Das Auf und Ab bei den Benzinpreisen

Tanken

Berlin. Manchmal kann man sich nur wundern. Da lobt Deutschlands oberster Wettbewerbshüter, Kartellamtspräsident Andreas Mundt, die Markttransparenzstelle als „Erfolg für die Verbraucher“. Wir erinnern uns: Das ist die Plattform im Internet, auf der seit September 2013 mehr als 14 000 Tankstellen in Deutschland jede Preisveränderung melden – und die im Ergebnis dazu führen soll, dass die Deutschen günstiger tanken. Wenn also der Autofahrer die Seite im Netz aufruft, dann erfährt er, wo in seiner Umgebung der Sprit gerade besonders preiswert ist.

Dort soll er tanken und damit die „hochpreisigen“ Tankstellen bestrafen. Die Hoffnung der Kartellhüter: Bei so viel Transparenz will keiner mehr teuer sein. Das klingt vernünftig und hat offenbar auch viele der von hohen Benzinpreisen geplagten Autofahrer überzeugt. Die Plattform wird rege genutzt. Wer aber genau und regelmäßig auf diese Seite schaut, der wird – wie übrigens auch Andreas Mundt – feststellen, dass an einer einzigen Tankstelle die Preise pro Tag um bis zu zehn Cent schwanken können. Und er wird auch feststellen, dass bestimmte Tageszeiten immer günstiger sind als andere. Da beginnt der eigentliche Skandal. Wie kann es möglich sein, dass der Preis für einen Liter Super am Tag so dermaßen schwankt? Und wie kann es sein, dass er das am liebsten zu einer ganz bestimmten Tageszeit tut?

Das ist weder mit Turbulenzen am Ölmarkt, noch mit internationalen Krisen zu erklären. Sondern einfach und allein damit, dass die Ölkonzerne genau wissen, wann die meisten Menschen tanken (müssen). Billiger ist der Kraftstoff übrigens seit Einführung der Plattform auch nicht geworden. Statt also die Markttransparenzstelle als Erfolg zu feiern, sollten die Wettbewerbshüter lieber die Preisgestaltung der Ölmultis erneut unter die Lupe nehmen. Daran haben sie sich zwar schon einmal die Zähne ausgebissen, weil Absprachen zwischen den Konzernen schwer nachweisbar sind. Aber allein eine Preis-Plattform im Internet als Erfolg im Kampf gegen zu hohe Benzinpreise zu verkaufen, ist eine Bankrotterklärung. Da wirkt der Appell Mundts an die Autofahrer „Sparen Sie einfach“ geradezu hilflos. Damit darf sich das Kartellamt nicht zufrieden geben. +++ fuldainfo | Annette Ludwig – wz

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