Deutschlandweite Proteste gegen Lobbyverband “Zukunft Gas”

Der Termin war bewusst gewählt

Im Rahmen des bundesweiten Aktionstages „Unsere Stadtwerke raus aus der Gaslobby!“ protestierten gestern Menschen in einige Städten Deutschlands. Das Bündnis für Klima und Nachhaltigkeit Fulda (BKN) forderte vor der Unternehmenszentrale des heimischen Gasversorgers dessen Austritt aus dem Lobbyverband Zukunft Gas. „Stadtwerke sollten sich nicht vor den Karren der Gaslobby spannen lassen“, sagte Martin Uebelacker vom BKN. Gestern hatte sich eine kleine Gruppe Demonstranten vor der Unternehmenszentrale der RhönEnergie in Fulda versammelt.

Der Termin war bewusst gewählt: Heute beginnt in Köln der zweitägige VKU-Stadtwerkekongress. Der perfekte Zeitpunkt in den Augen der Aktivisten, um daran zu erinnern, dass sich fossile Energieträger mit Klimaschutz nur schwer vereinbaren lassen. „Zukunft Gas verspricht den breiten Einsatz von angeblich klimaneutralen ’neuen Gasen‘. Für Fachleute ist jedoch klar: Wasserstoff wird auf absehbare Zeit teuer bleiben, lässt sich daher nicht sinnvoll zum Heizen verwenden. Auch sind die erforderlichen Mengen nirgendwo zu sehen“, so Uebelacker. Zukunft Gas träume einen puren Lobbytraum, um alte Geschäftsmodelle zu erhalten. Dies sei in Zeiten des Klimawandels eine nicht hinnehmbare Position, hinter der sich kommunale und damit dem Gemeinwohl verpflichtete Stadtwerke nicht versammeln könnten. Eine nachträgliche Anfrage welche konkreten Vorteile die RhönEnergie Fulda aus der Mitgliedschaft zieht, warum man ursprünglich beigetreten ist und ob man im Verband verbleibt blieb unbeantwortet. Schriftlich teilte das Unternehmen mit: „Zu dem Thema möchten wir nicht Stellung nehmen.“ Bereits im April hatte die Nichtregierungsorganisation LobbyControl in einem offenen Brief kommunale Stadtwerke aufgefordert, den Lobbyverband Zukunft Gas zu verlassen. Bis dato haben über 14.000 Menschen einen entsprechenden Online-Appell unterzeichnet.

Mitgliedschaft nicht mit Klimazielen vereinbar?

Die Stadt Fulda möchte bis 2040 klimaneutral sein, ein neues Klimaschutzkonzept entsteht derzeit – noch in diesem Jahr sind Workshops mit Bürgerbeteiligung geplant. Aus Sicht der Aktivisten fällt die RhönEnergie mit dem Unterstützen der Lobbyarbeit von Zukunft Gas dem Ziel in den Rücken. „Das kann nicht sein, das darf nicht sein“, bekräftigte Uebelacker. Tatsächlich wird es spannend, wie sich die weitgehend in kommunaler Hand befindliche RhönEnergie künftig positioniert. Bereits im letzten Frühjahr hatten die Stadtwerke Bonn Zukunft Gas den Rücken gekehrt. „Die Mitgliedschaft hat für unsere Agenda der CO2-Neutralität bis 2035 keinen Mehrwert geboten“, hieß es damals. +++ jens brehl

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