Berlins Finanzsenator will Verwaltung mithilfe von KI entlasten

Wir werden 2030 mit den heutigen Strukturen nicht mehr voll arbeitsfähig sein

Berlins neuer Finanzsenator Stefan Evers (CDU) hält Künstliche Intelligenz (KI) für notwendig, um künftig die Berliner Verwaltung zu entlasten. „Grundsätzlich müssen wir sicherstellen, dass wir in Zukunft auch mit weniger Personal arbeitsfähig bleiben“, sagte Evers dem „Tagesspiegel“. Das könne durch weniger Bürokratie, bessere Strukturen, Digitalisierung oder den Einsatz von KI gelingen. „Mir fehlt nicht die Fantasie für digitale Bürgerämter, die keinen Behördengang mehr erfordern.“

Der Staat dürfe die rasante Entwicklung von KI nicht abwarten und nur zuschauen, sondern müsse Teil dieser Entwicklung werden. Evers fordert deshalb „Reallabore für mögliche Anwendungsbereiche“ in der Berliner Verwaltung. Hintergrund ist die schwierige Personallage: Schon heute können in der Berliner Verwaltung 7.000 Stellen nicht besetzt werden. Evers glaubt, dass die Lage bis 2030 wegen des demografischen Wandels und der großen Konkurrenz um Fachkräfte noch schwieriger werden wird. Deshalb werde die Attraktivität als Arbeitgeber „eines der Hauptthemen seiner Amtszeit“ werden. „Mein Ziel ist, dass Leute bald sagen ‚Wow, Du hast es in die Berliner Verwaltung geschafft.'“, sagte der CDU-Politiker. In vielen Bereichen sei die Verwaltung deutlich besser als ihr Ruf. Es gebe eine große Bereitschaft, an den notwendigen Veränderungen zu arbeiten. „Die beste Image-Kampagne für den öffentlichen Dienst wäre eine erfolgreiche Verwaltungsreform“, so Evers. Diese sei auch dringend notwendig.

Seine Prognose: „Wir werden 2030 mit den heutigen Strukturen nicht mehr voll arbeitsfähig sein.“ Die Organisation der öffentlichen Verwaltung brauche deshalb dringend „einen Reset“. Evers sagte: „Aber die gute Nachricht ist: Der Zeit- und Entscheidungsdruck ist so groß, dass ich eine Chance für weitreichende und grundsätzliche Entscheidungen sehe. Es wird nicht reichen, am System herumzudoktern.“ Es brauche ein moderneres Dienstrecht, mehr persönliche Weiterentwicklungsmöglichkeiten, mehr projektorientiertes Arbeiten und Co-Working anstelle klassischer Büros. Die geplante Anhebung der Gehälter auf Bundesniveau sei deshalb nur eine von vielen Stellschrauben. „Wir werden das nicht auf einen Schlag schaffen, sondern streben einen Stufenplan an“, sagte Evers.

Wie die Angleichung innerhalb von fünf Jahren gelingen kann, wolle er noch in diesem Jahr vorstellen. „Wir reden von durchschnittlich 2,5 Prozent Gehaltsunterschied zwischen Bund und Berlin, da rechne ich die Hauptstadtzulage noch nicht mit. Ein solcher Schritt legt also nicht den Landeshaushalt lahm“, sagte Evers. Der CDU-Politiker will auch die Ungleichbehandlung des Personals in den Bezirken beenden. Dort ist der Mitarbeitermangel oft besonders groß. „Das Personal soll genauso auf Bundesniveau besoldet werden wie alle anderen Beschäftigten auch“, sagte Evers. „Außerdem will ich gleichen Lohn für gleiche Arbeit – wir werden uns genau ansehen, wie die Einstufung der Stellen in den Bezirken aktuell aussieht.“ +++

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