
Sich in Position bringen. Der Konkurrenz ein Signal senden, mit uns ist nach wie vor zu rechnen. Das haben die Spieler des TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell geschafft am Montagabend. Mit 3:1 gewannen sie im Hessenderby beim TTC OE Clarity-Tel.Systems Bad Homburg. Ein erwartbarer Erfolg. Genommen musste die Hürde dennoch erstmal; vor allem, wenn man berücksichtigt, was in dieser „verrückten“ Saison so alles passiert. Fulda-Maberzell ist jetzt Fünfter der Bundesliga-Tabelle - und damit in Reichweite der ersten Vier, die später zur Teilnahme an den Play-offs berechtigen.
Im Eröffnungseinzel bewies der 37-jährige Ruwen Filus, was nach wie vor in ihm steckt, welche Qualitäten er für sein Team nach wie vor besitzt - und, vielleicht das größte Charakteristikum, dass immer auf ihn Verlass ist. Er rang den Japaner Jo Yikitana mit 3:1-Sätzen nieder. Und Filus erwischte einen goldenen Start: mit sage und schreibe 7:0 lag er im Ersten vorn - so, dass sich viele in der Wingert-Halle die Augen rieben. Erst dann macht Yokotani seinen ersten Punkt. Filus zieht auf 8:1 und 9.2 davon. Beim 10:3 hat er sieben Satzbälle. Auch wenn er seine ersten vier nicht nutzt, der fünfte sitzt. 11:7 für Filus. Welch eine Vorstellung.
Der Zweite verläuft mehr oder weniger ausgeglichen. Obwohl Filus zunächst 4:1 führt. Dann macht Yokotani einige Punkte in Folge. Er liegt mit 6:5, dann mit 7:5 vorn. Filus muss dranbleiben. Und er tut es. 8:8. 9:9. Ruwen hat beim 10:9 gar Satzball. Doch Yokotani bemüht das, was allen Asiaten innewohnt: Sie sind zäh und kämpfen. Der Japaner hat beim 11:10 seinerseits Satzball - und er holt sich den Zweiten. Mit 12:10. Im Dritten deutet sich beim 6:6 das an, was so oft zählt im Spitzensport: die mentale Verfassung entscheidet. Filus liegt mit 8:7 in Front. Yokotani gleicht aus. Dann hat Filus erneut zwei Satzbälle. Der Japaner wehrt den ersten ab - aber der Fuldaer heftet den Dritten an sein Revers. 11:9.
Im Vierten führt Filus rasch 5:0. Yokotani kommt heran. Die Zuschauer riechen die Spannung. Und sie saugen sie auf. Und die Mehrheit will, dass der Japaner den Satz gewinnt. Wieder 6:6. Crunchtime. Jeder der Beiden braucht noch fünf Punkte: Yokotani, um nach Sätzen auszugleichen - Filus, um das Match zu gewinnen. 8:8 - die Halle wird zum Tollhaus. Denn es wird dramatisch. 10:8 - zwei Satzbälle für Yokotani. Doch was macht Filus? Er gleicht aus. Keines der Fuldaer Fanclub-Mitglieder bleibt sitzen. 11:10 Yokotani. Filus egalisiert wieder. Beim 12:11 besitzt Yokotani seinen vierten Satzball. Filus aber gibt nicht klein bei - er zeigt seinem Kontrahenten: So leicht kriegst du mich nicht. 12:12. Und nach dem folgenden Punkt hat Filus Matchball - 13:12. Den nutzt er zum 14:12. Alle, die es mit Fulda meinen, sind aus dem Häuschen. 1:0 für Maberzell.
Dann folgt das Match, das Jonathan Groth unter Wert bestreitet, sein Kontrahent Juan Perez dafür umso stärker - Perez es mit 3:1-Sätzen für sich entscheidet und zum 1:1 zwischen Bad Homburg und Fulda-Maberzell führt. Der 22-jährige Perez, der in Tarifa, dem südlichsten Ort des Festandes der iberischen Halbinsel aufgewachsen ist, liegt im Ersten ständig vorn - Groth läuft hinterher. 7:5 führt Perez. „Komm, Jonathan auf“, mag man als Botschaft des Aufmunterns hören. Ehe der Spanier beim 10:5 fünf Satzbälle hat. 11:5 endet der Erste.
Vor dem Zweiten weiß Groth, dass er was ändern muss. Und er tut es. Er zieht den Durchgang auf seine Seite. 5:1 und 7:4 führt er. Er gibt ihn nicht mehr her, den zweiten Satz. Beim 10:6 hat Groth vier Satzbälle. Perez kommt nochmal. Am Ende des Zweiten aber steht es 11:8 für Groth - und 1:1 nach Sätzen.
Die beiden folgenden Sätze aber muss Jonathan Groth abgeben. Den Dritten wieder mit 5:11 recht glatt - und der Vierte entwickelt sich erneut zur Knautschzone der Spannung. Groth, der diesen Satz braucht, führt zunächst 3:1. Dann 5 :5. 6:6. 7:7. Bis „Maberzells verlorener Sohn“ mit 8:7 vorn liegt. Doch beim 10:8 hat Perez zwei Matchbälle. Groth antwortet. 10:10. Da hat Perez Matchball Nummer drei, 11:10. Spätestens jetzt wird so manchem klar, dass es in Bad Homburg nicht nur eine Spielbank gibt - auch in der Wingert-Halle herrscht Spannung bis unter die Haarspitzen. Und Perez schnappt sich auch den Vierten. Mit 12:10. 1:1 zwischen Bad Homburg und Fulda.
