Die älteste Segelflugschule der Welt wird 100

Vizepräsident der GFS: „Wir müssen auf der Wasserkuppe alle gemeinsam handeln“

Segelflieger: Foto: Flugschule

Die Fliegerschule Wasserkuppe feiert in diesem Jahr ihre Gründung vor 100 Jahren. „Wir sind die älteste Segelflugschule der Welt“, sagt Markus Kurz, Vizepräsident der Gesellschaft zur Förderung des Segelflugs auf der Wasserkuppe (GFS e.V.), und man merkt ihm an, dass er nicht nur zurück, sondern sehr gern auch nach vorn blickt. „Die Wasserkuppe ist ein großes Geschenk. Das Credo meines Vaters ist auch meine Überzeugung: Wir müssen auf der Wasserkuppe in einer Gemeinschaft handeln, ungeachtet persönlicher Interessen. Wir brauchen alle, Museum, Radom, Fliegerschule, Gleitschirmflieger, Gastronomie, Freizeitattraktionen, Wintersport – alle.“

Markus Kurz, Vizepräsident der Gesellschaft zur Förderung des Segelflugs auf der Wasserkuppe. Foto: Sebastian Mannert

Markus Kurz ist 65 – und im Grunde war er seit dem ersten Tag seines Lebens dem Segelflug verschrieben. In die Wiege legte ihm das sein Vater Josef Kurz, der in der Rhön als Pionier des Flugsports gilt. 1955 ließ sich der damals 28 Jahre alte Flugzeugschreiner in Fulda nieder und war Triebfeder für die Entwicklung des Flugsports auf der Wasserkuppe. „Unsere Familie war eigentlich immer hier oben. Auch nachdem wir Mitte der 1960er Jahre nach Frankfurt gezogen waren, verbrachten wir dennoch jedes Wochenende auf der Wasserkuppe“, sagt Markus Kurz.

Er begann mit 16 Jahren die Segelflugausbildung, erwarb mit 18 Jahren die Fluglizenz und ist begeisterter Segelflieger. Jetzt ist er Rentner, hat viel von der Welt gesehen und nun die Entscheidung getroffen, wieder dorthin zu ziehen, wo sein Leben begann. Mit seinem Mann lebt er nun in Gersfeld und engagiert sich seit Ende 2022 als Vizepräsident in der GFS. Aktuelles Projekt ist das Jubiläum der Fliegerschule, das mit etlichen Veranstaltungen begangen werden soll. Markus Kurz hat ein Ziel: „Wir wollen Werbung in der Region für die Region machen. Die Touristen sind da, aber von den Einheimischen finden uns zu wenige. Und wir wollen junge Leute ansprechen, auch der Segelflug braucht Nachwuchs. Warum denn nicht mal in den Schulen eine AG Segelflug etablieren?“ Dabei könne man mehr lernen als technisches Geschick. „Die Fliegerei ist ein Team-Ding, ohne Team kommst du nicht in die Luft“, weiß er.

Der Leiter der Fliegerschule, Lukas Schmidt-Nentwig. Foto: Sebastian Mannert

Die Voraussetzungen für Nachwuchs sind geschaffen: Seit fünf Jahren arbeitet Lukas Schmidt-Nentwig (32) als Fluglehrer auf der Wasserkuppe, zunächst als Stellvertreter von Urgestein Harald Jörges als Leiter der Fliegerschule. Seit 2020 als dessen Nachfolger. Der 32-Jährige ist ein gutes Beispiel dafür, wie hartnäckig und tief einem das Segelfliegen in der Seele stecken kann. „Familientradition ist das Fliegen bei uns nicht. Es war mein natürlicher Ur-Traum“, sagt der „Wahl-Rhöner“ gebürtig aus Wiesbaden. Als 14-Jähriger machte er 2005 seinen ersten Flug auf der Wasserkuppe. Seit er 20 ist fliegt er regelmäßig in der Rhön, seit 2017 arbeitet er hier als Fluglehrer und nun als Leiter der ältesten Fliegerschule der Welt.

Bis dahin hatte Lukas Schmidt-Nentwig etliche andere Wege eingeschlagen: Nach dem Abitur ein Theologie-Studium, Pädagogik, Musiktherapie. Aber zuletzt landete er bei seinem „Ur-Traum“: Ihn verwundert das nicht, denn seine Überzeugung ist: „Ein Ziel ist ein Magnet.“ Markus Kurz ist stolz auf das ganze Team der Fliegerschule: „Wir können hier viel bewegen und haben dazu große Lust. Mir liegt es sehr am Herzen, was unsere Vorgänger aufgebaut haben, zu erhalten und auszubauen. Und daran müssen wir alle zusammen arbeiten.“

Aus der Geschichte: Die Fliegerschule wurde 1924 von Arthur Martens, Segelflugpionier und Ingenieur, gegründet. Diese trat er im Jahr 1925 an die neu gegründete Rhön-Rossitten-Gesellschaft (RRG) ab – ein Flugverein, der auf Betreiben des Frankfurter Zeitungsverlegers Oskar Ursinus gegründet worden war. 1951 wurde die Gesellschaft zur Förderung des Segelflugs auf der Wasserkuppe (GFS) e.V. gegründet. Sie vertritt die Interessen der fünf Rhönflugvereine, betreibt die Fliegerschule Wasserkuppe als wirtschaftlichen Eigenbetrieb und unterhält einen Flugplatz. Präsident der GFS ist der Landrat des Kreises Fulda, Bernd Woide. Vizepräsidenten sind Günter Schneider, Frank Thies und Markus Kurz. +++ pm

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