Zukunftswerkstatt für die Innenstadt geplant

Workshop des Runden Tisches zeigt Perspektiven auf

Mit einer Zukunftswerkstatt wollen die Akteure des „Runden Tischs Innenstadt“ nachhaltige Perspektiven für Handel und Gastronomie in Fulda aufzeigen und konkrete Schritte zu einer Steigerung der Attraktivität und Frequenz in der Innenstadt angehen. Dies ist eines der Ergebnisse des Online-Workshops, den der „Runde Tisch“ bei seinem ersten Treffen unter Moderation von Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld initiiert hatte. Der Workhop stand unter externer Begleitung durch Boris Hedde, Geschäftsführer des Instituts für Handelsforschung (IFH) in Köln.

Hedde stellte zu Beginn des dreistündigen Online-Workshops, an dem lokale Akteure unter anderem aus den Bereichen Industrie- und Handelskammer, Handwerk, Citymarketing, Hauseigentümer, Medien und Stadtmarketing sowie OB Wingenfeld teilnahmen, die Ergebnisse der Studie „Vitale Innenstädte 2020“ vor, für die insgesamt 58.000 Interviews in verschiedenen Städten – darunter auch Fulda – geführt wurden. Die Ergebnisse sind auch als Grundlage für die Überlegungen in Fulda interessant. So wurde beispielsweise deutlich, dass die Attraktivität der Innenstädte auch ein demografisches Thema ist: Die regelmäßigen Besucherinnen und Besucher in den Innenstädten werden immer älter, gerade Jüngere kaufen dagegen vermehrt im Internet ein. Zwar ist der Einkauf nach wie vor die Hauptmotivation, um Innenstädte aufzusuchen, doch der Besuch der Gastronomie sowie die Freizeitgestaltung und die Nutzung kultureller Angebote gewinnen immer mehr an Bedeutung, gerade auch bei den jüngeren Zielgruppen.

So sei die Innenstadt für 84 Prozent der Befragten – und zwar über alle Altersgruppen hinweg – in erster Linie ein „Ort zum Wohlfühlen und Leute treffen“. Das Thema Einkaufen und Versorgen stehe erst an zweiter Stelle. Auch das Thema „Wohnen in der Innenstadt“ werde zunehmend wichtiger. Das Fazit ist klar: „Ohne attraktiven Handel gibt es keine attraktive Innenstadt, doch alleine kann er es nicht richten.“ Vor allem der Faktor „Erlebnisqualität“ sei eine wesentliche Stellschraube, mit der Innenstädte attraktiver gemacht werden können, so Hedde. Einzelhandel, Freizeit und Kultur, Sehenswürdigkeiten, Gebäude, Veranstaltungen – alle diese Elemente gemeinsam ergeben die „Erlebnisqualität“ einer Stadt. Fulda sei da durchaus gut aufgestellt und im Vergleich zu vielen anderen Städten noch in einer privilegierten Lage, doch sei es konsequent und richtig, sich rechtzeitig über Strategien Gedanken zu machen, bevor ein massives Leerstandsproblem auftauche.

Dabei seien Aktionismus und einmalige Aktionen fehl am Platze, betonte Hedde: Ohne einen lokalen Masterplan hätten die Bemühungen um eine nachhaltige Belebung der Innenstadt und eine dauerhafte Frequenzsteigerung für den innerstädtischen Handel keinen Erfolg. In mehreren Abschnitten des Workshops entwickelten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dann Ideen, wie Besucherfrequenz, Aufenthaltsdauer und Aufenthaltsqualität auch kurzfristig erhöht werden können. Auch mittel- und langfristige Strategien spielten in den Überlegungen eine Rolle, eines der Stichworte lautete hier „Digitaler Alltagsbegleiter“. Aufmerksam verfolgten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch Beispiele aus Städten wie Köln, Mönchengladbach oder Bremen, wo zum Beispiel digital vernetzte Stadtviertel-Händler oder spezielle Abholstellen für online georderte Kleidung mit Eventcharakter erfolgversprechende Ansätze liefern.

Einig waren sich die Akteure des Runden Tisches, dass die umfangreichen Aktivitäten während des Jubiläumsjahres 2019 sowie die Aktionen während des vergangenen Sommers unter dem Eindruck der Corona-Pandemie in die richtige Richtung zielen, um die Innenstadt nicht nur als Handelsstandort, sondern vor allem als Erlebnisraum erfahrbar zu machen. Vor dem Hintergrund der jüngsten Verlängerung des Lockdowns kündigte OB Wingenfeld zudem als kurzfristige Maßnahme an, dass die Stadt den Fuldaer Einzelhandel und die Gastronomie bei der Werbung für Online-, Liefer- und Abholangebote aktiv unterstützen werde. Bei der längerfristigen Strategie der Zukunftswerkstatt seien alle Akteure der Innenstadt – weit über den Kreis des Runden Tisches hinaus – aufgerufen, Vorschläge zu entwickeln und Ideen mit einzubringen. +++ pm