
Der Deutsche Städtetag hat Bund und Länder aufgefordert, den Schutz obdachloser Menschen vor zunehmender Hitze stärker in den Fokus zu rücken. Hauptgeschäftsführer Christian Schuchardt erklärte gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, die steigende Zahl obdach- und wohnungsloser Menschen sei besorgniserregend. Der vom Bund geplante „Nationale Aktionsplan Wohnungslosigkeit“ solle das Thema Hitzeschutz stärker berücksichtigen. „Auch Bund und Länder können konkrete Maßnahmen verabreden. Das darf nicht nur an den Kommunen hängenbleiben“, so Schuchardt. Ziel des Aktionsplans ist es, Wohnungslosigkeit in Deutschland bis 2030 zu überwinden.
Unterstützung für diese Forderung kommt auch vom Deutschen Roten Kreuz (DRK). Dessen Präsidentin Gerda Hasselfeldt sprach sich für ein ausreichendes Angebot an hitzeresistenten Notunterkünften aus. Zudem sollten aufsuchende Hilfsangebote wie sogenannte DRK-Hitzebusse, die in mehreren Städten bereits im Einsatz sind, verstärkt gefördert werden. Diese könnten angesichts steigender Hitzetage einen wichtigen Beitrag zum Gesundheitsschutz leisten.
Auch der Deutsche Caritasverband fordert verstärkte Anstrengungen. Präsidentin Eva Welskop-Deffaa verwies auf die besondere Gefährdung obdachloser Menschen an heißen Tagen. In vielen Städten gebe es bereits Hilfen wie Arztmobile oder Wasserverteilung. Diese Angebote müssten vor allem an Bahnhöfen gesichert und ausgebaut werden. Ergänzende Einrichtungen wie Waschmaschinenräume oder Kulturtreffs könnten helfen, Verwahrlosung vorzubeugen und Empathie in der Bevölkerung zu fördern. Welskop-Deffaa warnte zugleich vor Forderungen nach einer Verdrängung obdachloser Menschen aus dem Stadtgebiet, wie sie derzeit in den USA präsidiale Unterstützung erfahren.
Die Forderungen stehen im Zusammenhang mit den Folgen der menschengemachten Erderwärmung. Seit den 1950er-Jahren hat sich in Deutschland die durchschnittliche Zahl der Hitzetage pro Jahr auf 11,5 verdreifacht. Ohne deutliche Reduzierung der Treibhausgasemissionen könnten zwischen 2071 und 2100 beispielsweise in Berlin 20 bis 35 Hitzetage pro Jahr auftreten. Die Einhaltung der Pariser Klimaziele könnte diesen Wert auf zehn bis 16 Tage begrenzen. +++
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