
Wieder einmal sind die Kicker der SG Barockstadt in einer Situation, die man als Chance begreifen kann: Geht‘s nach oben in der Tabelle der Regionalliga Südwest - oder tritt das Team, tabellarisch gesehen, auf der Stelle? Die Hausaufgabe am Samstag in der Johannisau (Spielbeginn 14 Uhr) gegen den von Ex-Profi Olaf Janßen trainierten ehemaligen Zweitligisten SV Sandhausen gibt Aufschluss darüber. Die SGB strebt ihren zweiten Heimsieg der Saison an.
Zur Situation: Die SGB und der SV Sandhausen sind in einem Fünfer-Feld, zu dem auch die hessischen Traditionsclubs Kickers Offenbach und der KSV Hessen gehören, punktgleiche Tabellennachbarn - beide haben 13 Punkte auf dem Konto. Überhaupt, und das zieht sich wie ein roter Faden durch Deutschlands Ligen (von den Kreisligen abgesehen), ist das Feld der Regionalliga Südwest äußerst ausgeglichen. So beträgt die Differenz vom Tabellendritten, der U23 des Bundesligisten Mainz 05, und dem 14. - eben jenem SV Sandhausen - gerade mal sieben Punkte. Bei der Drei-Punkte-Regelung kann das Feld mithin schnell anders aussehen.
Es ist wichtig aus Sicht der SG Barockstadt, die Heimbilanz aufzupolieren. Auswärts fuhr das Team aus Fulda bisher acht Punkte ein - in der Johannisau nur fünf, bei ebenso vielen Versuchen. Ein Heimsieg steht bislang da, jener gegen den Bahlinger SC (3:0 vom 30. August); Unentschieden sprangen gegen Walldorf und Steinbach Haiger heraus (je 1:1). Fraglos positiv aber: Mit dem 4:1-Sieg in Alzenau am vergangenen Freitag beendete die SGB eine Serie fünf siegloser Spiele in Folge.
Wie schätzt der Trainer die Aufgabe ein? „Es wäre vermessen zu sagen, dass wir der Favorit sind“, sagt Daniyel Cimen, der sich direkt nach Beendigung des Feriencamps meldet, die in den Ferien stets angesagt sind. Sandhausen sei nach wie vor im Findungsprozess, legt der Trainer der SGB nach. Wie stark Sandhausen sei und welche Substanz im Team stecke, das habe es in den Spielen gegen Kickers Offenbach und Großaspach gezeigt. „Wenn sie alles abruft, dann kann Sandhausen durchaus eine Mannschaft sein, die noch zu den Top-Teams der Liga zählen kann. Wir tun gut daran, sie nicht zu unterschätzen oder am Tabellenplatz zu messen.“
Was seine SGB betrifft, bleibt Cimen sachlich und bei sich. „Wir sind auf einem guten Weg. Die Entwicklung ist nie so wirklich abgeschlossen.“ Das Spiel mit Ball hat sich deutlich verbessert. „Die Mannschaft hat in der Englischen Woche gezeigt, dass sie vorangekommen ist.“ Fünf Zähler blieben in drei Spielen: jeweils ein 1:1 gab es gegen Steinbach Haiger und in Offenbach - und drei zum Abschluss in Alzenau. „Das letzte Spiel war nicht ganz so toll, aber wir konnten es mal ziehen. Und haben im richtigen Moment die Tore gemacht.“ Mit der Punktausbeute und der Enwicklung im Gesamten ist Cimen zufrieden. „Wir brauchen am Samstag Mut und Geradlinigkeit im Spiel nach vorne“, betont der Coach, „es ist wichtig, dass wir im Spiel mit Ball unsere Angriffe zu Ende spielen“. Die personelle Situation ist sehr gut bei der SGB. Es gibt derzeit keine verletzten oder angeschlagenen Spieler. Auch Max Stadler ist wieder fit.
Noch einmal zum Kontrahenten. Sandhausen habe, vor allem anfangs der Saison, ein „gewisses Verletzungspech“ gehabt. Viele Gründe hätten dazu geführt, „um schon einmal in so eine Spirale reinzurutschen“. Viele neue Spieler, mit Olaf Janßen auch ein neuer Trainer. Ach ja, da ist ja noch Pascal Testroet. Der ehemalige Zweitligaspieler mit Stationen in Bielefeld, Dresden oder Ingolstadt hat bereits neun Tore erzielt und liegt auf Platz zwei der Torschützenliste. „Ich weiß nicht, ob wir ihn komplett aus dem Spiel nehmen können“, orakelt Cimen.
Was den Vergleich am Samstag so interessant macht: mit Olaf Janßen, dem Trainer des SV Sandhausen, ist eine Größe des deutschen Fußballs zu Gast in der Johannisau. Hier weht durchaus ein bisschen Bundesliga-Luft. Janßen, der erst am Mittwoch seinen 59. Geburtstag feierte, bestritt für den 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt 241 Bundesligaspiele. Seine Blütezeit durchlebte er beim „Effzeh“ an der Seite von Thomas Häßler oder Pierre Littbarski. Janßen, der sein Bundesliga-Debüt in Köln 1985/86 gegen Borussia Dortmund gab, erreichte in dieser Saison auch das UEFA-Pokal-Finale gegen Real Madrid. 1989 und 1990 wurde er mit dem Effzeh Deutscher Vize-Meister, 1991 stand er im DFB-Pokal-Finale.
Zahlreiche Stationen und Erfolge schmücken seine Vita. In Frankfurt war er Scout, schloss sich der „Soccer Collection“ an, arbeitete als „Co“ bei 1860 München, als Sportdirektor in Essen, war Berti Vogts’ Assistenztrainer der Nationalmannschaft von Aserbeidschan, Cheftrainer bei Dynamo Dresden, Co-Trainer und für kurze Zeit „Chef“ beim VfB Stuttgart, bei St. Pauli war er tätig, dem VfL Wolfsburg und Hertha BSC Berlin - und so manches mehr. Ehe es A-Lizenz-Inhaber Janßen als Trainer nach Sandhausen verschlug, war er für Viktoria Köln tätig. Zum zweiten Mal. Insgesamt war Janßen viereinhalb Jahre Trainer am Rhein. Ach ja, Europameister war er auch. 1984 mit der U16-Nationalmannschaft des DFB. +++ rl
Hinterlasse jetzt einen Kommentar