Nach der Pause kommt Dima - Sportler und Mensch mit Herz. In einem. Er besiegt den Ungarn Csaba Andras glatt in Dreien - und bei der Eindeutigkeit seines Erfolges könnte man meinen, Dima kommt und geht gleich wieder. 11:8, 11:6 und 11:9 lauten seine Satzgewinne. Der ehemalige Weltranglisten-Erste Ovtcharov macht eigentlich das, was er immer macht: Er holt Punkte im entscheidenden Moment. Dann, wenn es wichtig ist. Von 7:7 im Ersten zieht er bis auf 10:7 davon. Andras wehrt den ersten Satzball ab - Dima aber schnappt sich den Durchgang. 11:8. Der Zweite ist so schnell erzählt, dass es fast keiner Worte bedarf. 5:1. 8:2. 10:5. Fünf Satzbälle. 11:6 für Dima.
Und der Dritte, der könnte ein Spiegelbild seines Ich sein, des besessenen Sportlers Ovtcharov. Er lässt sein Herz auf der Platte. Entschlossenheit und Siegeswille sprechen aus seinen Augen. 7:5 liegt Andras vorn. Auch 8:6. Und, ihr Fuldaer, wer glaubt noch an Dima? Wetten, er kommt noch … Dima gleicht aus. 8:8. Jetzt hat er ihn. Dima geht 9:8 in Führung. 10:8 - zwei Matchbälle. Den ersten wehrt der Ungar ab. Nicht aber den zweiten. Dima gewinnt in Dreien. Noch Fragen?
Und Jonathan Groth? Der will ja noch sein anderes Gesicht zeigen. Das wahre. Im vierten Einzel des Abends trifft er auf Yokotani - und Groths Reaktion ist beeindruckend. Er siegt in Vieren. Beweist Charakter- und Willensstärke. Er will es wissen. 6:0 führt er im Ersten schon. Der Japaner kommt heran. Groth aber kontert. Von 7:4 katapultiert er sich zum 10:5. Endstand des Ersten: 11:5.
Im Zweiten ist wieder einmal Dramatik zu Besuch in der Halle. Dieses Mal muss sich Groth herankämpfen. Erst bis zum 5:6. Yokotani aber zieht auf 9:7 weg. Zarte Hoffnung bleibt. Und Groth gleicht zum 9:9 aus. Und hat beim 10:9 gar Satzball. Der Japaner aber lässt sich nicht lumpen. Hat beim 11:10 seinerseits Satzball. Und schnappt sich den Zweiten mit 11:10. Groth lässt sich aber anschließend nicht mehr aus der Bahn werfen. Er gibt fortan wieder die Richtung vor. Zunächst steht es 5:5 im Dritten. Doch Groth zieht davon. 8:5. 9:6. Beim 10:7 hat er drei Satzbälle. Mit 11:7 holt sich der Däne seinen zweiten Satz. Ehe er im Vierten so richtig auftrumpft und zeigt, was in ihm steckt. 5:0 liegt er schon vorn. Wenig später mit 7:4. Noch vier Punkte braucht er zum Matchgewinn. Und die Zähler holt er sich. Beim 10:5 hat er drei Matchbälle. Gleich der erste sitzt. 11:5. Es ist 21.50 Uhr in Bad Homburg. Zwei Stunden und 45 Minuten Spielzeit. Der TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell hat 3:1 gewonnen in Bad Homburg.
Zehn Mitglieder des Fanclubs „RhönSprudel Power“, die Fulda-Maberzell seit vielen Jahren unterstützen, sind mit vor Ort. Wie sie oft, unterhalten sie sich nachher mit Spielern und führen angenehme Gespräche. Das Verhältnis des Gebens und Nehmens geht auf. Sie wissen es ja, aber sie tun es immer wieder: Die Spieler sind sehr umgänglich, keinesfalls „abgehoben“, vielmehr sehr bodenständig. Auch diese Botschaft kommt an.
Jetzt gönnt sich die Bundesliga eine kleine Pause. Nächstes Spiel des TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell: Sonntag, 26. Oktober. Dann gibt es wieder sehr unterhaltsames, ansprechendes und spannendes Tischtennis in der Hubtex Arena. Zu Gast ist der ASC Grünwettersbach, Beginn: 17 Uhr. Gelegenheit, weiteren Boden gutzumachen gegen den Tabellennachbarn. Sich in Position zu bringen. Und eine kleine Geschichte im Saisonverlauf anzufügen.
Die Übersicht
Jo Yokotani - Ruwen Filus 1:3 (7:11, 12:10, 9:11, 12:14)
Juan Perez - Jonathan Groth 3:1 (11:5, 8:11, 11:5, 12:10)
Csaba Andras - Dima Ovtcharov 0:3 (8:11, 6:11, 9:11)
Jo Yokotani - Jonathan Groth 1:3 (5:11, 12:10, 7:11, 5:11) +++ rl
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