Auch zweite Premiere in der Stiftsruine war ein voller Erfolg

Bad-Hersfeld. Trotz der Fußball – Weltmeisterschaft war auch Don Quijote, die zweite Premiere der Hersfelder Festspiele am Freitagabend, ein erfreulicher Zuschauermagnet. Erfreulich auch, dass zahlreiche Kinder das farbenfrohe Stück mit Begeisterung erleben durften, so wie das vom Regisseur erhofft worden war.

In der farbenfrohen und lebendigen Darstellung können die Zuschauer die Leiden und Abenteuer des Don Quijote miterleben, der immer von seinem Knappen Sancho Pansa und seinem treuen Pferd Rosinante, auf der Bühne in Form eines elektrisch angetriebenen Zweirades, begleitet wurde. Die romantische Kulisse der Stiftsruine bietet einen eindrucksvollen Kontrast zur bunten Inszenierung von Tobias Bungter und Laura Quarg. Das Stück macht Spaß, regt zum Nachdenken an und ist ein Erlebnis für die ganze Familie. Dies zeigte sich auch zum Schluss der 90 Minuten dauernden Aufführung, an dem lange anhaltenden Beifall, bis hin zu Standing Ovations,

Vom nahen Wahnsinn bis zur Ernüchterung

Alonso Quijano, ein kleiner Landadeliger, lebt „irgendwo“ in der Mancha in Spanien. Er hat schon nahezu alle Ritterromane gelesen, deren Begebenheiten er ab einem bestimmten Moment für absolut wahr hält. Diese Lektüre hat ihn so weit der Realität entrückt, dass er eines Tages selbst ein „fahrender Ritter“ werden will, um sich todesmutig in Abenteuer und Gefahren zu stürzen, das Unrecht zu bekämpfen und ewigen Ruhm an seinen Namen zu heften. Diesen ändert er in Don Quijote, seinem alten dürren Gaul verleiht er den Namen Rosinante mit der Doppelbedeutung „vorher ein gewöhnlicher Gaul, allen Gäulen vorangehend“. Ein Bauernmädchen, das er in seiner Jugend einmal heimlich verehrt, seitdem aber nie mehr gesehen hat, erwählt er sich – seinen literarischen Vorbildern folgend – zur Gebieterin seines Herzens und nennt sie wohlklingend Dulcinea von Toboso. Mehr soll hier nicht berichtet werden, es soll aber anregen, einen der Aufführungstermine wahrzunehmen, um feststellen zu können, dass dieses Stück viele Textinhalte hat, die auch heute noch, 398 Jahre nach der Erscheinung der ersten Fassung, realitätsnah sind. Für diese Geschichte über die Macht der Fantasie, für die Kraft der Freundschaft und die Notwendigkeit an das Unmögliche zu glauben, sei man nie zu alt, heißt es in einer der Empfehlungen, der man wirklich zustimmen kann. +++ hans Schmidt – jana und heike heil