CDA: Prekäre Arbeitsverhältnisse auch in unserer Region

Fulda. Es gibt eine klare Entwicklung: die Arbeit in unserer Gesellschaft driftet immer weiter auseinander. Zum einen steuert Deutschland – und hier besonders auch Osthessen – auf die Vollbeschäftigung zu. Es hat sich Vieles zum Positiven entwickelt: z. B. werden Ältere länger beschäftigt und Langzeitarbeitslose werden stärker in den Arbeitsmarkt integriert. Auf der anderen Seite besteht kein Zweifel, dass sogenannte prekäre Arbeitsverhältnisse zunehmen: in vielen Branchen sind eine sehr kurze Befristung, Leiharbeit, Minijobs und Werkverträge an der Tagesordnung. Diese schwierigen Arbeitsverhältnisse treffen besonders die jüngere Generation zwischen 20 und 30 Jahren. Man darf die Augen nicht vor dieser Entwicklung und ihren Folgen verschließen, so der CDA-Kreisverband in Fulda. Wie sollen Frauen und Männer unter solch unsicheren Arbeitsverhältnissen eine verbindliche und verantwortbare Entscheidung für eine verbindliche Lebensgemeinschaft in Ehe und Familie und auch mit Kindern eingehen können, und dies bei der bekannten demographischen Situation, fragt sich Hubert Schulte, der CDA-Kreisvorsitzende. Ganz zu schweigen von der unzureichenden Absicherung im Alter.

Leih- oder Zeitarbeit ist in den letzten Jahren eine feste Größe im Arbeitsmarkt geworden – mit steigender Tendenz. Im Vergleich zu 2009, als die Wirtschaftskrise zu Ende ging, ist die Leiharbeit um die Hälfte gewachsen. Diese Form der Beschäftigung, die zunächst gedacht war nur zur Abdeckung von Arbeitsspitzen oder für saisonale Schwankungen, ist leider in vielen Bereichen zur Regel geworden. Neben den bekannten Leiharbeitsfirmen in der Region, die Zeitarbeitnehmer an alle Firmen am Markt vermitteln, haben auch Kommunen und kirchliche Träger schon vor Jahren eigene Entleihfirmen als 100-prozentige Töchter gegründet mit dem ausschließlichen Ziel, nur an sich selbst Mitarbeiter zu entleihen und diese abweichend von den in der Einrichtung geltenden Tarifen schlechter bezahlen zu können, teilweise um bis zu 30 Prozent – so die heutige Kritik des CDA-Kreisverbandes. Beispiele in der Region sind die „proCommunitas GmbH“ der Stadt Fulda oder die „Service GmbH St.-Vinzenz“ und die „Service GmbH St.-Luise“ als Einrichtungen des Mutterhauses der Fuldaer Vinzentinerinnen. Ein positives Beispiel stellt der Diözesan-Caritasverband in Fulda dar: er zog vor etwa zwei Jahren seine Anteile aus der St.-Martin Service GmbH ab und überführte alle entliehenen Mitarbeiter in eine reguläre Beschäftigung nach den AVR (Arbeitsvertragsrichtlinien des Deutschen Caritasverbandes). Besonders kritisch bewertet es der CDA-Kreisvorstand in seiner gestrigen Sitzung, dass zunehmend ehemalige Stellen für sogenannte Leiharbeiter auf der Basis von Werkverträgen besetzt werden, um auf diese Weise tarifliche Regelungen zu umgehen. Wie aus Mitarbeiterkreisen zu hören ist, soll es allein in den Vinzentinischen Krankenhäusern inzwischen bis zu 150 solcher Werkverträge im Service und auf den Stationen geben. Hier arbeiten Mitarbeiter quasi als selbständige Unternehmer gegen Rechnung, häufig nur zum Schein selbständig, auf eigenes Risiko, aber von den regulären Mitarbeitern nicht zu unterscheiden.

Es bleibt zu hoffen, so Hubert Schulte, dass auf der Grundlage der Berliner Koalitionsvereinbarung zügig die Reform des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes (AÜG) angegangen werde, um bisherige Missbräuche zu verhindern. Das Equal-Pay-Prinzip – gleicher Lohn für gleiche Arbeit – müsse uneingeschränkt zur Anwendung kommen, zusätzlich sei die Zahl der Leiharbeitsverhältnisse auf das notwendige Maß zur Abdeckung von Personalschwankungen zu reduzieren. Dem Missbrauch durch Schein-Werkverträge sei rechtlich klar zu begegnen. Nur so könne einer Spaltung auf dem Arbeitsmarkt entgegen gewirkt werden. Dies sei gerade auch aus der Sicht der Sozialethik und der Katholischen Soziallehre gut zu begründen, so Schulte abschließend. +++ fuldainfo