Diskussion über die Zukunft der Schlüchterner Innenstadt

„Wir müssen gemeinsam aktiv werden“

Schlüchterns Bürgermeister Matthias Möller skizzierte einige Ideen für die Belebung der Innenstadt.

Die Gaststätte Hausmann platzte aus allen Nähten, als die Stadt Schlüchtern gemeinsam mit Handel, Gewerbe und Politik den Schulterschluss übte: Es ging um nicht weniger als die Zukunft der Schlüchterner Innenstadt. Bürgermeister Matthias Möller skizzierte einige Vorschläge – und alle diskutierten fleißig mit. „Wir dürfen die Hände nicht in den Schoß legen, sondern müssen gemeinsam aktiv werden“, appellierte Schlüchterns Bürgermeister Matthias Möller zu Beginn der Veranstaltung. Locker 60 Interessierte waren der Einladung gefolgt, darunter Händler und Gewerbetreibende, Lokalpolitiker sowie Mitarbeitende der Stadt Schlüchtern.

Es sollte ein Ideenaustausch werden, wie gemeinsam für mehr Frequenz in der Innenstadt gesorgt werden kann – und genau das wurde es auch. Möller erläuterte, dass die Stadt das ehemalige VR-Bank-Gebäude in der Obertorstraße bis Jahresende angemietet hat. Die Finanzierung ist gesichert, die Stadt investiert, außerdem konnte Möller private Unterstützer von der Idee begeistern. Und im Rennen um Fördertöpfe sei man mit diesem Konzept ebenfalls. Wer Interesse hat und mitmachen möchte, ganz egal ob aus Schlüchtern, Sinntal oder Steinau, könne die Fläche komplett kostenfrei nutzen. Einen pfiffigen Namen hatte der Rathauschef außerdem parat: KaDeBe, das Kaufhaus des Bergwinkels.

Möller unterstrich, dass zehn Mieter stehen bereits feststehen. Sie kommen aus den Bereichen Gastronomie, Gewerbe, Co-Working, Kunst und Kultur. „Es geht darum, den Menschen Erlebnisse und Unterhaltung zu bieten, damit es sie in die Stadt zieht. Innenstädte verändern sich, wir müssen flexibel und kreativ darauf reagieren. Es gibt kein Richtig oder Falsch, es sei denn, wir tun gar nichts“, sagte Möller. Und da sehe er alle in der Pflicht: Stadt, WITO, Handel, die Stadtentwicklungsgesellschaft SEG sowie die Bürgerinnen und Bürger. Es müsse bei allen die Bereitschaft vorhanden sein, sich darauf einzulassen, mitzumachen und mitzudiskutieren.

Auch dem vielfachen Wunsch aus Handel und Politik, die mehr als 3800 Schülerinnen und Schüler  in Schlüchtern stärker mit einzubeziehen, will die Stadt im ehemaligen VR-Bank-Gebäude nachkommen. Möller: „Im Obergeschoss entstehen Sozialräume mit Kicker und Billardtischen, es wird Hausaufgabenbetreuung, Workshops und mehr geben.“ Ziel sei es, im KaDeBe bis zum Jahresende zahlreiche Events zu veranstalten. Dazu gehören Gastro-Aktionen wie zum Beispiel ein Wein-Tasting, Unternehmenspräsentationen, Künstlerworkshops, Ausstellungen und mehr. Auch Vereine könnten sich und ihre Arbeit vorstellen und Sonderaktionen anbieten. Außerdem möchte das Repair-Café dort einziehen.

Doch die Förderung beschränke sich nicht auf das Gebäude in der Obertorstraße. Möller zählte die anstehenden Veranstaltungen in Schlüchtern auf (siehe Infokasten) und betonte: „Ich freue mich, wenn ihr euch daran beteiligt. Nur wenn wir gemeinsam agieren, können wir dafür sorgen, dass in Schlüchtern ordentlich was los ist.“ Auch hier geht die Stadt in Vorleistung: Der neue Stadtplatz soll pünktlich zum EM-Auftakt am 14. Juni eröffnet werden – mit riesiger Videoleinwand. Ein kleines Bonbon für die Gastronomie gab es oben drauf: Die Gebühren für die Außenbestuhlung sind für das Jahr 2024 um die Hälfte reduziert. Möller: „Wir müssen und wollen mehr Geld in die Hand nehmen, um die Transformation unserer Stadt erfolgreich zu meistern. Wir müssen uns darauf einstellen, dass sich die Innenstädte in den kommenden Jahren drastisch verändern – da sollten wir vorne dran sein und selbst entscheiden, wie wir das mitgestalten wollen. Dann haben wir beste Chancen für eine gute Zukunft.“

Die Augen auf das Positive richtete auch Wolfgang Stehling vom Akzent-Hotel Stadt Schlüchtern: „Ich habe durchgezählt: Wir haben mehr als 40 Geschäfte allein in der Obertorstraße. Und das ist doch klasse.“ Er unterstrich: „Das müssen wir nutzen und bekannter machen.“ Jede Idee müsse aber auch mit dem vorhandenen Personal umsetzbar sein, hörte man aus vielen Ecken an diesem Abend. Eine gemeinschaftliche Werbeaktion aller Händler stieß dabei auf großen Anklang.

Auf den Hinweis von Stadtverordnetenvorsteher Joachim Truss, dass sich das Kaufverhalten der Menschen schlicht verändert habe, erwiderte Thomas Sälzer von der VR Bank Fulda, dass sie genau dafür derzeit an einem Portal arbeiteten: eine lokale Online-Plattform für Produkte und Dienstleistungen mit dem Namen „finden wir gut“. Sälzer: „Im Sommer wollen wir damit an den Start gehen.“ Auf das Leerstandsmanagement ging Axel Ruppert, Vorstandsvorsitzender des Schlüchterner Gewerbevereins WITO, ein: „Wir müssen jetzt aktiv werden, um in Zukunft keine größeren Lücken zu bekommen.“ Der WITO arbeite dazu mit der Initiative „Leerstandslotsen“ zusammen, die eine Plattform konkret für diese Fälle entwickelt hat. Intensiv diskutiert wurde über die Parkplatzsituation in der Stadt und welche Möglichkeiten und Konzepte es geben könnte, um auch in dieser Angelegenheit die lokalen Händler zu unterstützen.

Abschließend brachte es Florian Varinli von der Steuerberatungsgesellschaft Madel & Kotalla auf den Punkt: „Klasse, was heute hier los ist. Dieser Austausch zwischen Unternehmen, Politik und Stadt ist enorm förderlich. In solch einer Runde sollten wir uns häufiger treffen.“ Genau dies ist auch geplant, um die Events fürs KaDeBe zu konkretisieren und weitere Maßnahmen zur Förderung der Schlüchterner Innenstadt anzugehen. +++ pm

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