Campus Fulda der Universitätsmedizin Marburg eröffnet

185 zusätzliche Studienplätze für angehende Ärztinnen und Ärzte

Ministerpräsident Boris Rhein hat gestern im Beisein von Vertretern des Bundes-, Landes und der Kommunalpolitik in Fulda den „Campus Fulda der Universitätsmedizin Marburg“, einer Kooperation der Philipps-Universität Marburg mit der Klinikum Fulda gAG und der Hochschule Fulda zur Ausbildung von Humanmedizinstudierenden im klinischen Studienabschnitt, eröffnet. Zum Wintersemester 2023/24 kommen erstmals Studierende für die Dauer ihres gesamten zweiten und dritten Studienjahres an den Campus Fulda. Verortet ist dieser im fünften Stock (Campus Etage) des Intensiv-, Notfall- und Operationszentrums – kurz INO-Zentrum –, das 2019 im Klinikum Fulda eröffnet wurde.

„Hessen bietet den Menschen im Land eine erstklassige medizinische Versorgung. Damit das angesichts des demografischen Wandels so bleibt, investieren wir gezielt in die Ausbildung angehender Ärztinnen und Ärzte“, sagte Rhein am Dienstag bei der Eröffnung des Campus Fulda. Das gemeinsame Kooperationsprojekt zwischen Klinikum Fulda, der Hochschule Fulda als Hochschule für Angewandte Wissenschaften und der Philipps-Universität Marburg soll mittelfristig die medizinische Versorgung in ländlichen Regionen erweitern.

Campus Fulda bietet erstklassige Voraussetzungen

Der im Klinikum Fulda eingerichtete Campus bietet angehenden Ärztinnen und Ärzten ab dem Wintersemester 2023/24 erstklassige Voraussetzungen für ihre klinische Ausbildung: Der Campus verfügt über drei Ausbildungsstationen, auf denen Studentinnen, Studenten und Auszubildende in Gesundheitsberufen gemeinsam eine Station leiten. Solche Ausbildungsstationen gibt es nur an wenigen Standorten in Deutschland. Durch die Kooperation, die Hessen bisher mit 41 Millionen Euro gefördert hat und ab 2024 mit 21 Millionen Euro jährlich fördern wird, können 185 zusätzliche Vollstudienplätze für angehende Ärztinnen und Ärzte geschaffen werden. „Der Ausbau der Vollstudienplätze ist ein großer Gewinn für Hessen bei der Ausbildung junger Medizinerinnen und Mediziner“, sagte der Regierungschef. Schon jetzt bilde Hessen im Verhältnis zu seiner Bevölkerungszahl überdurchschnittlich viele Ärztinnen und Ärzte aus. „Mit den zusätzlichen Studienplätzen wird das Medizinstudium bei uns in Hessen nun noch attraktiver. Gleichzeitig erhöhen wir die Wahrscheinlichkeit, dass die Ärztinnen und Ärzte nach ihrer Ausbildung in der Region bleiben und auch in Zukunft zu einer flächendeckend guten medizinischen Versorgung der Menschen in der Stadt und auf dem Land beitragen werden“, sagte Rhein.

Priv.-Doz. Dr. Menzel: Eine gute Gesundheitsversorgung kann nur gelingen, wenn es ausreichend und gut ausgebildete Menschen gibt

„Die heutige offizielle Eröffnung des Campus Fulda markiert in mehrerlei Hinsicht einen großen Tag: für Fulda und die Region Osthessen, für die Hochschule Fulda, die Universitätsmedizin Marburg und das Klinikum Fulda, aber auch für die Universitätsmedizin in ganz Hessen“, sagte Priv.-Doz. Dr. med. Thomas Menzel, Vorstand Krankenversorgung am Klinikum Fulda, und fügte hinzu: „Darauf haben wir gemeinsam mit der Hessischen Landesregierung, der Stadt und dem Landkreis Fulda lange und ausdauernd hingearbeitet. Eine gute Gesundheitsversorgung kann nur gelingen, wenn es ausreichend viele und gut ausgebildete Menschen gibt, die Patientinnen und Patienten versorgen können. Mit dem Campus-Start schaffen wir die Voraussetzungen für mehr Ärztinnen und Ärzte in Hessen.“ Dankesworte richtete der Vorstandssprecher der Krankenversorgung auch an seine ehemaligen Vorstandskollegen der Klinikum Fulda gAG, Andre Eydt und Dietmar Pawlik, die seinerzeit das Projekt mit vorantrieben.

Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld und Aufsichtsratsvorsitzender der Klinikum Fulda gAG, sprach gestern im Beisein der Mitglieder des Aufsichtsrats der Klinikum Fulda gAG, dem Landrat des Landkreises Fulda Bernd Woide, dem Ersten Kreisbeigeordneten und Gesundheitsdezernenten des Landkreises Frederik Schmitt, der Stadtverordnetenvorsteherin Margarete Hartman, Vertretern des Fuldaer Stadtparlamentes sowie des Hessischen Landtags von einem „historischen Tag für Fulda sowie der gesamten Region“. Nach Wingenfeld konnte die „beachtliche Wegstrecke“ der vergangenen Jahre, die viele Akteure gegangen sind, nur gelingen, da man über den Tellerrand hinaus gedacht hat, aufeinander zugegangen ist, und mit vollem Einsatz „weit über das zu erwartende Maß hinaus“ gewirkt hat. Ein besonderer Dank richtete der Oberbürgermeister an die Vorstandsmitglieder des Klinikums, allen voran Vorstandssprecher Krankenversorgung, Priv.-Doz. Dr. med. Thomas Menzel, für den der gestrige Tag umso mehr ein besonderer wie sehr erfreulicher war, denn er feierte gestern Geburtstag.

OB Wingenfeld: Ein großer Tag für Fulda und die Region

Wie Oberbürgermeister Dr. Wingenfeld gestern betonte, habe der Wunsch, ein gemeinsamer Beitrag für die Ausbildung von Medizinstudierenden über das Akademische Leerkrankenhaus der Universität Marburg hinaus zu leisten, schon lange bestanden, um die Medizinerausbildung vor Ort noch intensiver zu gestalten. Sowohl von Seite des Landkreises als auch von Seite der Stadt habe es Initiativen gegeben, die in den Jahren 2013/14 langsam an Fahrt aufnahmen und in 2018 gipfelten. So konnte das Kooperationsprojekt vor der Landespressekonferenz im Dezember 2018 final vorgestellt werden bevor wenige Wochen später im Stadtschloss Fulda die offizielle Absichtserklärung formuliert wurde, diese das Fundament für die gemeinsame Wegstrecke legte, die man erfolgreich gemeistert habe. Ganz entscheidend an diesem Prozess beteiligt war Ministerpräsident Boris Rhein in seiner damaligen Funktion als hessischer Wirtschaftsminister.

Eine wichtige Voraussetzung für die Medizinerausbildung am Standort Fulda war nach Wingenfeld die politische Weichenstellung von Dr. Walter Arnold, dem früheren CDU-Landtagsabgeordneten des heimischen Wahlkreises, auf diesen im Januar 2019 dessen Nachfolger, Thomas Hering MdL, in den Hessischen Landtag folgte. „Diese Form der Zusammenarbeit war und ist besonders innovativ, keineswegs aber selbstverständlich, wenn wir uns die Wissenschaftslandschaft in Deutschland und auch in Hessen vergegenwärtigen“, so Fuldas OB abschließend. Ein weiterer Dank galt der Philipps-Universität Marburg, im Besonderen der Dekanin des Fachbereiches Medizin an der Philipps-Universität Marburg, Professorin Dr. Denise Hilfiker-Kleiner, die gestern ebenso anwesend war, sowie der Hochschule Fulda, im Besonderen Präsident Professor Dr. Karim Khakzar, sowie allen am Kooperationsprojekt Beteiligten des Klinikums Fulda.

