Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung

Gewalt gegen Frau

Gelnhausen. Ziel ist es, Frauen und Mädchen, die direkt nach einer Vergewaltigung keine Anzeige erstatten wollen oder können, medizinisch und psychosozial zu versorgen und es ihnen zu ermöglichen durch Spurensicherung und Befundserhebungen innerhalb eines Jahres Anzeige zu erstatten. „Die meisten Vergewaltigungen werden nicht angezeigt, die Dunkelziffer liegt bei 90 Prozent“, berichtet Erste Kreisbeigeordnete und Dezernentin für Frauenfragen Susanne Simmler. Gemeinsam mit Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky hat sie die Schirmherrschaft für das Projekt übernommen.

Mit den Kliniken, das Klinikum in Hanau und die Main-Kinzig-Kliniken und mit Unterstützung des Vereins Frauennotruf Frankfurt starten der Main-Kinzig-Kreis und die Stadt Hanau das Soforthilfe – Projekt. Mit diesem Projekt sollen Hemmschwellen abgebaut werden, denn die Opfer von sexueller Gewalt trauen sich oft nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen, weil sie glauben, dann auch Anzeige erstatten zu müssen. „Für viele Frauen und Mädchen kommt eine polizeiliche Anzeige nach einer Vergewaltigung nicht in Frage, so wenden sie sich nicht an die Polizei und bleiben häufig auch medizinisch unversorgt mit oft dauerhaftem Schaden für Leib und Seele“, berichtet Ute Pfaff-Hamann, Gleichstellungsbeauftragte des Main-Kinzig-Kreises. „Das kann zu erheblichen gesundheitlichen Problemen führen, neben den psychischen Belastungen besteht die Möglichkeit einer Schwangerschaft und die Übertragung von Geschlechtskrankheiten“, führt Andrea Pillmann von der Stabsstelle Prävention der Stadt Hanau an. Die Projektverantwortlichen freuen sich, dass mit dem voraussichtlich im Herbst beginnenden Angebot eine Versorgungslücke geschlossen werden kann.

Eine Anzeige über den Kopf der Betroffenen hinweg werde es nicht geben, es gilt die ärztliche Schweigepflicht, an erster Stelle stehen die Gesundheit und das weitere Wohlergehen der betroffenen Menschen. Frauen und Mädchen können sich nach einer Vergewaltigung medizinisch versorgen lassen und auf Wunsch eine vertrauliche Spurensicherung durchführen lassen, ohne eine Anzeige bei der Polizei zu erstatten. In den Kliniken liegen entsprechende Untersuchungskits und Dokumentationsbögen zur gerichtsverwertbaren Befunderhebung bereit. Im Anschluss an die Untersuchung werden die Materialien ein Jahr lang in der Rechtsmedizin gesichert, so lange keine Anzeige erfolgt, stehen die Behandelnden unter Schweigepflicht.

Wollen die Betroffenen zu einem späteren Zeitpunkt die Polizei einschalten, können die gesicherten Materialien und Spuren genutzt werden und die Ärzte werden von ihrer Schweigepflicht entbunden. Kommt es nicht zur Anzeige wird das Material nach einem Jahr entsorgt. Auch Jungen und Männer werden vergewaltigt – das hier beschriebene Angebot kann auch von ihnen genutzt werden. Im Fokus der Versorgung stehen aufgrund der hohen Betroffenenzahlen Frauen und Mädchen. Die Zahlen sprechen für sich, im Jahr 2011 gab es im Main-Kinzig-Kreis, inklusive der Stadt Hanau 29 Fälle von sexueller Nötigung beziehungsweise Vergewaltigung. Im darauffolgenden Jahr waren es insgesamt 31 Fälle und 2013 sind 40 Fälle bekannt.

Unterstützung erfährt das Projekt vom Netzwerk gegen Gewalt, die Gewaltpräventionsinitiative der Hessischen Landesregierung. Neben den Kliniken beteiligen sich die Beratungsstellen: pro familia Hanau und Schlüchtern, der Sozialdienst katholischer Frauen in Bad Soden-Salmünster, die beiden Beratungsstellen der Vereine Frauen helfen Frauen aus Hanau und Wächtersbach sowie die Lawine in Hanau, die Hanauer Hilfe und der Weiße Ring. Unter www.soforthilfe-nach-vergewaltigung.de finden Interessierte sowie Hilfesuchende ausführliche Informationen über das Programm. +++ fuldainfo

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Bild: pixelio.de