Ob er denn mit dem Spiel zufrieden gewesen sei, dazu sollte sich ein Zuschauer und gewiss auch Anhänger der SG Barockstadt Fulda-Lehnerz auf seinem Nachhauseweg äußern. „Mit dem Ergebnis“, antwortete er. Knapp. Vielsagend. Schmunzelnd. Er hatte, wie 1.263 Zuschauer, das 1:1 der SGB gegen Astoria Walldorf miterlebt. Auf acht Punkte aus den vier ungeschlagenen Spielen können sich die Spieler der SGN nun stützen. Zehnter bleiben sie in der Tabelle. Am nächsten Samstag führt die Reise wieder mal in den Schwarzwald; zur U23 des Bundesligisten SC Freiburg, die gar nicht so recht in Tritt kommt in dieser Regionalliga-Saison, geht‘s dann.
Mit dem Spiel nicht, darf man ja schlussfolgern aus der Bemerkung des Zuschauers. Recht hat er irgendwie. Und eigentlich trafen seine drei Worte den Nagel auf den Kopf. Das Ergebnis gehe „insgesamt in Ordnung“, bewertete Daniyel Cimen den Ausgang. Dabei war der Auftritt der Mannschaft des Fuldaer Trainers - zumindest in den ersten 40 Minuten - gar nicht toll. Die SGB arbeitete zunächst nicht so als Team, die zu großen Abstände zwischen den Mannschaftsteilen waren wieder ein Thema. Beim Umschalten von der Defensive in die Offensive fragte man sich, wie soll da ein Tor fallen? Hatte Keeper Justin Duda den Ball, sahen sich drei oder vier Fuldaer stets einer gehörigen Walldorfer Überzahl gegenüber. Der SGB-Coach meinte, das sei in erster Linie der spielerischen Stärke des Kontrahenten geschuldet. Wie immer, liegt die Wahrheit wohl in der Mitte.
Walldorf war von Beginn an wacher und aktiver. „Wir haben in der ersten Halbzeit guten und schönen Fußball gespielt. Wir haben gut den Ball laufen lassen“, bemerkte Gäste-Trainer Andreas Schön. Besonderes Pech hatte die Astoria, als Fuldas Innenverteidiger Aaron Frey einen Walldorfer Spieler elfmeterreif attackierte (12.). „Ich habe jetzt sechs Spieltage meinen Mund gehalten“, sagte Schön später in Bewertung dieser Szene … „Wir hätten uns nicht beschweren können“, meinte gar Daniyel Cimen.
Kurz zuvor ging Zors Linksschuss knapp über die Kiste (10.) - und rettete der erneut starke Marius Grösch nach Kendlers Eingabe (11.). Dass Milian Habermehl zeitig für Frey kam (18.), half dem an diesem Tag wohl mehr, als dass er sich hätte ärgern müssen. Auch die SGB hatte in dieser aus ihrer Sicht nicht guten Phase eine Möglichkeit, als Dittmann rechts durch war, Gäste-Keeper Mario Schragl an die scharfe Eingabe noch rankam - vor Korzuschek, der aber nochmals eine Chance bekam, verzögerte, aus der Drehung schießen wollte und dies auch hätte tun sollen, den Abschluss aber verpasste.
Weil Walldorf aber - und das ist ja das Entscheidende im Fußball - weder Tempo noch Zielstrebigkeit in seine Aktionen im letzten Drittel bekam, blieb die SGB im Spiel. Und sie nutzte das. Und legte furiose Schlussminuten im ersten Durchgang hin. Zunächst scheiterte der arbeitsame und wichtige Teamplayer Moritz Reinhard an Schragl (41.), dann verpasste „Korzu“ ein zweites Mal den Abschluss (45.), bis er Sekunden später eine dritte Chance bekam, als er geschickt verzögerte, mit links schoss, sich Schragl aber freute (45.+1).
Sekunden später folgte das 1:0 - das die SGB nach dem Verlauf der ersten Hälfte eigentlich gar nicht verdient hatte. Aber so ist eben Fußball. Praktisch aus dem Nichts Nichts legte der Gastgeber furiose Schlussminuten hin. Schmitt warf Reinhard an, der legte zurück zu Pomnitz, der Dittmann mit genialem Auge im Strafraum anspielte, Dittmann machte fußballerisch Grandioses, drehte sich mit schnellem Haken vom Tor weg zur Grundlinie - und passte scharf zurück, wo Keanu Kraft eingelaufen war und direkt per Flachschuss vollendete. Pomnitz und Dittmann machten in dieser Szene fußballerisch Großes - manche lernen so etwas nie.
Im zweiten Abschnitt trat der Gastgeber mit besserer Körpersprache auf, wurde präsenter und mit Ball mutiger - ohne als Team gut zu sein. Dennoch: Die SGB besaß zwei sehr gute Chancen, das zweite Tor zu erzielen. Die erste: Freistoß Schmitt aus dem Halbfeld, am zweiten Pfosten erreicht sie Besso, der verwertet den nicht einfach zu nehmenden Ball und bringt ihn noch gefährlich vors Tor - der Gast rettet vor der Linie (52.). Drei Minuten später die noch bessere: Dittmann zog, von Reinhard in Szene gesetzt, frei und in halbrechter Position auf Walldorfs Tor zu - legte sich die Kugel aber zu weit vor, so dass Schragl rettete.
Walldorfs Vortrag hatte im zweiten Abschnitt zwar nicht mehr den fußballerischen Wert wie zuvor - der Gast aber blieb dran, war stets arbeitsam und hartnäckig. Mendelssohn Abschluss ging parallel zur Torlinie entlang (56.), Grösch rettete per Kopf (58.), Waack traf in aussichtsreicher Position die Kugel nicht so richtig (62.), und sein Linksschuss ging übers Tor (77.). Die SGB sah man im Spiel kaum noch, schon gar nicht konstruktiv, und das Spiel sah im Gesamten wild und zerfahren aus. Bis Minute 80 kam: Fuldas eingewechselter Rechtsverteidiger Arlind Iljazi ließ Walldorfs starkem Linksfuß Lennart Grimmer zu viel Platz, Iljazi verhielt sich auch taktisch falsch, ließ Grimmer entwischen - der flankte straff, und der ebenso eingewechselte Jacob Gollmann traf per Kopf wuchtig zum verdienten Ausgleich.
Später zeigte Iljazi, dass er es mit Ball besser kann. Hinter seine stramme Flanke an den zweiten Pfosten bekam der eingewechselte Neuzugang Marvin Pourié keinen Druck (90.). Ehe Pourié in der Nachspielzeit noch Gelb-Rot bekam - seine Reaktion schien ebenso unnötig wie die des äußerst unglücklichen Schiedsrichters. Egal, die SG Barockstadt hatte sich einen weiteren Punkt erarbeitet.
SG Barockstadt: Duda - Besso, Grösch, Frey (18. Habemehl) - Kraft (77. Campman), Schmitt (59. Hillmann) - Sarpei, Pomnitz - Korzuschek (77. Iljazi), Dittmann - Reinhard (59. Pourié)
Astoria Walldorf: Schragl - Goß, Egel, Lässig - Fahrenholz (70. Riehle), Maroudis (54. Erbe), Waack, Grimmer, Zor (84. Harizaj), Carl, Kendel (70. Collmann)
Schiedsrichter: Tobias Ewerhardy
Zuschauer: 1.263
Gelb-Rot: Marvin Pourié (90.+5) +++ rl
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