Hochschulpräsident Khakzar: Hochschule Fulda leistet hohen Beitrag bei der Ausbildung von Medizinstudierenden

 „Es gibt wenig mir bekannte Projekte, wo so viele unterschiedliche Parteien unmittelbar von profitieren“, stellte der Präsident der Hochschule Fulda, Professor Dr. Karim Khakzar, einleitend seiner Rede bei der Eröffnung des Campus Fulda der Universitätsmedizin Marburg heraus. Der Präsident führte aus, dass es früher ein schwieriges Unterfangen war, an der Philipps-Universität Marburg Teilstudienplätze für Humanmedizinstudierende anzubieten. Und weiter: „Die ärztliche Versorgung ist eines der großen Themen in den nächsten Jahren. Bundesweit gibt es kein anderes Modell, das ähnlich effizient, effektiv, und vor allem wirtschaftlich, neue Absolventinnen und Absolventen in die Medizin projizieren, wie unser Fuldaer Modell. Wir als Hochschule sind der Ansicht, dass wir von dieser Kooperation enorm profitieren. Im Moment geht man davon aus, dass im Jahr 2027 die Approbationsordnung neu ausgerichtet wird. Im § 1 ist festgehalten, dass die Humanmedizinstudierenden interprofessionelle Kompetenzen erreichen sollen. Doch welchen Beitrag kann hier die Hochschule Fulda leisten?“

Hierzu führte Khakzar weiter aus: „Wir haben einen sehr leistungsstarken Fachbereich Gesundheitswissenschaften, der in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten Pionierarbeit geleistet hat bei der Akademisierung von Gesundheitsberufen; ich denke da an die Pflegewissenschaften, an die Therapiewissenschaften, die Hebammenkunde, die Gesundheitswissenschaften im Allgemeinen und ich glaube, mit guten Gewissens sagen zu können – das klingt jetzt wenig bescheiden –, dass die Hochschule Fulda bundesweit betrachtet über den stärksten Fachbereich Gesundheitswissenschaften aller Hochschulen für Angewandte Wissenschaften verfügt. Unsere Studierenden in diesen Studiengängen werden erheblich von der Medizinerausbildung hier in Fulda profitieren. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir diese Kooperation in einem Lernprozess noch weiter ausbauen können, dahingehend, dass wir zukünftig noch mehr Lehre in den Medizinstudiengängen übernehmen werden. An der Hochschule Fulda haben wir bereits weitere Professuren im Studienfach Medizin ausgeschrieben, erste Projekte wurden bereits auf den Weg gebracht, was uns sicher gegenseitig helfen und weiter voranbringen wird.“

Nach dem Präsidenten der Hochschule Fulda biete diese für Humanmedizinstudierende hervorragende Rahmenbedingungen. Begonnen bei der guten infrastrukturellen Anbindung, über eine exzellente Ausstattung unserer Bibliothek bis zu einem breiten Angebot des Hochschulsports. „Insofern hoffen wir auf zahlreiche Begegnungen zwischen den Studierenden der Gesundheitswissenschaften und den Medizinstudierenden auf dem Campus der Hochschule Fulda.“ Khakzar würdigte den Campus Fulda der Universitätsmedizin Marburg gestern als ein „Projekt mit Vorbildcharakter“, das sicher nachahmungswürdig sei. Seine Dankesworte richtete er an alle an dem Projekten Beteiligten sowie an den Fachbereich Medizin der Philipps-Universität Marburg sowie für das Bekenntnis, sich als Kooperationspartner für die Hochschule Fulda als Hochschule für Angewandte Wissenschaften entschieden zu haben. Die Entscheidung von Boris Rhein als damaliger Wissenschaftsminister, diesen Weg gegangen zu sein gegen den Widerstand einiger – auch in Hessen würdigte Khakzar als eine mutige. Inzwischen verfolgen fast alle Bundesländer das Fuldaer Modell. +++ jessica auth

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