10 Jahre Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Jubiläum am Klinikum Fulda

Der 05. Februar vor 10 Jahren war für das Klinikum Fulda ein ganz besonderer Tag: Dr. Anna-Maria Budczies wurde als neue Ärztliche Direktorin in ihr Amt eingeführt und die Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Klinikums Fulda wurde gegründet. Die damals neu gegründete Klinik hat sich in den vergangenen zehn Jahren rasant weiterentwickelt. Zur Feier dieses Jubiläums fand eine besondere Fortbildungsveranstaltung statt, die über 100 Teilnehmern in den Hörsaal des Klinikums lockte. Die Anfänge waren zunächst bescheiden: Die Klinik startete mit sechs tagesklinischen Patienten in umfunktionierten Büroräumen. Wenige Wochen später kamen zusätzlich sechs stationäre Patienten hinzu, die auf der Station der Herz-Thoraxchirurgie untergebracht wurden.

„Nach den Provisorien der Anfangszeit haben wir heute passende und sehr ansprechende Räume für insgesamt 60 Patienten“, berichtet Dr. Budczies mit Stolz. Stationäre Behandlungen finden im Klinikum auf der Station C5 statt. Die Tagesklinik hat im vergangenen Jahr ihre neuen Räumlichkeiten in einem separaten Gebäude in Sichtweite des Klinikums in der Schumannstraße bezogen. Dr. Budczies weiter: „Neben der integrierten Tagesklinik bieten wir zudem ambulante Behandlung im Rahmen des Medizinischen Versorgungszentrums Osthessen. Wir sind regional verankert und integrativer Teil der Versorgung psychisch Kranker in Osthessen“. „In den vergangenen Jahren hat sich die Psychosomatik im Klinikum deutlich vergrößert. Dies ist nicht zuletzt dem steigenden Bedarf nach psychosomatischer Behandlung geschuldet, der wiederum mit der steigenden gesellschaftlichen Akzeptanz psychischer Erkrankung korreliert“, erläuterte Priv.-Doz. Dr. Thomas Menzel, Vorstand der Klinikum Fulda gAG, im Rahmen seiner Begrüßung.

Die Psychosomatik ist ein Fachgebiet in der Medizin, das sich mit den Wechselbeziehungen zwischen seelischen Vorgängen und körperlichen Störungen beschäftigt. Einer Vielzahl von körperlichen Beschwerden liegen seelische Ursachen zu Grunde. In der Psychotherapie geht es darum, diese Ursachen zu erkennen, um die körperlichen Beschwerden lindern zu können. Es kann jedoch unter Umständen schwierig sein zu unterscheiden, ob die Symptome durch körperliche oder seelische Prozesse verursacht werden. Hierzu bedarf es einer intensiven Zusammenarbeit zwischen Ärzten unterschiedlicher  Disziplinen.

Stetige Weiterentwicklung der Behandlungsschwerpunkte

In der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Klinikum Fulda wurden in den vergangenen zehn Jahren auch stetig die Konzepte weiterentwickelt. So gibt es bereits seit einigen Jahren eine Spezialstation für Patienten mit chronischen Schmerzerkrankungen, die in enger Zusammenarbeit mit der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Notfallmedizin betrieben wird. Als psychosomatische Klinik an einem Krankenhaus der Maximalversorgung liegt ein weiterer Schwerpunkt in der Unterstützung von Menschen mit schweren körperlichen Erkrankungen. In vielen Fällen kann psychotherapeutische Behandlung die Lebensqualität spürbar verbessern und den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. Für schwer traumatisierte Menschen wird ein traumaspezifisches Behandlungskonzept angeboten. „Hier arbeiten wir mit guten Erfolgen je nach Situation mit stabilisierenden oder mit traumakonfrontativen Behandlungstechniken wie EMDR oder IRRT“, erläutert Dr. Budczies, und: „wir gehören zu den wenigen Kliniken in Deutschland, die zwei traumakonfronative Verfahren anbieten können.“

Neu herausgebildet hat sich die Spezialstation mit Schwerpunkt „Familie“. Hier gibt es ein Spezialprogramm, das sich speziell an psychisch kranke Eltern richtet, die Erziehungsverantwortung für heranwachsende Kinder und Jugendliche tragen. „Wir freuen uns, dass die Klinik für Psychosomatik des Klinikums Fulda inzwischen fester Bestandteil der medizinisch-psychotherapeutischen Versorgung in Fulda und Umgebung geworden ist“, resümiert Dr. Menzel.

Im Rahmen der Fortbildung zum 10-jährigen Jubiläum hat Prof. Dr. Johannes Kruse, Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin (Universitätsklinikum Marburg) die aktuelle Studienlage zum Einfluss psychosozialer Faktoren auf den Verlauf und die Prognose chronischer körperlicher Erkrankungen und die Komplexität der wechselseitigen Beeinflussung dargelegt. Prof. Dr. Ralf Nickel, Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (Helios Kliniken Wiesbaden), ist auf den Zusammenhang zwischen frühkindlicher Bindungsstörung und der Chronifizierung von Schmerzen im Erwachsenenalter eingegangen und hat die daraus resultierenden Konsequenzen aufgezeigt. Abschließend berichtete Dr. Budczies über Präventionsmöglichkeiten. Dabei stand die Frage im Vordergrund, was wir tun können, um das Risiko von Kindern psychisch kranker Eltern zu minimieren, selbst zu erkranken. +++ pm