100-jährige Patientin nach Operation in der Neurochirurgie wohl auf

Immer mehr Menschen werden immer älter.

Eine 100-jährige Patientin wurde kürzlich nach einem Sturz im häuslichen Umfeld in der Klinik für Neurochirurgie des Klinikums Fulda operiert. Entscheidend für den Erfolg der Operation war die umfassende Vorbereitung, die mit der Patientin und den Angehörigen eng abgestimmt wurde, die individuelle Betreuung durch die Ärzte- und Pflegeteams sowie interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den beteiligten Fachdisziplinen des Klinikums.

Immer mehr Menschen werden immer älter. Die an sich erfreuliche Tatsache wird auch als „demografischer Wandel“ bezeichnet. Diese Entwicklung stellt das Gesundheitssystem vor besondere Herausforderungen, insbesondere auch im Bereich der operativen Eingriffe. Bei älteren Menschen liegen oft mehrere gleichzeitig bestehende Erkrankungen vor (Multimorbidität). Daraus resultieren besondere Anforderungen an die Behandlung – beispielsweise an die Durchführung der Narkose – was die Planung und Durchführung von Operationen erschwert. So beeinflussen physiologische Prozesse im Körper die Reaktion auf die Anästhesie, den Stoffwechsel und die Wundheilung. Operateure und Anästhesisten müssen dies berücksichtigen, bei der Wahl der Anästhesie, der Dauer des Eingriffs und der postoperativen Betreuung – alles muss sorgfältig abgewogen werden. Auch die Unterstützung durch Angehörige und Pflegende ist insbesondere für ältere Patienten während des gesamten Behandlungsprozesses von großer Bedeutung. „Die operative Behandlung hochbetagter Patienten hat sich deutlich verbessert, insbesondere durch schnellere und dadurch schonende Operationsverfahren zusammen mit einer spezialisierten Narkoseführung. Dadurch sind heute viele komplexe Eingriffe auch in fortgeschrittenem Alter mit überschaubarem Risiko möglich, die noch vor wenigen Jahren undenkbar waren“, erläutert Professor Dr. Stefan Grau, Direktor der Klinik für Neurochirurgie am Klinikum Fulda.

Die 100-jährige Patientin war zuhause in der Küche gestürzt und wurde mit starken Nackenschmerzen ins Klinikum eingeliefert. Im Rahmen der umfassenden Diagnostik wurde eine instabile sogenannte „Densfraktur Typ II“, einem Knochenbruch (Fraktur) des zweiten Halswirbels, festgestellt. Die Patientin wurde im Beisein ihrer Tochter über den Befund und die Therapieoptionen – konservativ (ohne Operation) oder operativ – sowie die damit verbundenen, hohen perioperativen Risiken aufgrund des fortgeschrittenen Alters und der Gebrechlichkeit umfassend aufgeklärt. Die Patientin wünschte eine Operation, die dann von Dr. Nikolay Mirchev, Oberarzt der Klinik für Neurochirurgie, und Assistenzarzt Andreas Warkentin durchgeführt wurde. „Es erfolgte eine navigierte, computergestützte Stabilisierungsoperation am 1. und 2. Halswirbel, dem Übergang zwischen Kopf und Wirbelsäule,“ so Mirchev. „Der Patientin ging es trotz der schwierigen Operation bereits nach wenigen Tagen auf der Intensiv- und Wachstation wieder richtig gut. Sie konnte ohne neurologische Probleme in einem sehr guten Zustand in die geriatrische Rehabilitation entlassen werden,“ so der Leiter des Wirbelsäulenzentrums am Klinikum Fulda weiter.

Frakturen im oberen Halswirbel ereignen sich vor allem bei älteren Menschen im Rahmen eines Sturzes. Bei diesen Patienten liegen meist viele Begleiterkrankungen, wie zum Beispiel Osteoporose, Niereninsuffizienz, Herzinsuffizienz, Anämie, Hüft- oder Knie-Endoprothesen vor. Diese Summe von Erkrankungen ist für die behandelnden Ärzte eine enorme Herausforderung. „Früher haben diese Patienten eine Operation häufig nicht überlebt, ohne Operation besteht jedoch das Risiko einer sehr hohen Querschnittlähmung mit Todesfolge“, so Mirchev, „heutzutage sind, Dank der verbesserten chirurgischen Technik und perioperativen Therapie sowie der hervorragenden interdisziplinären Zusammenarbeit, die Behandlungsergebnisse in unserer Klinik sehr gut.“ Die Patienten haben bei der Entlassung in der Regel keine neurologischen Symptome und können nach zwei bis drei Monaten problemlos am Alltag wieder teilnehmen. „In unserer Klinik sind wir seit Jahren auf die Versorgung dieser komplexen Frakturen bei älteren Patienten spezialisiert: In den letzten zwölf Jahren haben wir mehr als 270 hochbetagte Patientinnen und Patienten operiert. Damit verfügen wir deutschlandweit und auch weltweit über eine führende Expertise in diesem Bereich. Diese große Erfahrung kommt unseren hochbetagten Patientinnen und Patienten direkt zu Gute“, so Mirchev in der Mitteilung abschließend. +++ pm