Bei TUZZI wird die Mannschaft ausgetauscht – Der Trainer darf weitermachen

Fulda. „Unter dieser Führung wollen wir keine weitere Perspektive für TUZZI“, so Gudrun Schulz vom Betriebsrat, die selbst seit über 40 Jahren im Unternehmen arbeitet. Insbesondere in den letzten Wochen wurde deutlich, dass das Vertrauen in die Geschäftsleitung derart zerrüttet ist, dass man ihr eine Trendwende egal ob in Fulda oder Düsseldorf nicht zutraut. Auch der menschliche Umgang der Geschäftsführung mit den Beschäftigten und dem Betriebsrat hat in den letzten Monaten sehr gelitten. „Mit guter Mitarbeiterführung, kollegialem Miteinander und flachen Hierarchien, wie das im Hause TUZZI üblich war, hatte dies nichts mehr zu tun“, erklärt Schulz.

Wirtschaftlich wurden in den letzten Jahren mehrfach Fehlentscheidungen im Management getroffen sowie Warnungen und Vorschläge aus der Belegschaft ignoriert. Im Rahmen verschiedener Mitgliederversammlungen der IG Metall hatte sich deshalb nach langer Debatte die große Mehrheit der Belegschaft dazu entschlossen, den Betriebsrat und die IG Metall damit zu beauftragen mit dem Arbeitgeber auf der Grundlage des bei MEP OLBO abgeschlossenen Tarifvertrages einen Sozialplan für die rund 60 Beschäftigten bei TUZZI abzuschließen.

Robert Weißenbrunner von der IG Metall kann die Entscheidung der Beschäftigten verstehen. „Wenn eine Fußballmannschaft nicht mehr erfolgreich ist, wirft man üblicherweise den Trainer raus. Bei TUZZI wird die Mannschaft ausgetauscht und der Trainer darf weitermachen. Das kann nicht funktionieren. Und das wissen auch die Beschäftigten.“ Deshalb geht der Betriebsratsvorsitzende Michael Röhm auch davon aus, „dass wenn überhaupt nur sehr wenige Interesse daran haben werden, mit nach Düsseldorf zu gehen. Die Motivation mit dieser Führung weiter zu machen, ist für den Großteil der Belegschaft gleich Null.“

Am heutigen Donnerstag wurde deshalb ein Interessenausgleich und Sozialplan zwischen Betriebsrat und Arbeitgeber unterzeichnet, der dieselben Regelungen vorsieht, wie der jüngst abgeschlossene Sozialtarifvertrag bei MEP OLBO. „Mit diesem Ergebnis sind die betroffenen Beschäftigten sehr zufrieden, da durch die vereinbarten Regelungen keiner der Beschäftigten im Jahr 2014 arbeitslos werden muss“, erläutert Röhm. Alle Beschäftigten erhalten die Möglichkeit mindestens 6 Monate und je nach Kündigungsfrist bis zu 12 Monate in eine Transfergesellschaft zu wechseln. Außerdem erhalten alle vom Arbeitsplatzabbau betroffenen Beschäftigten eine individuelle Abfindung in Höhe eines Bruttomonatsgehalts mal ihrer individuellen Beschäftigungsdauer.

„Das erzielte Ergebnis wurde mit sehr großer Mehrheit von der Belegschaft angenommen. Unter der schwierigen Voraussetzung, dass zwar Arbeitsplätze verloren gehen, ist das Verhandlungsergebnis bei TUZZI nach MEP OLBO ein weiteres gutes Beispiel dafür, wie eine Belegschaft ihre Interessen gemeinsam mit aktiven Betriebsräten und ihrer Gewerkschaft konsequent vertreten hat. Und darauf kann vor allem die Belegschaft sehr stolz sein“, erklärt Weißenbrunner abschließend.

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