Bankenverband: Frauen haben 400 Euro weniger pro Monat

Frauen in Deutschland haben laut einer Studie im Schnitt 400 Euro weniger zur freien Verfügung als Männer. Einer Umfrage des Bundesverbands deutscher Banken zufolge können Frauen im Schnitt monatlich 1.000 Euro ausgeben, Männer hingegen 1.400 Euro, berichten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Ohne finanzielle Unabhängigkeit gibt es keine Freiheit. Denn ohne eigenes Geld fehlt der Spielraum, Entscheidungen selbstbestimmt zu treffen“, sagte Henriette Peucker, Stellvertreterin des Hauptgeschäftsführers beim Bankenverband. „Vor diesem Hintergrund sind die Ergebnisse unserer Studie besonders ernüchternd.“

Die geringere Verfügbarkeit hat Folgen für die Altersvorsorge: Frauen können laut der Studie weniger zurücklegen. Etwas mehr als ein Viertel der Frauen spart bis zu 100 Euro monatlich, bei den Männern ist es ein Fünftel. Mehr als 200 Euro legen 28 Prozent der Frauen zurück, bei den Männern sind es 38 Prozent. Die Hälfte der Frauen  erwartet der Studie zufolge, dass es ihnen im Alter nicht so gut gehen wird, bei Männern ist es mehr als ein Drittel. Aber auch diejenigen, die sich finanziell gut oder sehr gut aufgestellt sehen, müssen zum Teil ihren Lebensstil ändern. „71 Prozent der Frauen denken, dass sie sich zur Rente hin deutlich werden einschränken müssen, von den Männern glauben das von sich lediglich 55 Prozent“, so Peucker. „Diese Situation ist nicht hinnehmbar.“ Immerhin würden Frauen Aktien und Fonds für sich entdecken. „Frauen investieren wesentlich mehr in Aktien als noch 2019. Das ist eine erfreuliche Entwicklung.“ „Heute besitzen 30 Prozent der Frauen Aktien, Fonds oder andere Wertpapiere – 2019 waren es nur 18 Prozent“, so die Finanzexpertin.

Fachkräftemangel laut Studie vor allem in typischen Frauenberufen

Fünf der zehn vom Fachkräftemangel am stärksten betroffenen Berufe in Deutschland sind typische Frauenberufe. Das geht aus einer noch unveröffentlichten Studie des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor, berichtet die „Rheinische Post“. Demnach fehlten aktuell bundesweit rund 633.000 qualifizierte Arbeitskräfte. Besonders groß sei die Lücke in der Sozialarbeit, bei Kinderbetreuung und in der Pflege – Bereiche und Branchen, in denen hauptsächlich Frauen arbeiteten und in denen die Belastung auf das Personal wachse. Der Fachkräftemangel in Deutschland habe auch mit tradierten Geschlechterrollen zu tun, so das arbeitgebernahe Institut. Da in typischen Frauenberufen fast überall nicht genügend Personal zur Verfügung stehe – weil Männer die Berufe meiden oder die Frauenerwerbstätigkeit zu gering sei – seien die Engpässe hier besonders stark, so das IW. Die größten Lücken gibt es der Studie zufolge in der Sozialarbeit und Soz  ialpädagogik, also beispielsweise in Kinderheimen, der Suchtberatung oder Jugendämtern. Für 80 Prozent der offenen Stellen gebe es rechnerisch bundesweit keine passend qualifizierten Arbeitslosen, über 23.000 Fachkräfte fehlten. Drei Viertel aller Beschäftigten in diesem Bereich seien weiblich. Groß sei die Lücke auch in der Kinderbetreuung und Erziehung: Hier könne fast 74 Prozent der Arbeitsplätze nicht besetzt werden, weil ausgebildetes Personal fehle. Mehr als 97 Prozent der Menschen, die in diesem Bereich arbeiten, seien Frauen – mehr als in allen anderen Berufsgruppen. Durch die Lücke ergebe sich eine hohe Arbeitsbelastung. Ähnlich sei es in der Alten- und Krankenpflege: Hier seien rund 80 Prozent der Beschäftigten Frauen. Und es fehlten tausende Fachkräfte: Rund 35.000 von 43.000 offenen Stellen könnten nicht besetzt werden, weil es bundesweit keine passend qualifizierten Arbeitslosen gebe. Bei Einzelhandels-Fachkräften sei das Bild ähnlich: Auch hier liege der Frauenanteil bei etwa drei Viertel und auch diese Berufe litten am meisten unter dem längst grassierenden Fachkräftemangel, so die Studie.

Grünen-Spitzenpolitikerinnen fordern Reform der Steuerklassen

Um Altersarmut bei Frauen zu bekämpfen, fordern Bundesfamilienministerin Lisa Paus und Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge eine Reform des Steuersystems. Um es „geschlechtergerechter“ zu machen, sei eine Anpassung der Steuerklassen III/V nötig. „Denn dadurch wird die Lohnsteuerbelastung zwischen Eheleuten fairer verteilt“, sagte Paus den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Der Plan hat insgesamt fünf Punkte. Neben der Reform der Steuerklassen verlangen die Grünen eine faire Bezahlung für die sozialen Berufe sowie einen Ausbau der Kinderbetreuung in Deutschland und ein neues Arbeitszeitmodell. „Frauen und Männer können ihre Arbeitszeit bei Bedarf anpassen, wenn das Leben es erfordert, ohne in Teilzeitfallen festzustecken“, sagte Fraktionschefin Dröge dazu. Außerdem wollen die Grünen durch mehr Unterstützung von Frauen in technischen und naturwissenschaftlichen Berufen und von Gründerinnen Vorbilder sichtbar machen. +++