75 Jahre Verfassung in Hessen: Jubiläumsausstellung eröffnet

Aktiver Beitrag zur Stärkung der Demokratie leisten

Hessische Justizministerin Eva Kühne-Hörmann

Die Hessische Justizministerin Eva Kühne-Hörmann besuchte gestern in Vertretung für den Hessischen Ministerpräsidenten die Eröffnung der Ausstellung „75 Jahre Verfassung in Hessen und Fulda“ im Vonderau Museum in Fulda. Die Ausstellung porträtiert die Entstehungsgeschichte der hessischen Verfassung nach dem zweiten Weltkrieg und verfolgt ihre Entwicklung bis in die heutige Zeit.

Aktiven Beitrag zur Stärkung der Demokratie leisten
Eva Kühne-Hörmann sagte hierzu: „75 Jahre Verfassung in Hessen stehen für 75 Jahre Demokratie und Freiheit in unserem Bundesland. Nach zwölf Jahren der Unterdrückung durch das NS-Regime hat sich Hessen bereits wenige Monate nach dem Krieg, am 1. Dezember 1946, zu einem Vorreiter der Demokratie entwickelt, indem die hessischen Bürgerinnen und Bürger durch Volksabstimmung ihre neue Verfassung gewählt haben. Und die Verfassung gilt heute noch und ist damit die älteste Landesverfassung Deutschlands. Der Stadt Fulda und den zahlreichen engagierten Helferinnen und Helfern danke ich dafür, dass durch die Ausstellung die Erinnerung an die bewegte Geschichte unserer Verfassung am Leben gehalten wird. Nur so kann auch das Bewusstsein aufrechterhalten werden, dass unsere Freiheitsrechte nicht selbstverständlich sind.“ Die große Jubiläumsausstellung wurde vom Vonderau Museum in enger Kooperation mit dem Land Hessen entwickelt und soll zugleich Workshop- und Diskussionsraum sein. Das Museum möchte hiermit einen aktiven Beitrag zur Stärkung der Demokratie leisten. Verschiedene digitale Elemente der Ausstellung, wie das Zeitzeugenprojekt ,,Fulda erzählt“, eine App zur hessischen Verfassung sowie die interaktive Lern-App ,,Demokratie lernen“ für Schülerinnen und Schüler und digitale Unterrichtsmaterialien waren im Vorfeld durch das Land Hessen in Höhe von insgesamt 150.000 Euro gefördert worden.

Geschichte auch für nachfolgende Generationen anschaulich vermitteln
Die Hessische Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung Prof. Dr. Kristina Sinemus erklärte: „Digitalisierung erleichtert und eröffnet vielen Menschen den Zugang zu Kulturgütern: Themen können anschaulicher dargestellt werden und die Inhalte sind unabhängig von Zeit und Ort verfügbar. Daher haben wir uns in der hessischen Digitalstrategie das Ziel gesetzt, das reiche kulturelle Erbe Hessens zeitgemäß digital zu erschließen und historische Dokumente online zu stellen und so neue Formen der wissenschaftlichen Beschäftigung und der gesellschaftlichen Teilhabe zu schaffen. Zeitzeugengespräche wie sie im Vonderau Museum Fulda geführt werden, helfen dabei, unsere Geschichte auch für nachfolgende Generationen anschaulich zu vermitteln und einen authentischen Einblick in die damalige Lebenswelt zu geben. Die interaktive Herangehensweise kann zudem die Ansprache neuer Zielgruppen unterstützen.“ Der Eintritt zu der Ausstellung, die ab sofort durch die Öffentlichkeit besucht werden kann, ist kostenlos, um „mit der Schau allen Interessierten die Möglichkeit geben, sich mit der Verfassung und ihrer Geschichte auseinanderzusetzen“, so der Oberbürgermeister der Stadt Fulda, Dr. Heiko Wingenfeld. Ab Herbst 2021 wird die Ausstellung als Wanderausstellung auch in anderen hessischen Städten gezeigt werden.

OB Wingenfeld: Hessische Verfassung und Hessentag haben gemeinsame Grundidee
Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld ging in seiner Rede zur Ausstellungseröffnung auf den historischen Kontext ein. Aus Sicht des Oberbürgermeisters sei die Ausstellung auch „ein Herzstück des Hessentags 2021“, der dieses Jahr leider der Pandemie zu Opfer fiel. Umso schöner sei es, dass das Herzstück Jubiläumsausstellung den Menschen zugutekomme. „Der Hessentag 2021“, so Oberbürgermeister Dr. Wingenfeld, „steht auch für ein besonderes Jubiläum. Denn 2021 ist das Jubiläumsjahr, in dem wir dankbar auf 75 Jahre Verfassung des Landes Hessen zurückblicken dürfen. Am 01. Dezember 1946 ist die Hessische Landesverfassung durch eine entsprechende Volksabstimmung in Kraft getreten. Diese Hessische Verfassung und der Hessentag haben eine Vielzahl von Bezugspunkten, vor allem aber eine gemeinsame Grundidee: Es geht darum, Menschen zusammenzubringen. Der Hessentag, der 1961 stattgefunden hatte, sollte vor allem dazu dienen, Menschen zusammenzuführen, um eine ‚Hessische Identität‘ zu stiften. Ganz nach dem Motto des damaligen Ministerpräsidenten Georg-August Zinn, der einst den Satz prägte: ‚Hesse ist, wer Hesse sein will.‘“ In diesen wenigen Worten liege nach dem OB ein sehr tiefgründiger Ansatz, der die Geschichte des Landes Hessen begleite. Denn auch die Verfassung habe letztendlich die Aufgabe, „Werte und Normen zu definieren, um ein Leben in Gemeinschaft zu ermöglichen“. „Und das war in Hessen von Anfang an eine besondere Herausforderung, weil Hessen anders als beispielsweise Bayern nicht auf eine direkte Tradition zurückblicken durfte. Im Grunde ist es ein Kunstprodukt gewesen, welches ganz maßgeblich durch die Amerikaner auf den Weg gebracht und entschieden wurde. Von daher können wir auch im Rückblick zu Recht sagen, dass Hessen von Anfang an in seiner Flächen- und Bevölkerungsstruktur ganz besonders durch Vielfalt gekennzeichnet war und ist. Umso stärker muss das Bedürfnis und sollten die Bemühungen sein, dieser Vielfalt Gemeinschaft zu stiften.“

Professor Dr. Walter Mühlhausen, Geschäftsführer und Vorstandsmitglied der Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte zeigte in seiner 30-minütigen Rede den Weg in die Demokratie auf. „Am 15 Juli 1946 eröffnete der 75-jährige CDU-Abgeordnete Siegfried Ruhl als Alterspräsident die Verfassungsberatende Landesversammlung des Landes Groß-Hessen in einer Wiesbadener Schule. Und keine fünf Monate später, am 1. Dezember 1946, wurde mit dem Volksentscheid über die Landesverfassung sowie den ersten Landtagswahlen der Aufbau der Demokratie im Land abgeschlossen. In der Tat eine kurze Zeitspanne angesichts der totalen Niederlage.“ Die Eröffnung wurde musikalisch umrahmt von der städtischen Musikschule Fulda. +++ pm/ja