schreiben an Lauterbach, über das der „Spiegel“ berichtet, fordert die Gesundheits- und Justizministerin von Schleswig-Holstein, Kerstin von der Decken (CDU), den Atlas „umgehend abzuschalten, bis eine Fehlleitung der Patientinnen und Patienten ausgeschlossen werden kann“. Mindestens aber müsse auf bestehende Unsicherheiten hingewiesen werden.

Von der Decken ist aktuell Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz. Ihr Ministerium habe bei Krankenhäusern in ihrem Bundesland eine Abfrage durchführen lassen, schreibt sie an Lauterbach. Die Häuser sollten mitteilen, ob die Darstellung im Bundes-Klinikatlas den aktuellen Gegebenheiten entspreche. „Eine Auswertung der Rückmeldungen hat ergeben, dass der Bundes-Klinikatlas eine Vielzahl von teils gravierenden Fehlern aufweist“, schreibt die Ministerin nach Berlin. Der Atlas stieß bereits auf breite Kritik bei Krankenhäusern, Ärzten oder Fachgesellschaften. Von der Decken argumentiert, dass staatliches Informationshandeln dem Gebot der Sachlichkeit und Richtigkeit unterliege. Sie verweist auf höchstrichterliche Rechtsprechung. Demnach sei es staatlichen Behörden grundsätzlich verwehrt, Informationen in Kenntnis ihrer Unrichtigkeit zu veröffentlichen oder zu verbreiten. Bei Unsicherheiten sei mindestens auf diesen Umstand hinzuweisen.

Gesundheitsministerium will Klinikatlas nicht abschalten

Das Bundesgesundheitsministerium hat Forderungen aus den Ländern zurückgewiesen, den umstrittenen Bundes-Klinikatlas abzuschalten. Es fänden „kontinuierlich“ Updates statt, sagte ein Sprecher des Ministeriums am Mittwoch in Berlin. Grundsätzlich nehme man die Kritik der Fachgesellschaften „sehr ernst“, fügte er hinzu. „Sie enthält wichtige Hinweise, um den Klinikatlas zu verbessern.“ Das Prinzip, Kritik aufzunehmen und darauf zu reagieren, gehöre zum „Selbstverständnis dieses Projekts“. Es sei als „lernendes System“ angelegt. Nichtsdestotrotz könne der Klinikatlas nur so gut sein, wie die Daten, die man tatsächlich auch zur Verfügung gestellt bekomme. Sollte man auf Änderungen hingewiesen werden, dann würden diese halt auch eingefügt. Man habe insgesamt nicht vor, den Klinikatlas abzustellen, wie die Länder dies gefordert hatten. +++

Sie können uns jederzeit Leserbriefe zukommen lassen.

Diskutieren kann man auf Twitter oder Facebook

Hier können Sie sich für den fuldainfo Newsletter anmelden. Dieser erscheint täglich und hält Sie über alles Wichtige, was passiert auf dem Laufenden. Sie können den Newsletter jederzeit wieder abbestellen. Auch ist es möglich, nur den Newsletter „Klartext mit Radtke“ zu bestellen.

Newsletter bestellen